Gastautorin: Charmaine
Diese Geschichte beginnt im Grunde genauso wie viele Geschichten anderer Frauen. Ich habe den Traum, Mutter zu werden. Als ich jünger war, hatte ich alles geplant … Verheiratet Anfang 20, ein Kind im Alter von 25 Jahren und das nächste ungefähr 2 Jahre später. Ich habe Kinder immer so sehr geliebt, dass ich Lehramt studierte und meinen Abschluss machte, um kleine Kinder zu unterrichten. Jetzt sitze ich hier, 33, verheiratet … aber keine Kinder. Ich habe mit 28 geheiratet, das heißt nicht, dass der Rest meines Plans nicht einfach passen sollte, oder? Falsch. Unfruchtbarkeit einfügen …
Mein Mann und ich waren wie jedes andere aufgeregte Paar dabei, das Abenteuer zu starten, ein eigenes Kind zu zeugen. April 2018 scheint für viele Menschen keine lange Zeit zu sein, aber für mich erschien dieser Monat wie eine Ewigkeit voller Höhen und Tiefen (und leider mehr Höhen als Tiefen). Die ersten Monate vergingen ohne einen Gedanken in meinem Kopf, es passiert schließlich bei den meisten Menschen nicht sofort. Ich zuckte nur die Achseln und dachte: „Lass uns weitermachen, es wird bestimmt bald passieren!“ Juni … Juli … August … Hier sollte ich wahrscheinlich erwähnen, dass der Bruder meines Mannes auch Fruchtbarkeitsprobleme hatte, aber nach einer IVF mit Zwillingen, gefolgt von zwei weiteren Babys, haben sie jetzt vier Kinder. Also ja, in diesem Stadium tauchen erstmals Gedanken in meinem Kopf auf … „Stimmt etwas mit dem Sperma meines Mannes nicht?“ „Mache ich etwas falsch?“ Ich bettelte und flehte, also ging mein Mann endlich und ließ sich testen … zu meiner Freude war alles in Ordnung, und auf dem Weg zur Tür sagte der Arzt im Grunde, er könne anfangen, Babynamen auszuwählen.
Das alles erschien so eigenartig, keine Vorgeschichte von Unfruchtbarkeit in meiner Familie, eine normale Menstruation, keine zugrundeliegenden Gesundheitsprobleme, Nichtraucher, Antialkoholiker, normales Gewicht, dies sollte doch ein Kinderspiel sein. Zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, dass wir uns um ein Baby bemühten. Im Dezember musste ich auf Stäbchen urinieren, um den Eisprung vorherzusagen, wir taten alles, was nötig war. Mitte Dezember hatte ich den Eisprung und wir hatten Sex. Weihnachten kam so schnell wie immer und meine Periode blieb aus. Wie aufregend dachte ich, ein Weihnachtsbaby. Leider wurden meine Hoffnungen am 28. Dezember zerstört, als meine Periode doch noch kam. Unwillkommen wie immer. Nachdem ich meiner Mutter endlich erzählt hatte, dass wir versuchten, ein Baby zu zeugen, meinte sie, dass sie sechs Monate gebraucht hatte, um mich zu empfangen. „Das ist großartig“, dachte ich, „dann kann es nicht lange dauern, bis es mir passiert.“ Oh, wie falsch man doch liegen kann! Wirklich albern, aber ich hatte keinen Grund, etwas anderes zu glauben.
Scrollen wir vor bis April 2019, ein Jahr, in dem wir erfolglos versuchten, schwanger zu werden, wieder zurück zu meinem Gynäkologen, um eine Überweisung für die Fruchtbarkeitsklinik zu erhalten. (Hier sollte ich darauf hinweisen, dass ich in Deutschland lebe und es hier üblich ist, dass die meisten Kosten von meiner Krankenversicherung übernommen werden.) Die Klinik direkt am Telefon, um einen Termin zu vereinbaren … nur um herauszufinden, dass es eine Wartezeit von zwei Monaten für einen ersten Termin gab. * Herzzerreißende Geräusche *
Warten, warten, warten. Jene Sache zu tun, die ich am meisten fürchtete. Während mein Privatleben an einem Faden hing, habe ich den zusätzlichen Nachteil, mit Kindern zwischen sechs Monaten und drei Jahren zu arbeiten. Es war an der Zeit, dass mein Chef über meine Probleme informiert wurde. Es ist unfair gegenüber meinen Kollegen und den Kindern, wenn ich jedes bisschen Energie verwende, um acht Stunden am Tag durchzuhalten, bevor ich nachhause gehe, und im Bett zusammenbrechen. Manchmal muss ich mich entschuldigen, und den Raum verlassen, nur um meine Gefühle in den Griff zu bekommen. Man muss jedoch sagen, dass sie alle sehr unterstützend und entgegenkommend sind, wenn ich in die Klinik muss.
