Make-up für Frauen ist ein Riesengeschäft, mit dem jedes Jahr Millionen gemacht werden. Biologen glauben inzwischen, dass sie besser verstehen, warum Rouge, ein Produkt, das die Röte im Gesicht der Frauen hervorhebt, so anziehend ist: Ein gerötetes Gesicht könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Frau gerade einen Einsprung hat und sich in ihrer fruchtbarsten Phase befindet.
Wissenschaftliche Studien zu weiblichem Erröten
Eine wissenschaftliche Studie, die in der Zeitschrift PLOS ONE veröffentlicht wurde, hat die Gesichter von 22 Frauen im gebärfähigen Alter einen Monat lang täglich fotografiert. Um Beleuchtungs- und Farbverschiebungen zu verhindern, wurden die Fotos mit einer Spezialkamera gemacht. Anschließend wurden die Bilder in RGB-Digitalwerte umgewandelt, um die Farbintensität genau zu messen. Es wurde ein Softwareprogramm entwickelt, das zufällig einen Teil der Wange der Frauen auswählte. Diese Daten wurden mit den Messungen des luteinisierenden Hormons verglichen, das Fruchtbarkeit anzeigt.
Obwohl die Wissenschaftler betonen, dass sich der Unterschied in der Gesichtsröte der Frauen im Beobachtungszeitraum nur wenig veränderte, gelang es ihnen doch, eine direkte Verbindung zwischen stärkerer Gesichtsröte und Fruchtbarkeit herzustellen. Im Gegensatz dazu, sanken die Rötewerte auf den Tiefstand, sobald die Menstruation einsetzte.
Eisprung und weibliches Erröten – ein Zusammenhang?
Diese leichten Unterschiede in der Gesichtsfarbe sind für das bloße männliche Auge nicht erkennbar, da Forscher herausfanden, dass sich die Farbveränderung unter dem Grenzwert befindet, den eine Person wahrnehmen kann. Dennoch wird davon ausgegangen, dass dieser entdeckte Zusammenhang zwischen weiblichem Erröten und Eisprung eine entscheidende evolutionäre Funktion erfüllt.
Dr. Hannah Rowland von der Cambridge-Universität, welche die Studie leitete, erklärt: „Frauen kündigen ihren Eisprung nicht an. Sie scheinen jedoch Informationen darüber zu vermitteln, denn in verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass Männer Frauen als attraktiver bewerten, wenn sie gerade ihren Eisprung haben.“
Menschen stellen im Reich der Säugetiere eine Ausnahme dar, denn für gewöhnlich befinden sich Eisprung und Fruchtbarkeit in unterschiedlichen Phasen. Im Gegensatz zu den meisten weiblichen Säugetieren, die ihre Fruchtbarkeit ganz offen durch sichtbare Signale übermitteln, zeigen Frauen keine derartigen Hinweise, dass sie empfängnisbereit sind. Tatsächlich ist es eher so, dass sich viele Frauen selbst nicht genau bewusst sind, wann ihr Eisprung einsetzt oder in welchem Zeitraum sie ihre monatliche Höchstfruchtbarkeit erreichen. Einige Forscher spekulieren, dass die Veränderungen in der Gesichtsröte der Frauen früher einmal viel deutlicher waren, mit der Zeit aber verblasst und die äußeren Anzeichen für Fruchtbarkeit verschwunden sind.
„Ursprünglich dachten wir, dass die Gesichtsfarbe der Frauen ein Zeichen von Fruchtbarkeit sein könnte, wie es bei Primaten der Fall ist, aber diese Studie zeigt, dass Männer diese Zeichen nicht wahrnehmen können“, meint Dr. Hannah Rowland. „Wir glauben aber, dass die Veränderungen in der Gesichtsröte der Frauen ein kleiner Teil in einem großen Puzzle sind.“
Die Farbe Rot und ihre Signalwirkung
Alle männlichen Primaten, Menschen eingeschlossen, werden von der Farbe Rot nachweislich angezogen. Rotes Make-up und sogar rote Kleidung werden manchmal unbewusst von Frauen verwendet, um ihre Fruchtbarkeit sichtbar zu machen.
„Schon in den 1970er Jahren haben Wissenschaftler die Idee aufgegriffen, dass die natürlichen biologischen Signale wie rötere Haut durch künstliche Signale ersetzt oder verstärkt werden können, zum Beispiel durch Kleidung oder Make-up“, beschreibt Dr. Robert Burriss, Psychologe der Northumbria-Universität und Co-Förderer der wissenschaftlichen Studie, welche die Gesichtsröte der Frauen maß.
„Aber selbst, wenn Frauen früher einmal ihren Eisprung angezeigt haben sollten, so scheint dies inzwischen nicht mehr der Fall zu sein.“
Dr. Burriss und Dr. Rowland glauben, dass weibliches Erröten öfter auftritt, wenn sich Frauen in Anwesenheit attraktiver Männer befinden. Dies könnte ein weiterer Hinweis auf den Eisprung, bzw. die Fruchtbarkeit sein.
„Andere Studien haben gezeigt, dass Frauen in ihrer fruchtbaren Phase deutlich eher flirten und andere Anzeichen wie vergrößerte Pupillen aufweisen. Dies geschieht jedoch nur, wenn sie an attraktive Männer denken oder mit ihnen in Kontakt treten“, erklärt Burriss. „Unsere Aufgabe ist es, anhand von weiteren Studien herauszufinden, ob es sich mit weiblichem Erröten ähnlich verhält.“
Dr. Rowland und Dr. Burriss wollten die Erforschung der weiblichen Gesichtsröte ursprünglich schon vor sieben Jahren aufnehmen, mussten damit jedoch warten bis sich die sozialen Netze der Cambridge-Universität ausreichend entwickelt hatten, um genügend Frauen zu finden, die an der Studie teilnahmen.