Wenn Ihnen zum ersten Mal Fruchtbarkeitsbehandlungen bevorstehen, kann Sie die Situation leicht überfordern. Angesichts des zeitlichen Aufwands, den viele Behandlungen mit sich bringen, ist es oft schwer, Familie, Job und Haushalt unter einen Hut zu bekommen. Einige haben das Glück, frei nehmen zu können, andere wiederum müssen ihre Therapien mit den alltäglichen Verpflichtungen kombinieren.
Es gibt allerdings Möglichkeiten, um Ihnen die Situation zu erleichtern. Bevor wir auf die einzelnen Tipps eingehen, sollten Sie allerdings generell darüber Bescheid wissen, wie sich Fruchtbarkeitsbehandlungen auf Ihren Alltag auswirken können.
Was Sie erwartet
Der genaue Behandlungsplan wird sich nach Ihrer körperlichen Situation und danach richten, wie Sie auf Medikamente ansprechen, sowie der Art der Behandlung. Zu den gängigsten Therapien zählen eine intrauterine Insemination (IUI) sowie In-Vitro-Befruchtung (IVF). Bei einer IUI wird unter Einsatz von Medikamenten ein Menstruationszyklus bis zum Eisprung überwacht und ein Spermium zum Zeitpunkt der Ovulation direkt in die Gebärmutter eingespritzt. Bei der IVF handelt es sich um einen langwierigeren Prozess, der den Einsatz bestimmter Medikamente (Spritzen, Tabletten und Pflaster) umfasst, das Entnehmen von Eizellen, sowie die Einpflanzung eines oder mehrerer Embryos.
Beide Methoden erfordern eine ständige Überwachung durch Blutuntersuchung und Ultraschall, um festzustellen, wie Ihr Körper auf die Behandlung anspricht, und ob sich alles planmäßig entwickelt. Ihre Termine werden meist in den frühen Morgenstunden liegen, und sind möglicherweise täglich bzw. mehrmals pro Woche Tag angesetzt. Das bedeutet, dass Sie sich darauf einstellen müssen, sehr häufig in die Klinik zu müssen.
Mögliche Hindernisse
Bei der Planung Ihrer Fruchtbarkeitsbehandlungen ist es wichtig, im Auge zu behalten, was schieflaufen kann. Viele gehen zwar gewohnt ihrem Alltag nach, als hätte sich gar nichts verändert, aber das ist nicht bei allen gleichermaßen der Fall. Viele Behandlungen sind sehr zeitintensiv, sodass Ihr Alltag oft zurückstecken muss, um den Behandlungsplan zu erfüllen. Viele Injektionen müssen abends oder morgens, immer zur gleichen Uhrzeit erfolgen. Sie werden oft alles stehen und liegen lassen müssen, um bestimmte Medikamente einzunehmen oder Hormonpflaster zu wechseln, je nachdem, was Ihnen genau verschrieben wurde.
Neben der Zeit, die die vielen Arzttermine, Behandlungen und Medikamente in Anspruch nehmen, müssen Sie auch an die Nebenwirkungen denken. Zahlreiche Präparate bringen Nebenwirkungen mit sich, die eine Bewältigung des gewohnten Alltags erschweren können. Es ist nicht immer leicht, vorauszusehen, wie Ihr Körper auf die jeweiligen Medikamente anschlägt, und ob irgendwelche Probleme eintreten. Stellen Sie sich deshalb darauf ein, dass Sie sich an manchen Tagen ausgelaugt, kraftlos und überhaupt nicht fit fühlen werden. Sie werden mitunter auch Ihre Planungen von einem Moment auf den anderen über den Haufen werfen müssen, sodass eine Terminfindung außerhalb Ihrer Arbeitszeiten nicht immer möglich ist.
Tipps, um Job und Fruchtbarkeitsbehandlungen unter einen Hut zu bekommen
Es kann eine Herausforderung darstellen, Fruchtbarkeitsbehandlungen mit der beruflichen Tätigkeit zu verbinden, allerdings kann dies durchaus funktionieren. Wenn Sie sich an bestimmte Tipps halten, können Sie besser voraus planen.
- Finden Sie heraus, wie viel Zeit Sie brauchen. Wie bereits erwähnt, erfordert jede Behandlung unterschiedlich viel Zeit. Sie sollten sich daher mit Ihrem Arzt zusammensetzen, um darüber zu sprechen, was Sie genau erwartet. Die meisten Kliniken werden Ihnen einen Kalender mit allen bevorstehenden Terminen und den Zeitpunkten für die Einnahme der Medikamente mitgeben. Für manche Behandlungen werden Sie sich frei nehmen müssen. Die meisten Kliniken verordnen mindestens einen Ruhetag nach der Eizellenentnahme und ein bis fünf Ruhetage nach einer Embryonenimplantation. Um dies mit Ihrem Arbeitsalltag vereinbaren zu können, müssen Sie vorher Bescheid wissen. Wenn Sie einer körperlich anstrengenden Tätigkeit nachgehen, müssen Sie Ihren Tätigkeitsbereich, je nach ärztlicher Anweisung, gegebenenfalls ändern. Viele Mediziner empfehlen auch, sich nach einem gescheiterten Behandlungszyklus frei zu nehmen, um zu trauern, und anschließend einen neuen Versuch zu starten.
