Forscher stellen fest, dass immer mehr Frauen den Kinderwunsch aufschieben, um sich zunächst der Karriere oder anderen Dingen zu widmen. Aus diesem Grund benötigen sie später häufiger länger, um auf natürliche Weise schwanger zu werden. Das führt dazu, dass sich immer mehr Frauen einer vorzeitigen Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen. Gleichzeitig haben Wissenschaftler beobachtet, dass Unfruchtbarkeit vergleichsweise häufig vorkommt: bei etwa 11 % aller Menschen im reproduktiven Alter. Ironischerweise haben Daten aus neuesten Studien gezeigt, dass einige Kliniken zusätzliche Behandlungen (also Behandlungen, die parallel zu traditionellen Methoden wie einer In-Vitro-Befruchtung (IVF) zur Erhöhung der Schwangerschaftschancen, eingesetzt werden) kostenlos anbieten.
Diese Zusatzbehandlungen werden nicht nur immer öfter angewandt, ihre Wirkung ist nach Angaben von Wissenschaftlern der Oxford-Universität, häufig nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.
Zusätzliche Fruchtbarkeitsbehandlungen
Zusätzliche Fruchtbarkeitsbehandlungen umfassen viele verschiedene Methoden. Darunter fällt etwa die Präimplantationsdiagnostik. Mit dieser Technik werden die Chromosomen der Embryos geteilt und auf genetische Defekte überprüft. Die Autoren Heneghan C, Spencer EA und Bobrovitz N erklären, dass der „Attrappen“-Embryo in diesem Prozess, zusammen mit verschiedenen medizinischen Behandlungen wie einer Untersuchung auf Blutgerinnung und Unverwundbarkeit, transferiert wird.
Diese Untersuchungformen wurden eingeführt, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft von Frauen im gebärfähigen Alter zu erhöhen. Das Oxford-Team untersuchte über ein Jahr lang Behauptungen über verschiedene Zusatzbehandlungen, die in britischen Kliniken angeboten wurden, auf über 70 Webseiten. Bis zum Ende der Studie identifizierten sie 27 Behandlungen, die als Zusatztherapien betrachtet werden können. Von diesen 27 Behandlungen, konnte bei 26 ein Erfolg nicht wissenschaftlich belegt werden.
Zu diesen Behandlungsarten zählen:
- Genetische Untersuchungen
- Bluttest, um das Immunsystem zu erfassen
- Ergänzende Medikamente
- Intralipid-Infusionen
- Embryonenkleber
- Blastozystenkultur
- Assisted Hatching
Jene Zusatzbehandlung, bei der zumindest ein mäßiger Erfolg belegt werden konnte, ist das Scratching der Gebärmutterschleimhaut, um eine Erhöhung der Aufnahmefähigkeit des Uterus für den Embryo zu erzielen.
Sind sie ihren Preis wert?
Dieser Entscheidungsfindungsprozess ist für viele Paare, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen, äußerst wichtig, da die Kosten durch Zusatzbehandlungen steigen und oft nicht von der gesetzlichen Krankenkasse oder durch den IVF-Fond abgedeckt werden.
Ist Ihre Effizienz wissenschaftlich belegt?
Zum einen fand die Studie der Oxford-Universität heraus, dass der Erfolg von 26 der 27 Routineverfahren nicht ausreichend wissenschaftlich belegt ist, zum anderen gibt es auch keine Hinweise darauf, dass die Behauptungen über die Effizienz der Behandlungen gerechtfertigt sind.
Tatsächlich warnten Forscher bereits früher in diesem Jahr, dass 50% aller Frauen, die verschreibungspflichtige Fruchtbarkeitsmedikamente einnahmen, keine Hilfe dabei benötigten, schwanger zu werden.
Aufgrund eines starken Kinderwunsches, suchen viele Menschen Hilfe bei privaten Fruchtbarkeitskliniken. Die meisten Paare sind sehr verwundbar in dieser Situation und vertrauen auf die gängige Expertenmeinung. Das Risiko besteht darin, dass es nur sehr wenige Daten gibt, die die Vorstellung stützen, dass eine kleine Anzahl von Behandlungen tatsächlich die Lebendgeburtrate erhöhen kann. Und selbst diese Daten wurden Studien entnommen, bei denen nachweislich Qualitätsprobleme bestehen.
Wenn es darum geht, zusätzliche Fruchtbarkeitsbehandlungen in Anspruch zu nehmen, sollten immer mehrere unabhängige Quellen herangezogen werden, die eingehende Information bieten, bevor ein Behandlungsplan getroffen wird.