Die In-vitro-Fertilisation (IVF) mit eingefrorenen Embryonen kann laut Forschungen mit einem um 74 % höheren Risiko für Bluthochdruckerkrankungen in der Schwangerschaft verbunden sein. Im Vergleich dazu ergab die Studie, dass Schwangerschaften nach Transfer frischer Embryonen – also nach Transfer der befruchteten Eizelle unmittelbar nach der In-vitro-Fertilisation (IVF) anstelle einer eingefrorenen befruchteten Eizelle – und Schwangerschaften nach natürlicher Empfängnis ein ähnliches Risiko für die Entwicklung einer hypertensiven Erkrankung aufweisen.
Risiko für Bluthochdruck in der Schwangerschaft nach einem Transfer mit gefrorenen Embryonen deutlich höher
Hoher Blutdruck während der Schwangerschaft ist oft ein Anzeichen für Präeklampsie, eine Schwangerschaftskomplikation, die mit anhaltendem Bluthochdruck einhergeht und die Gesundheit und das Leben von Mutter und Fötus gefährden kann. Bei einer IVF können eingefrorene Embryos genutzt werden: Nachdem eine Eizelle im Labor durch Spermien befruchtet wurde, wird sie mithilfe eines Kryokonservierungsverfahrens eingefroren, bevor sie zu einem späteren Zeitpunkt aufgetaut und in die Gebärmutter übertragen wird.
Das Verfahren wird immer häufiger angewendet, da sich die Gefriertechnologie bzw. die Kryokonservierungsmethoden seit Ende der 2000er Jahre erheblich verbessert haben, und sich immer mehr Patienten für das Einfrieren von Embryonen entscheiden. Allerdings ist bekannt, dass der Transfer von eingefrorenen Embryonen mit einem höheren Risiko für Bluthochdruckerkrankungen in der Schwangerschaft verbunden ist als die natürliche Empfängnis und der Transfer von frischen Embryonen. Vor dieser Studie war jedoch nicht bekannt, ob dies auf den Einfrierprozess oder auf einen Risikofaktor der Eltern zurückzuführen ist. In
Der Transfer mit eingefrorenen Embryonen wird weltweit immer häufiger durchgeführt, und in den letzten Jahren haben einige Ärzte begonnen, den Transfer von frischen Embryonen zu überspringen und routinemäßig alle Embryonen in ihrer klinischen Praxis einzufrieren, den sogenannten „Freeze-all”-Ansatz.” Forscher aus Norwegen untersuchten nationale Daten aus medizinischen Geburtsregistern aus Dänemark, Norwegen und Schweden von fast 2,4 Millionen Frauen im Alter von 20 bis 44 Jahren, die während des Untersuchungszeitraums – von 1988 bis 2015 – ein Kind zur Welt gebracht hatten. Diese Daten bildeten die Grundlage für eine bevölkerungsbasierte Studie, die auch einen Vergleich zwischen Frauen mit einer IVF-Schwangerschaft und einer natürlich gezeugten Schwangerschaft, den sogenannten Geschwistervergleich, umfasste. Dieser Ansatz wurde verwendet, um herauszufinden, ob der mögliche Grund für die hypertensiven Erkrankungen auf elterliche Faktoren oder auf die IVF-Behandlung zurückzuführen war.
Die Ergebnisse
Die Studie umfasste mehr als 4,5 Millionen Schwangerschaften, von denen 4,4 Millionen auf natürliche Weise zustande gekommen waren; mehr als 78.000 Schwangerschaften waren Transfers mit frischen Embryos, und mehr als 18.000 Schwangerschaften erfolgten durch einen Transfer mit gefrorenen Embryonen. Von allen Schwangerschaften wurden mehr als 33.000 für einen Geschwistervergleich gruppiert – Mütter, die über mehr als eine dieser Methoden schwanger geworden waren. Die Studie ist die bislang größte, die einen Geschwistervergleich verwendet.
Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Transfer frischer oder gefrorener Embryonen im Vergleich zu einer natürlichen Empfängnis eine hypertensive Erkrankung in der Schwangerschaft zu entwickeln, wurde um Variablen wie das Geburtsjahr und das Alter der Mutter bereinigt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die meisten IVF-Schwangerschaften zwar gesund und komplikationslos verlaufen. Diese Analyse ergab jedoch, dass das Risiko für Bluthochdruck in der Schwangerschaft nach einem Transfer von gefrorenen Embryonen deutlich höher war als nach einem Transfer von frischen Embryonen oder einer natürlichen Empfängnis. Zukünftige Forschungsarbeiten sollten untersuchen, welche Aspekte des Transfers gefrorener Embryonen das Risiko für Bluthochdruck während der Schwangerschaft beeinflussen können.“
Umfassende Beratung durch Ärzte erforderlich
Unter anderem ergab die Studie, dass Frauen, die nach einer IVF-Behandlung ein Kind zur Welt brachten, im Durchschnitt 34 Jahre alt waren, wenn es sich um einen Transfer mit tiefgefrorenen Embryonen handelte, 33 Jahre alt bei einem Transfer von frischen Embryonen und 29 Jahre alt bei einer natürlichen Empfängnis. Etwa 7 % der Babys, die nach einem Transfer mit tiefgefrorenen Embryonen gezeugt wurden, kamen frühzeitig (vor der 40. Schwangerschaftswoche) zur Welt, und 8 % der Babys nach einem Transfer mit frischen Embryonen wurden frühzeitig geboren, verglichen mit 5 % der Babys nach einer natürlichen Empfängnis.
Zusätzlich zur Präeklampsie definierten die Forscher hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft als kombiniertes Ergebnis, einschließlich Schwangerschaftshypertonie, Eklampsie (das Auftreten von Krampfanfällen bei Frauen mit Präeklampsie) und chronischer Hypertonie mit überlagerter Präeklampsie. Eine Einschränkung der Studie war das Fehlen von Daten zur Art des Zyklus mit eingefrorenen Embryonen, sodass nicht genau bestimmt werden konnte, welcher Teil des Zyklus mit eingefrorenen Embryonen oder der Transfer der eingefrorenen Embryonen zu dem höheren Risiko für hypertensive Erkrankungen beiträgt. Eine weitere Einschränkung besteht darin, dass die Daten aus skandinavischen Ländern die Verallgemeinerung der Ergebnisse auf Menschen in anderen Ländern einschränken können. Ein umfassende Beratung durch Ärzte über die Vorteile und Risiken eines Transfers mit frischen gegenüber gefrorenen Embryos ist daher von entscheidender Bedeutung.