Im Juni 2019 hatte ich meinen ersten Termin in der Klinik, und heulte an der Schulter meines Mannes. Hier wird die Geschichte interessanter. Nachdem wir über unseren Plan gesprochen hatten, machten wir uns auf den Weg. Die folgenden Monate waren etwas beunruhigend, da ich den Eindruck hatte, wir könnten sofort mit den richtigen Behandlungen beginnen. Nein, das stimmte nicht. TESTS !! Weitere Tests !! Ich musste Blut abnehmen lassen, um sicherzustellen, dass meine Hormone taten, was sie sollten. Dann kam die Untersuchung, um zu sehen, ob die Spermien tatsächlich durch die Eileiter gelangen konnten … Diese Untersuchung war nicht erfolgreich, nicht weil etwas nicht stimmte, der Arzt konnte die Spritze einfach nicht dahin bringen, wo sie hin sollte. Also konnte sie den Test nicht einmal machen. Das war herzzerreißend, ich dachte, ich wäre der Grund, warum das alles nicht funktionierte. Ich musste mich jetzt einer Laparoskopie unterziehen. Verängstigt! Am Telefon einen Termin vereinbaren. Sie hatten im September keine verfügbaren Termine … ein weiterer Monat verging. Am 25. Oktober war es dann soweit. Alles war in Ordnung. Das Einzige, was gefunden wurde, war minimale Endometriose, aber das war normal und konnte beseitigt werden. Der Arzt erklärte, dass in seiner 25-jährigen Berufszeit 90 Prozent aller Frauen in meiner Situation innerhalb von sechs Monaten schwanger waren.
An dieser Stelle muss ich noch einmal zu meinem Job zurückspringen, nicht direkt zum Job, sondern zu einer meiner Kollegeninnen … Ich wurde in das Büro meines Chefs gerufen und mir wurde ziemlich unverblümt gesagt: „____ ist schwanger“. Es fühlte sich an, als würde man mir den Boden unter den Füßen wegziehen. Sie war nicht einmal mit dem Mann zusammen. Sie nahm die Pille (und Antibiotika) und hoppla, sie war schwanger. Sie ist jetzt alleinerziehende Mutter und hat keinen Vater für das Baby …sie bekam das, wonach ich mich so sehr sehnte. Mein Mann wurde gerufen, um mich an diesem Tag von der Arbeit abzuholen. Mein erster Tag, an dem ich von meinen Gefühlen überwältigt wurde.
Kommen wir zum Dezember 2019. Heiligabend, um genau zu sein. Unser Haus, das wir bauten, musste zweimal am Tag gelüftet werden. Unsere Nachbarn kamen vorbei, um darüber zu sprechen, wie alles so lief. Ich war nicht in bester Stimmung, da ich gerade am 21. Dezember herausgefunden hatte, dass eine weitere Kollegin von mir schwanger war. Wieder überrascht und ungeplant. Meine Nachbarn, die meine Situation kannten, beschlossen, dass Heiligabend die absolut beste Zeit sein würde, um mir zu sagen, dass auch sie schwanger war, und im Juni nächsten Jahres ein Baby erwartete. Ich hatte noch nie ein so mieses und deprimierend einsames Weihnachtsfest wie 2019. 2020 kann nur besser werden!
Wir sprachen mit unserer Krankenkasse über mögliche Behandlungsmöglichkeiten. Wir wurden für 8 IUI-Zyklen zugelassen, eine Hälfte wurde von der Krankenkasse übernommen, die andere von uns selbst.
Wir haben im Januar 2020 mit dem esten IUI-Zyklus begonnen. Es war aufregend, endlich mit der eigentlichen Behandlung beginnen zu können. Mein Mann ging hinein und tat, was er tun musste, zwei Stunden später war ich dran. Fertig … jetzt mussten wir nur noch warten … wieder … Warten war das, was ich am wenigsten wollte. Aber es ist trotzdem das, was wir zu tun hatten. Zwei Wochen später machte ich eine Blutuntersuchung … negativ. Ich war einfach nur niedergeschlagen. Es ist nichts falsch mit mir, warum funktioniert es nicht? Ich machte einen Termin für den nächsten IUI-Zyklus. Dieser Termin wurde auf einen Montag gelegt, welcher der 10. Tag meines Zyklus war. Als ich auf den Bildschirm sah, wusste ich, dass etwas nicht stimmte, es gab keine hübschen Kreise auf dem Bildschirm wie beim letzten Mal, es gab nur etwas, das wie ein leerer Ballon aussah. Mein Eisprung war bereits am 9. Tag meines Zyklus aufgetreten. Ein weiterer Rückschlag.
