Ein Großteil der aktuellen Fruchtbarkeitsforschung und -information konzentriert sich auf Frauen. Ein immer stärkeres Augenmerk richtet sich aber mittlerweile auch darauf, welche Vorteile es für die männliche Fertilität haben kann, Stress zu vermeiden. Mit wachsendem Stress kann nämlich der Testosteronspiegel sinken. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es Möglichkeiten für den Mann gibt, das Stress-und Angsthormon Cortisol in den Griff zu bekommen.
Männliche Unfruchtbarkeit
In der medizinischen Fachwelt ist schon seit Langem bekannt, dass Unfruchtbarkeit auch den Mann betreffen kann, die große Öffentlichkeit ist aber immer noch nicht bereit, männliche Infertilität gebührend anzusprechen. Dabei sind Ernährung, körperliche Gesundheit und Spermienqualität nur einige jener Faktoren, die Männer mit Kinderwunsch beachten müssen. Wichtig ist vor allem, dass der Mann überhaupt eine Erektion bekommt, um genügend Spermien für eine natürliche oder künstliche Befruchtung bereitzustellen.
Zu den häufigsten Gründen für männliche Unfruchtbarkeit zählen:
- Mangelnde Libido. Ohne Interesse an Sex kommt es weder zu einer Erektion, noch zu einer Ejakulation, die für eine erfolgreiche Zeugung jedoch wichtig ist.
- Kraftloses Sperma. Spermien sind Energiebündel. Kräftige Bewegungen sind nötig, um zur Eizelle zu gelangen, deren Membran zu durchdringen, und sie zu befruchten.
- Mangelnde Spermienmenge. Eine höhere Dichte an Spermien erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Befruchtung der Eizelle kommt.
- Niedrige Testosteronwerte. Ein Testosteronmangel bringt das Gleichgewicht an männlichen Hormonen durcheinander, das für die Spermienproduktion in den Hoden erforderlich ist.
- Wenige oder schwache Erektionen. Erektile Dysfunktion bzw. Impotenz kann auch jene Männer unfruchtbar machen, die eine starke Libido, qualitativ hochwertige Spermien und einen gesunden Testosteronspiegel aufweisen.
Cortisol und Testosteron
Testosteron allein lässt die Spermienmenge nicht ansteigen. Ebenso wenig setzen niedrige Testosteronwerte automatisch die Spermienproduktion lahm. Testosteron hat allerdings einen großen Einfluss auf die Hirnsignale, die an die Hoden geschickt werden, um Samenzellen herzustellen. Ironischerweise kann auch zu viel Testosteron dafür sorgen, dass die Spermienproduktion eingestellt wird.
Bei Cortisol handelt es sich um ein Steroid, das in den Nebennierendrüsen entsteht und als hormonelle Reaktion auf Stress ausgeschüttet wird. In niedrigen Dosen kann das Hormon, wenn es in die Blutbahn gelangt, tatsächlich die Wundheilung beschleunigen und wird auch als Präparat bei Allergien verschrieben. In übermäßigen Mengen wiederum kann Cortisol verheerende Folgen haben, wie beispielsweise eine Schwächung des Immunsystems und Knochenschwund, der zu Osteoporose führen kann.
Hohe Cortisolspiegel gelten auch als Risikofaktor für eine optimale Spermienproduktion. Aggressive oder exzessive körperliche Belastung kann die Werte in die Höhe treiben und damit auch unerwünschte Nebenwirkungen auslösen. Auch Angststörungen und selbst längerer Kontakt mit einem feindseligen Umfeld können den Cortisolspiegel ansteigen, und die Testosteronwerte sinken lassen.
Stress lindern heißt Fruchtbarkeit steigern
Egal, ob ein persönlicher Kinderwunsch existiert, oder über eine Spermienspende nachgedacht wird: Wichtig ist eine positive Grundhaltung. Dennoch können die Belastungen des Alltags und einschneidende Erlebnisse auch die besten Absichten zunichtemachen. Um fruchtbar zu bleiben, muss der Mann Stress reduzieren oder diesen idealerweise ganz beseitigen, wo immer es möglich ist.
Ein unerfüllter Kinderwunsch und die dahinterstehende Erwartungshaltung können oft Stress in der Beziehung verursachen. In Kombination mit einem hektischen Alltag und beruflichem Leistungsdruck kann die Libido und das Sexualleben leiden, bevor überhaupt etwas passiert ist. Diese Abwärtsspirale dreht sich immer weiter, sobald das Cortisol beginnt, den Testosteronspiegel und die Spermienmenge zu beeinträchtigen.
Praktische Tipps
Männer können jedoch Maßnahmen ergreifen, um diesen Problemen zu begegnen, und ihre Fruchtbarkeit zu verbessern. Schwere Angststörungen können möglicherweise eine medikamentöse Behandlung erfordern. Bei leichterem Stress kann aber bereits eine Veränderung der Lebensweise helfen. Ob man(n) seinen Kinderwunsch jetzt oder erst später erfüllen will: Regelmäßige Entspannung verleiht Körper und Seele die nötige Kraft für eine erfolgreiche Zeugung.
- Bewegung. Ausdauersport und Gewichtheben setzen natürliche Glückshormone wie Dopamin frei und lindern die Wirkung von Cortisol, wenn es zu Stress kommt.
- Meditation ordnet die Gedanken auf natürliche Weise, schafft Klarheit und verleiht die nötige Kraft, um lange Arbeitstage und Leistungsdruck besser zu meistern.
- Ätherische Öle. Ätherische Öle wie Lavendel-, Eukalyptus- und Grapefruit-Öl können in Stresssituationen akute Linderung verschaffen.
- Soziale Kontakte. Direkter sozialer Kontakt, der nicht über Smartphone oder Social Media erfolgt, bietet ein Gefühl der Sicherheit und ermöglicht ein offenes Ohr für Sorgen und Probleme.
Sie können sich kaum vorstellen, wie sehr Stresslinderung die Fruchtbarkeit steigern kann. Informieren Sie sich über Entspannungs- und Problemlösungstechniken, um Ihre Beziehung zu verbessern und Ihr soziales Netz zu stärken. Auf diese Weise werden Sie auch zu einem besseren Vater, sobald sich die Bemühungen um Ihre Fruchtbarkeit ausgezahlt haben.