Neue Forschungen zeigen, dass männliche Unfruchtbarkeit ein erhöhtes Risiko birgt, Multiple Sklerose (MS) zu entwickeln. Eine wissenschaftliche Studie bietet eine Erklärung, wie die beiden Krankheitsbilder zusammenhängen könnten.
Was ist Multiple Sklerose?
Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, die das zentrale Nervensystem der erkrankten Personen beeinflusst. Das Immunsystem beschädigt Myelin (jene Substanz, die Nervenfasern mit einer Schutzschicht versorgt), wodurch es zu Kommunikationsschwierigkeiten zwischen dem Gehirn und anderen Körperteilen der Betroffenen kommt.
Die Symptome können unterschiedlich stark auftreten und hängen davon ab, welcher Teil des Körpers am stärksten in Mitleidenschaft gezogen ist. Viele Menschen mit Multipler Sklerose haben Schwierigkeiten beim Laufen oder können betroffene Gliedmaßen nicht bewegen. In schweren Fällen können die Leidenden ohne Hilfe nicht gehen oder sind auf den Rollstuhl angewiesen. Außerdem kann es zu Taubheit oder Kribbeln in den Gliedmaßen sowie zu Nacken-, Seh- oder Sprachschwierigkeiten kommen. Zittern, Darm- und Blasenprobleme sowie Benommenheit sind ebenfalls typisch. Bislang gibt es noch keine Heilung für die Erkrankung, es stehen jedoch bestimmte Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, um die speziellen Symptome in den Giff zu bekommen.
Was versteht man unter männlicher Unfruchtbarkeit?
Männliche Unfruchtbarkeit bezeichnet die medizinisch anerkannten Ursachen, die dazu führen, dass der Mann nicht in der Lage ist, seine Partnerin zu befruchten. Die Gründe hierfür können in vier Untergruppen eingeteilt werden:
Strukturelle Anomalien innerhalb des reproduktiven Systems.
Manchmal können Beeinträchtigungen der Fortpflanzungsorgane und/oder -bahnen den Spermafluss hemmen. Solche Anomalien führen häufig zu Geburtsfehlern oder verschiedenen Krankheiten.
Probleme bei der Spermienproduktion.
Eine geringe Anzahl gesunder, gut beweglicher Spermien ist das Resultat bestimmte Erkrankungen oder eines negativen Lebensstils. Neben höherem Alter können Infektionen, Umweltgifte, der Konsum von Alkohol und Nikotin sowie Bluthochdruck und Diabetes für eine gestörte Spermienproduktion verantwortlich sein.
Ejakulationsstörungen.
Damit es zu einer Befruchtung kommen kann, müssen männliche Spermien in die Vagina der Frau ejakuliert werden. Einige Männer leiden unter Impotenz, wodurch ihre Ejakulationsfähigkeit eingeschränkt und teilweise auch eine Erektion schwierig ist.
Immunerkrankungen.
Männer, die an verschiedenen Immunsystemerkrankungen leiden, sind häuftig auch von Fruchtbarkeitsproblemen betroffen, da diese Krankheiten die Fähigkeit der Samenzellen, in die Eizelle der Frau einzudringen, beeinträchtigen können.
In welcher Verbindung stehen männliche Unfruchtbarkeit und MS?
Eine 2017 veröffentliche Studie von dänischen Wissenschaftlern untersuchte zwischen 1994 und 2015 50.000 Männer, deren Partnerinnen aufgrund von Fruchtbarkeitsstörungen behandelt wurden. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass über 24.000 der Männer an Infertilität litten. Zudem stellten sie fest, dass die große Mehrheit dieser Männer im Gegensatz zu den 27.000 Männern, bei denen keine Fortpflanzungssschwierigkeiten diagnostiziert wurden, entweder unter einem höheren Risiko litten, an MS zu erkranken oder bereits daran erkrankt waren. Die Wissenschaftler betonen, dass diese Studie keine eindeutigen Beweise für einen Zusammenhang zwischen männlicher Unfruchtbarkeit und Multipler Sklerose liefert. Sie stellt jedoch eine Verbindung zwischen den beiden Krankheiten her und liefert einen Grund für weitere Forschungen auf diesem Gebiet.
Während man feststellte, dass Fertilitätssprobleme bei Männern mit einem Risikofaktor für MS in Zusammenhang stehen, wurde MS als mögliche Ursache für männliche Unfruchtbarkeit identifiziert. Unter den Hauptfaktoren, die zu den Symptomen männlicher Infertilität beitragen, wie erektile Dysfunktion, Ejakulationsstörungen und Samenanomalien, gehören Operationen am Becken, Diabetes, angeborene Anomalien der Wirbelsäule, Multiple Sklerose und Rückenmarksverletzungen.