Die männliche Fertilität nimmt immer mehr ab. Bei Männern in Europa ist die Produktion von lebenden Spermien in den letzten 30 Jahren um 50 Prozent gesunken, bei der Dichte ergibt sich eine Verringerung zwischen zwei und vier Prozent pro Jahr. Dieses Phänomen beschränkt sich jedoch nicht nur auf den europäischen Raum: Weltweit nimmt die Testosteronproduktion signifikant ab im Vergleich zu früheren Jahrzehnten.
Die Verschlechterung der männlichen Zeugungsfähigkeit liegt vor allem in unserer modernen Lebensweise, die negative Auswirkungen auf die männlichen Geschlechtsteile hat. Eine ungünstige Ernährung, langes Sitzen und zu enge und heiße Kleidung sind Faktoren, die den gesunden Stoffwechsel in den Genitalien in Mitleidenschaft ziehen.
Zu enge Unterwäsche verschlechtert die Spermienqualität
Um die Gesundheit der Geschlechtsorgane zu gewährleisten, ist eine gute Durchblutung und Belüftung in der unteren Region des Körpers essentiell. Genitalien sollten möglichst nicht eingeengt werden, um die empfindliche Blutzirkulation in den Weichteilen nicht zu stören. Durch zu enge Kleidung können die Hoden überhitzt werden, wodurch die Qualität der Spermien beeinträchtigt wird. Werden die Geschlechtsorgane durch zu enge Hosen an den wärmenden Körper gedrückt, ist eine Zerstörung der Spermien im Hodensack durch den Wärmestau möglich. Durch das Tragen von herkömmlicher Unterwäsche entsteht eine Temperatur von bis zu 37 Grad in den Hoden, die ideale Temperatur sollte jedoch bei etwa 33 Grad liegen.
US- Studie findet einen Zusammenhang zwischen Nacktschlafen und einer erhöhten Fertilität
Zu diesen Erkenntnissen kamen US- Forscher der Stanford University und des National Institute of Child Health and Human Development (NICHD) im US-Bundesstaat Maryland. Die Studie arbeitete mit 500 Männern in einem Zeitraum von 12 Monaten, in dem die Wissenschaftler die Sperma-Qualität der Männer untersuchten und verfolgten, welche Art von Unterwäsche sie am Tag und nachts trugen. Die Forscher stellten fest, dass Männer, die am Tag Boxershorts trugen und nachts nackt schliefen, eine um 25 Prozent geringere DNA-Fragmentierung (Beschädigungen des Genmaterials der Spermien) in ihren Spermien aufwiesen im Vergleich zu jenen Männern, die Tag und Nacht enge Unterhosen trugen. Das lässt darauf schließen, dass die DNA-Fragmentierung sinkt, wenn die Genitalien beim Schlafen nicht durch zu enge Unterwäsche behindert werden. Der Grund: Männliche Geschlechtsorgane sind wärmeempfindlich und erhöhte Temperaturen beeinträchtigen die Spermienproduktion in den Hoden. Aus diesem Grund raten die Forscher Männern dazu, nackt zu schlafen und tagsüber am besten weite und locker sitzende Unterhosen zu tragen, um die Spermien gut gekühlt zu halten und so die Fertilitätschancen zu erhöhen.
Spermienanzahl um die Hälfte reduziert
Der führende Furchtbarkeitsexperte Allan Pacey, Professor der Andrologie an der Universität von Sheffield merkt an, dass schon längere Zeit bekannt sei, dass Männer, die die Temperatur in ihren Hoden erhöhen, unabhängig davon, ob sie Hitze am Arbeitsplatz ausgesetzt sind oder enge Slips tragen, eine schlechtere Samenqualität haben im Vergleich zu jenen, deren Hoden kühler gehalten werden; es bis jetzt aber noch nicht bekannt war, ob die Männer die Situation verbessern können, wenn sie ihren Unterwäschetyp ändern. Pacey zu Folge, ist es wichtig zu sehen, ob der Wechsel zu lockeren Slips den Partner öfter oder schneller schwanger macht, als wenn das Tragen von enger Unterwäsche beibehalten wird. Obwohl es einen klaren Zusammenhang zwischen Unterwäsche und Spermaqualität gibt, existiert bis jetzt noch kein definitiver Beweis dafür, dass dadurch die Geburtenrate beeinflusst wird.
Eine andere Studie aus den späteren 90er Jahren, die in der englischen Medizinzeitschrift Lancet publiziert wurde, untersuchte 12 Männern ein Jahr lang, wobei diese abwechselnd enge und lockere Unterhosen trugen. Aufgrund dessen, konnten die Wissenschaftler die Sperma-Qualität von jedem Mann anhand des Slips vergleichen. Das Ergebnis: Während des Zeitraumes, in dem die Männer enge Unterhosen trugen, verfügten sie nur über eine halb so große Spermienanzahl wie zu Zeiten, in denen sie bequeme Unterwäsche wählten. Die Zahl der beweglichen Spermien (Maß für Qualität) war während ihrer engen Unterhosenphase nur ein Drittel so groß!
FAZIT
In Zukunft werden noch weitere Forschungen nötig sein, um die genauen Auswirkungen von Unterwäsche auf die Spermaqualität feststellen zu können. In der Zwischenzeit sollten Männer, die Nachwuchs planen oder sich um die Gesundheit ihrer Spermien sorgen, weite Unterhosen tragen oder – vor allem nachts – komplett darauf verzichten, um ihre Zeugungsfähigkeit zu schützen.