Viele Männer und Frauen leiden an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Damit werden Krankheitsbilder beschrieben, die eine permanente Entzündung des Verdauungstrakts beinhalten.
Bei den meisten Menschen, bei denen CED diagnostiziert wird, erfolgt eine Diagnose normalerweise im Alter zwischen 15 und 30 Jahren. Diese Jahre werden als Spitzenjahre für die Fruchtbarkeit und Schwangerschaft angesehen. Daher kann eine solche Diagnose bei Männern und Frauen auch Effekt auf die Fortpflanzungsfähigkeit haben.
Formen chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können von einfachen entzündlichen Problemen bis hin zu schwereren Erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa reichen.
- Darmkomplikationen – Die Komplikationen von CED werden durch eine schwere, chronische, weit verbreitete Darmentzündung hervorgerufen, die möglicherweise über die Darmschleimhaut hinausreicht.
- Morbus Crohn – Diese Art von CED wird durch Entzündungen der Darmschleimhaut identifiziert. Die Entzündung kann sich tief in das betroffenen Gewebe ausbreiten.
- Colitis ulcerosa. Diese Erkrankung verursacht lang anhaltende Entzündungen und Wunden. Diese Wunden, auch Geschwüre genannt, befinden sich in der innersten Dickdarmschleimhaut und des Rektums.
Einfluss auf die Fortpflanzungsfähigkeit
Studien haben gezeigt, dass die Fruchtbarkeitsrate bei Frauen mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn generell ähnlich hoch ist wie bei Frauen ohne derartige Erkrankungen. Allerdings können bestimmte medizinische Behandlungen erforderlich sein, die sowohl die männliche als auch die weibliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Bei Männern können bestimmte Medikamente die Spermienzahl reduzieren.
Wenn die Erkrankung gerade nicht aktiv ist, sollten Empfängnis und Schwangerschaft kein Problem darstellen. Frauen sollten jedoch mindestens drei Monate beschwerdefrei sein, bevor sie eine Schwangerschaft planen.
Viele Frauen glauben, dass sie ihre Medikamente absetzen sollten, das Gegenteil ist jedoch der Fall. Es ist wichtig, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gut zu kontrollieren, um die besten Chancen auf eine gesunde Schwangerschaft zu haben. Stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Arzneien mit Ihrem Gastroenterologen und/oder Gynäkologen besprechen, um sich zu vergewissern, dass diese während der Schwangerschaft sicher sind.
Colitis und Fruchtbarkeit
Es hat sich gezeigt, dass chirurgische Eingriffe wie Beckenoperationen oder ein künstlicher Darmausgang mit Entfernung des Rektums die Fruchtbarkeit reduzieren. Das liegt daran, dass es während der Operation zu Narben um die Eierstöcke und die Eileiter kommen kann.
Beim Ileoanalen Pouch hat sich gezeigt, dass sich die Fruchtbarkeit der Frau um 30 bis 50 Prozent reduziert. Ursache ist das Narbengewebe, das auftreten, und einen oder beide Eileiter teilweise oder vollständig blockieren kann. Dadurch wird verhindert, dass eine Eizelle vom Eierstock in die Gebärmutter gelangt.
Viele Frauen, die sich dieser Operation unterzogen haben, erwägen möglicherweise Fertilitätsbehandlungen wie eine In-vitro-Fertilisation (IVF), wenn die Eileiter verklebt sind. Studien zeigen, dass diese Operation nicht die Fähigkeit, ein gesundes Baby auszutragen, beeinflusst.
Das operative Verfahren kann aber auch die sexuelle Funktion des Mannes beeinträchtigen. Forschungen belegten, dass erektile Dysfunktion oder retrograde Ejakulation 25 Prozent aller Männer betreffen. Eine IVF kann auch hier dazu beitragen, Probleme zu lösen, da Männer ihre Spermien vor der Operation vorsorglich einfrieren können.
Morbus Crohn und Fruchtbarkeit
Auch bei Frauen mit Morbus Crohn kann die Fruchtbarkeit abnehmen. Dies ist auf eine verringerte Ovarialreserve zurückzuführen. Die Prüfung Ihres AMH-Wertes, des Anti-Muller-Hormonspiegels, kann die Reserve der Eierstöcke anzeigen, und die Fortpflanzungsfähigkeit bei Frauen im gebärfähigen Alter markieren. Untersuchungen haben ergeben, dass Frauen, die an Morbus Crohn leiden, einen signifikant niedrigeren AMH-Spiegel aufweisen.
Durch die Krankheitsschübe bei Morbus Crohn kann die Fruchtbarkeit in Folge eines verminderten Sexualtriebes und unangenehmen Geschlechtsverkehrs leiden.
Verbesserung der Fertilität bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
Wenn Sie trotz Erkrankung versuchen, schwanger zu werden, könnten die folgenden Tipps Ihre Empfängnischancen verbessern:
- Behalten Sie Ihre Beschwerden im Auge. Wenn Sie Ihre Darmerkrankung sorgefältig überwachen, können Sie Ihre Fruchtbarkeit erhöhen. Ihr Gastroenterologe kann Ihnen u.a. mit den richtigen Medikamenten helfen.
- Nehmen Sie Folsäure ein. Achten Sie darauf, Folsäure zuzuführen, während Sie versuchen, schwanger zu werden. Sie können auch zu Nährstoffen wie Vitamin D, Vitamin B12 und Eisen greifen.
- Sorgen Sie für eine gesunde Ernährung, und treiben Sie täglich Sport. Indem Sie Ihren Körper fit halten, können Sie dazu beitragen, Ihre Fruchtbarkeit und somit auch die Empfängniswahrscheinlichkeit zu verbessern.
- Verzichten Sie auf Nikotin und Alkohol. Diese Laster sollten Sie aufgeben, bevor Sie ein Baby zeugen. Beide können sich negativ auf die männliche und weibliche Fruchtbarkeit auswirken. Rauchen kann bei Männern zu Spermienschäden führen, bei Frauen die Funktion der Eierstöcke beeinträchtigen.
Dinge, die Sie beachten sollten
Auch wenn eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung vorliegt, ist die Fruchtbarkeit bei den meisten Betroffenen nicht reduziert. Dennoch ist es wichtig, den Zustand zu überwachen, um Empfängnisprobleme zu vermeiden. Es gibt jedoch Situationen, die negativen Effekt auf die Schwangerschaft haben können. Wenn Sie sich von Ihrem Gastroenterologen und anderen medizinischen Experten beraten lassen, können Sie Ihre Chancen auf eine Empfängnis verbessern.
Wenn Sie eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung haben, und sich auch nach 12 Monaten noch keine Schwangerschaft einstellt, sollten Sie Hilfe bei einem Fruchtbarkeitsspezialisten suchen. Dies ist insbesondere auch dann der Fall, wenn Sie eine CED-Operation hinter sich haben, unregelmäßige Menstruationszyklen aufweisen, oder drei Monate lang erfolglos versucht haben, schwanger zu werden.