Jahrzehnte lang haben sich Wissenschaftler gefragt, ob es einen Zusammenhang zwischen der Penisgröße des Mannes und seiner allgemeinen Fruchtbarkeit gibt. Bis vor Kurzem wurde immer angenommen, dass die Spermaqualität die Penisgröße schlage, wenn es um die männliche Fortpflanzungsfähigkeit geht. Eine jüngere und äußerst umstrittene Studie wiederum behauptet, dass es sehr wohl auf die Größe ankommt.
Fragwürdige Studie
Dr. Austen Slade, ein anerkannter Urologe an der Universität von Utah, veröffentlichte eine Studie, bei der die Penislänge von über 800 Männern gemessen wurde. Die Schlussfolgerung der Studie lautete, dass Männer mit einen Penis, der im steifen Zustand 13,2 cm maß, eine höhere Fruchtbarkeitsrate aufwiesen als jene, deren Phallus im steifen Zustand 12,1 cm lang war. Bislang ist diese äußerst „eigenwillige“ Erkenntnis in Medizinerkreisen auf starke Ablehnung gestoßen.
Geht man nach der Mehrheit der aktuellen Studien, ist die Hodengesundheit des Mannes, die Spermienqualität und -menge im Hinblick auf die Fertilität definitiv wichtiger als die Penisgröße. Die meisten Forscher bezweifeln zwar, dass oben genannte Studie jemals widerlegt werden können, allerdings sollte die Größe männlicher Genitalien weiter untersucht werden, um zu bestimmen, ob sie tatsächlich als Maßstab für andere Aspekte gelten kann, die in Zusammenhang mit der männlichen Gesundheit und Fruchtbarkeit stehen.
Was denken Experten über Genitaliengröße und männliche Fruchtbarkeit?
Dr. Daniel Kort, Fachmann für Endokrinologie und Fruchtbarkeit in New York, gab zu Protokoll, das jede Studie, die Penisgröße und Fruchtbarkeit in Verbindung bringe, erwartungsgemäß Falschinformationen enthalte, die deren Ergebnisse ungültig machen würden. Keine fachlich gegengeprüfte Studie sei je in irgendeiner seriösen medizinischen Fachzeitschrift veröffentlicht worden, die einen Zusammenhang zwischen der Größe des steifen Penis mit einer höheren Fruchtbarkeit bewiesen habe. Zudem sei auch kein endgültiger Zusammenhang zwischen Penisgröße und Impotenz-Rate nachgewiesen worden, einem Zustand, die mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Menschen genetisch bedingt ist.
Wo kommt es wirklich auf die Größe an?
In Medizinerkreisen glaubt man nicht, dass die Penisgröße mit der Fruchtbarkeit eines Mannes in Verbindung stehe. Wo es tatsächlich auf die Größe ankommt, sind die Hoden. Studien haben bewiesen, dass Männer mit großen Hoden mehr Testosteron produzieren, was wiederum zu einer größeren Spermienmenge führt, aber nicht immer. Die Menge an Samenflüssigkeit hängt auch nicht zwangsläufig mit der Größe der Testikel zusammen, sondern eher mit dem gesamten Fortpflanzungssystem und dem generellen Gesundheitszustand, die bestimmen, wieviel Sperma ein Mann ejakulieren kann. Mehr Testosteron hat zwar seine Vorteile, allerdings wurde ein Zusammenhang zwischen zu viel Testosteron und einer Zunahme der Häufigkeit einiger Krankheiten bei Männern nachgewiesen, u.a. Herzerkrankungen und Krebs. Größere Hoden deuten demnach auch nicht zwangsläufig auf eine bessere Fruchtbarkeit hin.
Wenn es auf die anatomische Größe ankäme, würde es noch immer Dinosaurier geben
Dr. Paul Turek, Experte für männliche Sexualgesundheit, bemerkte einmal treffenderweise, dass, wenn es überall nur auf die Größe ankäme, die Dinosaurier noch immer auf Erden wandeln würden. Anders ausgedrückt, spielt die Größe keine sonderlich große Rolle in irgendeiner Hinsicht, die mit der menschlichen Fortpflanzung zusammenhängt. Die westliche Kultur hat eine eigenartige Vorliebe für die Ästhetik der Genitalien sowie deren Größe. Ein großer Penis oder große Brüste werden mit einer besseren Sexualität und erhöhter Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht, allerdings sind das bloß Ammenmärchen. Ein großes Glied und große Brüste können zwar die Partnerwahl beeinflussen, und damit auch zu einer besseren Fruchtbarkeit führen, allerdings gibt es keine schlüssigen Studien, die beweisen würden, dass die Größe ein entscheidender Faktor dabei ist, ob die Gene eines Menschen weitergegeben werden oder nicht.
Worauf kommt es bei der Fruchtbarkeit nun wirklich an?
Alle modernen medizinischen Studien sind sich eins darin, dass die allgemeine Gesundheit und die Gene den größten Ausschlag bei der weiblichen und männlichen Fruchtbarkeit geben. Die Fertilität wird durch gesamtkörperliche Faktoren bestimmt, nicht durch einzelne Faktoren wie die Genitaliengröße. Wäre die menschliche Biologie so einfach, dass ein großer Penis und große Hoden der einzige wichtige Faktor bei der männlichen Fruchtbarkeit wäre, hätte unsere Art wohl kaum so lange überlebt. Die allgemeine Gesundheit eines Menschen, seine Lebensweise und Gene bestimmen, wie fruchtbar er ist. Testosteronwerte, Spermienmenge und Spermaqualität spielen eine wichtige Rolle. Wo immer ein Zusammenhang zwischen einem großen Penis oder der Ästhetik von Genitalien mit höherer Fruchtbarkeit hergestellt wird, handelt es sich um eine urbane Legende oder eine Marketing-Lüge, und bislang gibt es schlicht keine Beweise dafür, dass einer der beiden Variablen eine Rolle bei der allgemeinen Gesundheit des Fortpflanzungssystems oder der Fruchtbarkeit spielt.