- Erstellen Sie einen Plan, um Ihre Behandlungen mit dem Arbeitsalltag zu vereinbaren. Fruchtbarkeitsbehandlungen erfordern es häufig, dass Sie Ihre Arbeitszeiten ändern, oder sich für einige Zeit frei nehmen müssen. Es kann helfen, im Vorfeld einen Plan zu erstellen, bevor Sie mit Ihrem Vorgesetzen sprechen. Sie können beispielsweise vorschlagen, Überstunden zu machen, wenn Sie nach dem vorgesehenen Arbeitsbeginn erscheinen oder Ihre Tätigkeiten im Home Office zu erledigen. Auch wenn viele Frauen nicht offen legen möchten, weswegen Sie eine Auszeit brauchen, ist es nicht leicht, Verständnis von Ihrem Vorgesetzten zu bekommen, wenn er über Ihre Situation nicht Bescheid weiß.
- Entscheiden Sie, wie viel Sie preisgeben wollen. Natürlich müssen Sie nicht jedes Detail darüber preisgeben, was Sie tun. Sie sind dazu nicht rechtlich verpflichtet. Viele Kliniken werden Ihnen ein Schreiben mitgeben, in dem hervorgeht, dass Sie aus medizinischen Gründen nicht arbeiten können, ohne genauere Angaben über die Ursachen zu machen. Wenn Sie jedoch erklären, was Sie gerade durchmachen, kann Ihr Umfeld Ihre Situation besser nachvollziehen, und Ihnen dabei helfen, den Alltag besser zu meistern.
- Haben Sie ein soziales Netz parat. Fruchtbarkeitsbehandlungen sind kein Zuckerschlecken. Diese können Ihren Alltag gehörig beeinträchtigen, und bedeuten einen immensen Eingriff in Ihren Körper. Es kann helfen, jemanden zu haben, mit dem Sie darüber reden, und auf den Sie sich verlassen können. Das kann Ihr Partner sein, aber auch Familienangehörige oder enge Freunde. Wenn Sie jemanden haben, der Ihnen zuhört und hilft, können Sie sich besser entspannen, und Sie werden sich während des Behandlungszeitraumes wohler fühlen. Ihre Liebsten können Sie auch im Haushalt oder bei anderen Erledigungen unterstützen, damit Sie weniger unter Stress stehen.
- Setzen Sie sich selbst an die erste Stelle. Viele opfern alles für ihre Karriere. Während einer Fruchtbarkeitsbehandlung sollten Sie sich aber immer selbst an die erste Stelle setzen. Sie unterziehen Ihren Körper bestimmten Medikamenten und Behandlungen, wodurch sich einige Veränderungen ergeben. Achten Sie darauf, dass Sie es während dieser Zeit so bequem wie möglich im Job haben. Das kann bedeuten, dass Sie sich etwas legerer kleiden und bequemere Schuhe anziehen, häufiger kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen, um Übelkeit vorzubeugen, sowie Tee oder Ginger Ale zu trinken, um mögliche Magenbeschwerden zu lindern. Selbst kleine Veränderungen können dazu beitragen, dass Sie sich während dieser Zeit wohler fühlen.
- Schalten Sie einen Gang zurück. Auch wenn Sie normalerweise viele Verpflichtungen haben, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, sich eine Auszeit zu nehmen. Sie sollten Ihren Terminplan deshalb nicht unnötig überfrachten. Versuchen Sie, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist, und was Sie während dieser Zeit auch bewältigen können. Versuchen Sie, sofern möglich, Ihren Verantwortungsbereich in der Arbeit und zuhause zu verringern, um etwas Zeit für sich zu schaffen.
- Gönnen Sie sich etwas Gutes. Versuchen Sie, etwas Zeit für Aktivitäten zu finden, mit denen Sie Ihren Stress bewältigen können. Das kann Kochen sein, leichter Sport (sofern die Behandlung dies zulässt), Atemübungen oder Lesen. Wobei auch immer Sie sich am besten entspannen; es wird Ihnen helfen, diese verrückte und stressige Zeit letztlich besser zu überstehen.
Behalten Sie das große Ganze im Auge
Es passiert schnell, dass man sich in diesem straffen Zeitplan voller Behandlungen, Hausarbeit und Job verliert. Nehmen Sie sich deshalb immer die Zeit, sich daran zu erinnern, WARUM Sie das alles tun. So bleiben Sie am Ball und motiviert, weiter zu machen. Denken Sie daran, dass die Fruchtbarkeitsbehandlungen und Ihr neuer Tagesplan nur vorübergehend sind, und Sie bald wieder zur Normalität zurückkehren. Indem Sie sich an die oben genannten Tipps halten, und sich auf das vorbereiten, was Sie erwartet, können Sie besser mit der Situation umgehen.