Forschungen der Universität von Warwick haben herausgefunden, dass Frauen, die mehrere Fehlgeburten erlebt haben, über ungewöhnlich wenige Stammzellen in ihrer Gebärmutterschleimhaut verfügen.
Für viele Frauen, die mit Unfruchtbarkeit kämpfen, ist es sehr belastend, immer wieder Fehlgeburten zu haben. Wiederholte Fehlgeburten, also drei oder mehr aufeinanderfolgende Schwangerschaften, die nicht ausgetragen werden, treten bei einer von 100 Frauen auf. Diese Art von Infertilität ist besonders schwerwiegend, da Betroffe den Grund für die Fehlgeburten oft nicht kennen. Neue Forschungen zeigen, dass der Grund für dieses Problem an einem Stammzellenmangel im Endometrium der Gebärmutter liegen könnte.
Wie beeinflussen Stammzellen eine Schwangerschaft?
Eine Stammzelle ist eine undifferenzierte Zelle, die sich in verschiedene Zellarten verwandeln kann, wie eine Organ- oder Gewebszelle. Jene Art von Stammzellen, die bislang am besten erforscht ist, sind embryonische Stammzellen, die in einem Embryo vorhanden sind und sich anschließend in spezialisierte Zellen entwickeln, um den menschlichen Körper zu bilden. Aber auch Erwachsene haben Stammzellen in ihrem Körper, und Frauen verfügen über menschliche Grundgewebszellen im Endometrium.
Dieser spezielle Zelltypus kommt im Endometrium vor und wird dafür benutzt, die Gebärmutterschleimhaut nach jeder Menstruation, Fehlgeburt oder Geburt wieder aufzubauen. Wenn sich ein Embryo einnistet, bilden die Stammzellen in der Gebärmutter eine Struktur namens dedicua balalis, die den Fötus während seines Wachstums unterstützt. Bei älteren Frauen, die weniger dieser Grundgewebszellen besitzen, fällt es dem Körper schwerer, die Gebärmutterschleimhaut wiederaufzubauen.
Welche Ergebnisse hat die Studie hervorgebracht?
Die Studie liefert neue Informationen zum Thema und ist in Zusammenarbeit zwischen der Medizinischen und der Biologiefakultät der Universität Warwick entstanden. 183 Frauen haben freiwillig an der Studie teilgenommen und Gewebeproben aus ihrer Gebärmutterschleimhaut zur Verfügung gestellt. Eine Stammzelle enthält normalerweise einen einzigartigen epigenetischen Code, Forscher haben jedoch festgestellt, dass Frauen, die Fehlgeburten erlitten hatten, diesen epigenetischen Code nicht in sich trugen. Nach eingehenderen Untersuchungen wurde entdeckt, dass Frauen, die kürzlich Fehlgeburten erlitten hatten, über deutlich weniger Stammzellen verfügten als Frauen mit normaler Fruchtbarkeit.
Als die Forscher die Ursache herausfinden wollten, bemerkten sie, dass Frauen mit weniger Stammzellen eine vorzeitig gealterte Gebärmutter besaßen. Da sie nicht über ausreichend Stammzellen verfügten, um die Gebärmutterschleimhaut wieder aufzubauen, war der Uterus von Frauen mit einem Stammzellenmangel älter, als es ihrem Lebensjahr entsprochen hätte. Die vorzeitig gealterte Gebärmutter war nicht in der Lage, eine Schleimhaut zu entwickeln, um eine Schwangerschaft bis zum Ende zu unterstützen. Die Studie schlussfolgert, dass der Grund, warum viele Frauen wiederholte Fehlgeburten haben, darin liegt, dass die Gebärmutter nicht darauf vorbereitet ist, eine Schwangerschaft aufzunehmen.
Gibt es eine Möglichkeit, Fehlgeburten, die durch diesen Mangel ausgelöst werden, vorzubeugen?
Es gibt derzeit einige Möglichkeiten, wie Frauen mit niedriger Stammzellenanzahl eine Schwangerschaft erfolgreich austragen können. Einige Medikamente helfen, die Stammzellzahl zu erhöhen. Auch ein kleiner Schleimhauteinschnitt kann hilfreich sein, da dieser eine oberflächliche Verletzung in der Schleimhaut schafft, die einen Heilungsprozess und damit das Wachstum von Stammzellen stimuliert. Die Studie hat gezeigt, dass eine niedrige Stammzellenzahl wiederholte Fehlgeburten auslösen kann, es müssen jedoch weitergehende Forschungen betrieben werden, um dieses Problem beheben zu können.
Die Forscher der Universität von Warwick hoffen, Tests entwickeln zu können, mit denen niedrige Stammzellzahlen leicht erkannt werden können. Zukünftig könnten effektivere Medikamente und Verfahren entwickelt werden, um das Stammzellwachstum anzuregen, damit sich ein Embryo erfolgreich in einer funktionierenden Schleimhaut einnisten kann.