Unfruchtbarkeit ist für all jene, die darunter leiden, eine enorme gefühlsmäßige Belastung. Da es sich dabei um eine emotionale Angelegenheit handelt, existieren viele Missverständnisse und Mythen über Infertilität und die damit zusammenhängenden Ursachen, Behandlungsformen und Prognosen. Manche dieser Mythen können leicht verworfen werden, andere hingegen bestehen schon seit Urzeiten. Nachfolgend finden Sie einige Thesen in Bezug auf Unfruchtbarkeit, die falsch sind.
1. Nur Frauen sind von Unfruchtbarkeit betroffen
Nein, denn etwa die Hälfte aller Fälle von Unfruchtbarkeit ist auf männlicher Seite zu finden. Unfruchtbarkeit wird bei Frauen häufiger entdeckt, da es oft zugrundeliegende Gesundheitsprobleme gibt, die eine regelmäßige Untersuchung erfordern, wie z.B. Endometriose oder andere Krankheiten, die das Fortpflanzungssystem betreffen. Auch wenn Fertilitätsprobleme bei Frauen häufiger identifiziert werden, sind Fortpflanzungsstörungen zwischen beiden Geschlechtern gleichmäßig verteilt.
2. Der Tag des Eisprungs ist für die Frau der beste Zeitpunkt, um schwanger zu werden
Ein sehr verbreiteter Glaube, der jedoch nicht stimmt. Der beste Zeitpunkt für eine Frau, schwanger zu werden, ist bis zu drei Tagen vor dem Eisprung. Sobald der Eisprung erfolgt ist, nehmen die Chancen auf eine Schwangerschaft rapide ab.
3. Eine Frau, die regelmäßig ihre Periode hat, ist fruchtbar
Auch eine Frau, die einen regelmäßigen Menstruationszyklus aufweist, kann unfruchtbar sein. Die Regelblutung umfasst viele Faktoren, die zusammenarbeiten, um die beste Umwelt für eine Schwangerschaft und eine gesunde Eizelle herzustellen. Sie zeigt jedoch nicht an, dass eine gesunde Eizelle herangereift ist, noch bedeutet die Produktion einer Eizelle, dass es leicht zu einer Schwangerschaft kommt, da die Eizelle krank sein könnte. Unfruchtbarkeit muss von einem Arzt durch klinische Tests und Labortests diagnostiziert werden, selbst wenn es bei einer Frau keine weiteren Anzeichen für reproduktive Probleme gibt.
4. Männer, die eine geringe Spermienanzahl aufweisen, sollten nicht außerhalb der weiblichen Eisprungperiode ejakulieren, um Sperma anzusammeln
Dies ist falsch, da Studien gezeigt haben, dass Männer, die zehn Tage oder länger nicht ejakulierten, in Wirklichkeit eine geringere Spermaqualität aufwiesen. Die meisten Experten sind der Meinung, dass es für Männer am besten ist, alle zwei bis fünf Tage zu ejakulieren, um gesunde Spermien zu erhalten. Manche Untersuchungen zeigen, dass sogar ein täglicher Samenerguss nicht die Anzahl oder Qualität der männlichen Spermien beeinträchtigt.
5. Heutzutage kann jedes Fruchtbarkeitsproblem gelöst werden
Auch wenn sich Betroffene eine Lösung für ihr Problem wünschen, kann sogar modernste Technik nicht immer Erfolg versprechen. Dennoch können viele dieser Schwierigkeiten durch klinische Methoden behoben werden, um doch noch eine gesunde Schwangerschaft herbeizuführen. Eine Frau, die beispielsweise über keine gesunden Eizellen verfügt, aber eine gesunde Gebärmutter besitzt, in der sich ein Fötus entwickeln kann, hat die Möglichkeit, auf gespendete Eizellen zurückzugreifen. Dasselbe gilt für Spendersamen. Größere Probleme im Bereich der Gebärmutter- und in der Muttermundumgebung können jedoch einer gesunden Schwangerschaft im Wege stehen.
6. Je mehr Embryos bei einer In-vitro Fertilisation verwendet werden (IVF), desto höher ist die Chance auf eine Schwangerschaft
Es ist nicht ganz richtig, dass mehrere Embryos effektiver zu einer Schwangerschaft führen. Indem zwei Embryos anstelle von einem verwendet werden, steigt die Chance einer Frau, in diesem In-Vitro-Fertilisations-Durchgang schwanger zu werden um 10 bis 15 Prozent. Wenn jedoch mehr als ein Embryo eingesetzt wird, erhöhen sich auch die Chancen auf eine Mehrlingsgeburt. Dies muss von potentiellen Eltern bedacht werden.
7. In-Vitro-Fertilisation ist für die meisten Menschen, mit Ausnahme von Prominenten, viel zu teuer
Das stimmt so nicht mehr. Eine IVF wird mittlerweile immer häufiger bei Fertilitätsproblemen angewandt und somit sind auch die damit verbundenen Kosten gesunken. In manchen Ländern übernimmt die Krankenversicherung einen Großteil der finanziellen Aufwände für diese Behandlung. So werden in Deutschland etwa 50 Prozent der Kosten von der gesetzlichen Krankenversicherung abgedeckt, in Österreich übernimmt der IVF- Fonds bis zu 70 Prozent der Kosten für höchstens vier Versuche.
8. Aufgrund von Fortschritten bei Fruchtbarkeitsbehandlungen können sogar Frauen mit über 50 noch Kinder bekommen
Obwohl es stimmt, dass ältere Frauen durch eine In-Vitro-Fertilisation höhere Chancen auf eine Empfängnis haben als auf natürlichem Weg, werden weniger als 10% aller Frauen über 40 mithilfe dieser Methode schwanger. Die Hälfte der daraus resultierenden Schwangerschaften sind Fehlgeburten. Im Vergleich dazu, ist die Hälfte aller In-Vitro-Fertilisationen bei Frauen unter 40 erfolgsversprechend. Dies rührt daher, dass Eizellen zwar in Vitro befruchtet werden können, ein alterndes Fortpflanzungssystem eine Schwangerschaft aber meist nicht aufrechterhalten kann. Eine traurige Tatsache, die auch für die Wissenschaft kaum zu überwinden ist. Das Alter einer Frau spielt immer noch eine entscheidende Rolle bei der Fortpflanzung.