Für Frauen, die Empfängnisschwierigkeiten haben, gibt es neue Hoffnung, dank eines fortgeschrittenen und einfacheren Verfahrens einer IVF, das sich auch milde IVF, bzw. sanfte IVF nennt.
Nachteile einer IVF
Die meisten Menschen sind heutzutage mit einer IVF (oder In-Vitro-Fertilisation) vertraut. Es ist ein Verfahren, bei dem die Eierstöcke einer Frau künstlich anregt werden, um Eizellen zu entnehmen, die dann in einem flüssigen Medium unter Laborbedingungen befruchtet werden. Abhängig davon, wieviele Eizellen erfolgreich fertilisiert wurden, werden diese für zwei bis sechs Tage kultiviert und anschließend wieder in den Uterus eingesetzt, in der Hoffnung, dass eine Schwangerschaft entsteht.
Die traditionelle IVF hat zwar die Fruchbarkeitsbehandlung revolutioniert und Millionen von Babys erzeugt, das Verfahren ist mitunter jedoch auch kostspielig, schmerzhaft und weist zudem eine Ausfallsrate von 75% auf. Wenn eine IFV scheitert, bedeutet dies für die meisten Paare eine enorme emotionale Belastung.
Eine herkömmliche IVF verschlingt Kosten in Höhe von etwa 3.000 Euro pro Zyklus, wobei weitere 1.500 Euro für Medikamente und noch mal so viel für Arztkosten verechnet werden können. In Österreich werden 70% der Kosten vom IVF-Fond für vier Versuche übernommen, in Deutschland erstattet die Krankenkasse 50% für maximal drei Versuche. Alles was darüber hinausgeht, muss das Paar selbst bezahlen und das kann sich summieren, wenn man bedenkt, dass das Verfahren in drei von vier Versuchen scheitert.
Sanfte IVF als neuer Ansatz
Man könnte diese neue Methode auch als “IVF Light” bezeichnen. Sie ist deutlich günstiger, für den weiblichen Körper jedoch weniger belastend, und die Erfolgsraten können womöglich mit einer traditionellen IVF konkurrieren, obwohl tatsächliche Zahlen noch schwer zu berechnen sind. Das sanfte Verfahren ist aus verschiedenen Gründen natürlicher, für den Körper schonender und weniger psychisch belastend. Im Fokus steht eine geringere hormonelle Stimulation.
Kürzere Behandlungszeit
Bei einer sanften IVF ist auch die Behandlungszeit kürzer. Die konventionelle IVF beinhaltet eine vier-bis fünfwöchige medikamentöse Therapie, während das sanfte Verfahren nur fünf bis neun Tage dauert. Dabei wird mehr mit dem Körper anstatt gegen ihn gearbeitet, da eine sanftere uterine Stimulationsmethode verwendet wird, die zwar weniger Eizellen herstellt, diese jedoch in höherer Qualität. Da weniger Follikel punktiert werden, ergeben sich auch seltener Beschwerden nach einer Follikelpunktion.
Ein weiterer Vorteil besteht in der besseren Implantation von Eizellen in den Uterus. Dies liegt daran, dass jene Medikamente, die für die Stimulierung der Gebärmutter genutzt werden, negative Auswirkung auf die Einnistungschancen haben und sogar die zukünftige Gesundheit des Babys gefährden können.
Die neue Methode stellt nicht den natürlichen Menstruationszyklus ein. Dadurch wird emotionaler Stress reduziert, der mit dem unnatürlichen Unterbrechen und in Gang setzen des weiblichen Zyklus verbunden ist. Nicht nur, dass die Behandlung kürzer dauert und weniger Kosten verursacht, sie ist auch sicherer. Es werden weniger Medikamente benötigt, was wiederum geringere und seltener auftretende Nebenwirkungen bedeutet und eine geringere Gefahr, dass der Körper die Medikamente ablehnt.
Bei wem funktioniert die sanfte IVF am besten?
Eine sanfte IVF scheint am besten bei Frauen zu funktionieren, die einen Eisprung haben und einen guten Vorrat an Eizellen besitzen. Sie ist auch äußerst vorteilhaft in Fällen, in denen der männliche Part für die Fruchtbarkeitsprobleme verantwortlich ist. Auch Frauen, die unter PCOS leiden, können davon profitieren.
Manche Frauen sträuben sich dagegen, viele Medikamente zu nehmen, hier zeigt sich die milde IVF als mögliche Alternative, da die Eierstöcke mit niedrigeren Hormongaben stimuliert werden. Diese Methode birgt zudem ein geringeres Risiko für das sogenannte ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS), das zu geschwollenen und schmerzhaften Eierstöcken führen kann. Manche Frauen können eine schwerwiegende Form von OHSS entwickeln. Dadurch kann es zu einer schnellen Gewichtszunahme, Unterleibsschmerzen, Erbrechen und Atemnot kommen. OHSS kann in seltenen Fällen sogar tödlich enden.
Erste Schritte
Bei jenen, die sich für diese verkürzte Version der IVF entscheiden, wird der Uterus mithilfe eines 3D Ultraschalls untersucht, um sich ein genaues Bild von der Gebärmutter, ihrem aktuellen Zustand und der allgemeinen Gesundheit zu verschaffen, einschließlich der Festigkeit der Gebärmutterschleimhaut. Dadurch können auch etwaige Hindernisse wie z.B. Zysten und Polypen ausgeschlossen und gleichzeitig die Durchblutung zu den einzelnen Follikeln untersucht werden. Infolgedessen erstellen die Ärzte ein komplettes gesundheitliches Profil.
Wenn das Ergebnis des Ultraschalls “grünes Licht gibt” und Sie sich generell in guter Gesundheit befinden, kann das Verfahren beginnen, und wird dann ungefähr zwei Wochen dauern. Im Idealfall ist eine erfolgreiche Schwangerschaft das Ergebnis.
Fazit
Die sanfte ovarielle Stimulation wird im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung immer häufiger eingesetzt. Aufgrund von geringen Hormongaben besteht zwar das Risko, dass der Versuch noch vor der Punktion der Follikel abgebrochen werden muss, dafür sind viele Frauen eher bereit, einen weiteren Versuch zu starten, da das Verfahren insgesamt viel weniger belastend ist.