Gastautorin: Krystle Chavez
Ich heiße Krystle Chavez, und mein Mann und ich versuchen, ein Kind zu zeugen, eine Schwangerschaft durchzustehen, ein und gesundes Kind bis zum Ende auszutragen.
Ich werde mich Ihnen nun öffnen und davon sprechen, was es heißt, wenn man versucht, ein Baby zu bekommen und Nachkommen zu hinterlassen. Als ich und mein Mann vor drei Jahren heirateten, konnten wir es kaum erwarten, eine Familie zu gründen. Wir wussten zwar, dass ich am Polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS) und an Hydrosalpsinx (blockiertem Eileiter) litt, wir hätten uns aber nicht ansatzweise vorstellen können, dass ich derartige Probleme haben würde, schwanger zu werden, wie ich sie jedoch erlebe.
Das erste Jahr versuchten wir es vergeblich, wandten uns an einen Fruchtbarkeitsmediziner und begannen unsere Reise zu unserem Wunschkind. Wir teilten unsere Probleme einigen wenigen Familienmitgliedern und engen Freunden mit. Unsere Angehörigen leisteten uns großen Beistand und ermutigten uns, doch hatte niemand von ihnen je etwas Ähnliches erlebt, weil sie alle eigene Familien hatten oder aber in einer Situation waren, in der sie erst einmal keine Kinder wollten.
Mit den Jahren kamen die Fragen, Meinungen und Urteile von Unbekannten, Kollegen und auch einigen Angehörigen, die in unsere Reise eigentlich nicht eingeweiht waren. Es ist schon interessant, zu sehen, wie Menschen, die einen gar nicht wirklich kennen oder die Lage einschätzen können, oft diejenigen sind, die sich am meisten einbilden, ihren Senf dazugeben wollen und manchmal auch übergriffig werden. Ich lernte sehr schnell, wie sehr die Gesellschaft das Selbstwertgefühl einer Frau an ihrer Gebärfähigkeit bemisst, und welchen Druck das auf Paare ausübt, insbesondere auf Frauen. Mir wurde auch klar, wie wenig die Menschen von Unfruchtbarkeit verstehen, weswegen sie manchmal sehr unsensibel werden, weil sie eine ungesunde Faszination für den Kinderwunsch anderer Menschen haben.
Die Schwierigkeiten, auf die ich während meiner Reise stieß, sorgten dafür, dass ich mich mehr und mehr zurückzog, und wenn man mich fragte, wann ich endlich ein Kind bekommen würde, wich ich der Frage aus, und wurde entweder traurig oder wütend. Mit der Zeit vermied ich gewisse Situationen, ging beispielsweise an einem Muttertag nicht in die Kirche, weil ich es nicht ertragen konnte, an meine Lage erinnert zu werden, wenn man die Mütter darum bitten würde, aufzustehen, um ein Geschenk zu empfangen. Bald merkte ich, dass je mehr ich über meine Unfruchtbarkeit schwieg, desto mehr kam sie mir als großes, dunkles „GEHEIMNIS“ vor, und das war nicht gut. Geheimnisse neigen dazu, einen in ihren Bann zu ziehen und stauen negative Energien auf, die dann dafür sorgen, dass man sich schämt oder schuldig fühlt, obwohl man das gar nicht sollte.
Schließlich, nachdem ich viel darüber nachgedacht und mit meinem Mann darüber gesprochen hatte, beschlossen wir, unsere Reise mit anderen Menschen auf sozialen Medien öffentlich zu teilen. Diese Reise ist lang und einsam, und ich wollte ein Forum eröffnen, wo Frauen, die an Unfruchtbarkeit leiden, an einem sicheren Ort zusammenkommen, wo sie offen und ehrlich darüber reden, Erfahrungen austauschen und einander helfen können.
Auch wenn es etwas sehr Persönliches ist, müssen Sie es nicht mit sich selbst ausmachen, und diesen Weg alleine gehen. Sie können eine Gemeinschaft finden und sich Beistand suchen, um durchzuhalten. Das ist es, wofür wir uns entschieden haben. Ich möchte meine Reise auch deshalb öffentlich machen, weil ich es selbst in der Hand haben wollte, wie darüber berichtet wird, weil ich meine Wahrheit mitteilen, das Thema enttabuisieren, andere bestärken, und ihnen das Gefühl geben wollte, dass es in Ordnung ist, dasselbe zu tun. Die Herausforderungen rund um einen unerfüllten Kinderwunsch sind bei jedem Menschen anders, doch gibt es Ähnlichkeiten, was die emotionalen, psychischen, körperlichen und finanziellen Probleme betrifft, denen Familien ausgesetzt sind. Generell fühlen sich Betroffene isoliert, beschämt und stigmatisiert. Deshalb brauchen sie einen besseren Zugang zu Hilfsmitteln, Behandlungsmöglichkeiten und Unterstützung. Alles in allem will ich, dass meine Geschichte Gehör findet, auch wenn meine Stimme zittert, während ich sie erzähle.
Alles Gute und Liebe!
Krystle und Jesus Chavez