Weinen hilft nicht mehr wirklich. Ich weiß nicht, wie viele Tränen dabei vergossen wurden, aber ich wette, ich könnte fast einen olympischen Pool füllen. Neuer Termin für März. Diesmal haben wir es geschafft, obwohl ich diesmal Hormone nehmen musste, um sicherzustellen, dass meine Eizellen gut reifen. Das hat mich ein wenig beunruhigt, da es dadurch auch zu Zwillingen kommen könnte. Ich will keine Zwillinge. So viele Leute fragen mich, weil sie nicht verstehen, warum ich keine Zwillinge will. „Würdest du lieber Zwillinge oder gar keine Kinder bevorzugen?“ ist das, was sie fragen. Jetzt ist auch mein Mann involviert. Niemand versteht, wie jemand in meiner Position keine Zwillinge haben möchte. Ich antworte einfach und sage: „Ich würde jeweils ein Kind bevorzugen.“ Es ist ein sehr einsamer Weg und machmal ist da das Gefühl, keine Unterstützung zu haben (von dem wir alle wissen, dass es nicht wahr ist), es ist einfach so, wie es sich anfühlt. Nur weil ich mit Unfruchtbarkeit kämpfe, warum sollte ich meinen Traum aufgeben müssen, jeweils nur ein Kind zu bekommen? Es klingt so, als müsste ich mit dem, was mir gegeben wird, zufrieden sein. Vielleicht haben sie recht, aber auch ich habe Träume und darf an der Hoffnung festhalten, dass sie wahr werden, solange ich kann. Wir hatten unsere zweite IUI im März, leider ohne Erfolg.
Jetzt wird es richtig schwierig. Stichwort Coronavirus. Am 15. März wurde in Deutschland der Lockdown verhängt. Am 17. März zogen wir in unser neues Haus in einer sehr neuen Wohnsiedlung. Ich war froh, Zeit daheim zu haben, um alles adäquat einzurichten und um uns einleben zu können. In dieser ersten Woche wurde mir klar, dass mindestens einmal pro Stunde jemand mit einem Kind samt Kinderwagen an meinem Fenster vorbeiging. Dieses Haus wurde zu einem Gefängnis. Ich hatte die Jalousien in jedem Raum geschlossen, in dem ich mich befand. Ich konnte aus keinem Fenster schauen, ohne ein Haus mit einem kleinen Baby (unter einem Jahr) oder einer schwangeren Frau zu sehen. Ich wollte wieder ausziehen. Was ich nach der Arbeit schätzte, war meine Abgeschiedenheit von der realen Welt, und das hatte ich nicht mehr. Ich war wie in einer Spirale gefangen, es war alles andere als schön.
Im April wurde die Fruchtbarkeitsklinik geschlossen. Noch ein Monat, in dem nichts passieren würde. Im Mai wurde die Klinik nur für Eingriffe wie IUI und IVF wieder geöffnet, sodass ich sofort einen Termin ausmachte. Der 3. IUI-Zyklus war ebenfalls erfolglos. Meine Hoffnung wurde wieder zerstört. Die uralte Frage „Warum ich?“ kommt wieder auf, und kann nicht beantwortet werden. Meine Kusine bekam ihr viertes Kind. Da sie nicht in der Lage ist, für alle zu sorgen, hat sie das Sorgerecht für eines ihrer Kinder verloren. Eine gut ausgebildete, verheiratete Frau mit einem schönen warmen Haus und einem guten Herz muss so etwas durchmachen. Es ist ungerecht. In meinem Job bin ich darüber hinaus jeden Tag mit vier schwangeren Frauen konfrontiert. Wird dieser Schmerz jemals enden?
IUI Zyklus Nummer 4 – das muss er sein! Mai 2020, am 9. Tag meines Zyklus benutze ich meine App. Ich habe in der Nacht zuvor ein paar Schmerzen gespürt, also habe ich beschlossen, auf einen Eisprungtest zu pinkeln … Verdammt! Da ist ein Smiley. Mein Mann und ich entschieden, auf meinen Körper zu hören und schliefen miteinander, um unsere Chancen zu verbessern. Am Tag des Eingriffs habe ich mich bereits auf schlechte Neuigkeiten eingestellt, nämlich darauf, dass wir wieder zu spät sein würden. Nun, ich hätte gerne mein Gesicht erlebt, nachdem ich den größten Kreis auf dem Bildschirm wahrgenommen hatte, den ich jemals gesehen hatte! Es war nicht zu spät! Mein Mann kam so schnell wie möglich, danach war ich an der Reihe. Das zweiwöchige Warten begann erneut. Am vergangenen Freitag erhielten wir die enttäuschende Nachricht, dass wir erneut gescheitert waren. Da ich Progesteron-Tabletten nahm, dauerte es einiige Tage, bis meine Periode kam, dann konnten wir erneut beginnen. Zwei Tage Erholung voller Süßigkeiten und Cola, um anschließen wieder in den Sattel zu springen.
Auch wenn man Fruchtbarkeitsspezialisten WANN statt WENN sagen hört, hilft das nicht wirlich. Ich bin immer noch in der gleichen Position, ohne zu wissen, ob es überhaupt passieren wird. In dieser Geschichte geht es nicht nur um Unfruchtbarkeit, sondern auch um Verlust. Verlust von Träumen, Verlust der Hoffnung, Verlust der Kontrolle, Verlust meines eigenen Körpers, Verlust in vielerlei Hinsicht. Ich habe das Glück, einen so liebevollen und unterstützenden Ehemann an meiner Seite zu haben.
Jetzt geht es darum, weiterzumachen und uns aufzurichten, um die Reise fortzusetzen, auf der wir uns befinden.
Danke fürs Zuhöhren.
Charmaine.