Bei jedem 5. bis 7. Paar lässt sich der Kinderwunsch nicht realisieren. Die Gründe dafür können einen oder beide Partner betreffen und sind vielfältig: Dabei kann man zwischen körperlichen, hormonellen oder psychischen Faktoren unterscheiden. Manchmal wird keine Ursache gefunden und es bleibt unklar, warum eine Schwangerschaft ausbleibt.
Bei unerfülltem Kinderwunsch entscheiden sich zahlreiche Paare für Behandlungsformen der klassischen Schulmedizin, doch diese sind oftmals teuer, aufwändig und bringen eine Reihe von Nebenwirkungen mit sich. In vielen Fällen stellt sich trotzdem kein Erfolg ein. Wenn bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden oder Paare lieber natürliche Methoden bevorzugen, kann Homöopathie eine hilfreiche Option sein.
Was ist Homöopathie?
Homöopathie ist ein therapeutisches Verfahren, das seit mehr als 200 Jahren Krankheiten auf natürliche Weise heilt. Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet „homoios“ (ähnliches) und pathos: (Leiden) und basiert auf dem Ähnlichkeitsprinzip. Als Begründer der Homöopathie gilt der deutsche Arzt Samuel Hahnemann. Das Ähnlichkeitsprinzip („Ähnliches werde mit Ähnlichem geheilt“) beruht darauf, dass eine Substanz, die bei einem gesunden Menschen gewisse Symptome auslösen kann, ähnliche Symptome bei einem Kranken zu kurieren in der Lage ist. Dabei erfolgt ein Vergleich zwischen den Arzneiprüfungssymptomen des Gesunden mit den spezifischen Beschwerden des Kranken aufgrunddessen ein homöopathisches Präparat verabreicht wird, bei dem die Ausgangssubstanzen extrem verdünnt oder verrieben werden.
Das Ziel der Homöopathie ist nicht die Beseitigung von Krankheitssymptomen mithilfe von Medikamenten, sondern die sanfte Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers, weswegen sich das Naturheilverfahren gänzlich von der Schulmedizin unterscheidet. Arzneimittel der Homöopathie werden nicht nur zur dazu verwendet, Symptome zu therapieren, sondern den gesamten Menschen. In einigen Ländern (darunter auch Deutschland und Österreich) darf die Homöopathie ausschließlich von Ärzten und/oder Heilpraktikern ausgeübt werden.
Homöopathie bei Unfruchtbarkeit – Die Heidelberger-Studie
Dass Homöopathie bei unerfülltem Kinderwunsch erfolgsversprechend sein kann, zeigen etwa mehrere Studien an der Ambulanz für Naturheilkunde an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg. In einer Studie unter der Leitung von Doktor Ingrid Gerhard wurden 21 Frauen mit idiopathischer Unfruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit, die auf hormonelle Ursachen zurückzuführen war, 21 Frauen gegenübergestellt, die unter derselben Art von Infertilität litten, jedoch während desselben Zeitraumes eine Hormontherapie erhielten. Beide Gruppen brachten die gleichen Kriterien mit (Alter, Art der Unfruchtbarkeit, Dauer der Kinderlosigkeit, Art der Zyklusstörung); Faktoren, die Einfluss auf die Schwangerschaftsprognose haben.
Das Ergebnis: Zwar konnten beide Gruppen sechs Schwangerschaften verzeichnen, jedoch erlebten nur die Teilnehmerinnen der Homöopathie-Gruppe erfolgreiche Geburten. In der Hormongruppe wurden nur zwei Kinder zur Welt gebracht, die anderen vier Schwangerschaften endeten in Fehlgeburten. Der Einsatz von Homöopathie ergab somit eine dreifach höhere Baby-Take-Home-Rate (BTH). Ein weiterer Unterschied: Bei der Hälfte der Frauen in der Homöopathie-Gruppe normalisierten sich Hormonstörungen und 19 Prozent der Probandinnen konnten eine Verbesserung anderer Beschwerden verzeichnen. Frauen in der Hormongruppe konnten keine Verbesserungen erzielen, dafür traten bei 29 Prozent eine Verschlechterung des Allgemeinzustands ein. Auch die Kosten für Medikamente waren in der Hormongruppe höher.
In einer anderen Studie, die den Einfluss von Homöopathie auf die männliche Fruchtbarkeit erforschte, wurden 40 Männer mit eingeschränkter Fertilität untersucht, die seit mindestens zwei Jahren erfolglos versuchten, ein Kind zu zeugen. Das Durchschnittsalter der Männer lag bei 35,5 Jahren, und ein unerfüllter Kinderwunsch bestand bei den Paaren seit durchschnittlich 4,5 Jahren. Die Probanden mussten zudem zwei aktuelle pathologische Spermiogramme abgeben. Von den Teilnehmern litten 30 unter verschiedenen körperlichen Erkrankungen des Geschlechtsorgans, wie z.B. Hodenhochstand. Jeder Mann wurde individuell mit homöopathischen Einzelmitteln behandelt; die durchschnittliche Behandlungsdauer lag bei 10,3 Monaten.
Das Resultat: Bei den Teilnehmern zeigte sich nach einigen Monaten eine erhebliche Verbesserung der Spermienqualität und -quantität. Die Spermiendichte verbesserte sich um 37,1 Prozent nach 12 Monaten, das Verhältnis der Spermien mit guter Motilität um 43 Prozent nach einem Jahr. Sieben Paare konnten acht Schwangerschaften verzeichnen, woraus fünf Geburten mit insgesamt sechs gesunden Kindern resultierten; drei Schwangerschaften endeten in einer Fehlgeburt. Die Baby-Take-Home-Rate lag bei 11,1 Prozent.
Für wen kommt Homöopathie infrage?
Bei unerfülltem Kinderwunsch können homöopathische Mittel vielfältig eingesetzt werden; etwa um Hormone anzuregen, eine vorhandene Gelkörperschwäche auszugleichen oder einen unregelmäßigen Zyklus zu normalisieren. Auch bei Endometriose kann das Naturheilverfahren wirksam sein. Liegen psychische Gründe vor, weswegen der Kinderwunsch nicht realisierbar ist, können homöopathische Arzneien ebenfalls effektiv eingesetzt werden. Bei Männern kann eine derartige Behandlung sinnvoll sein, wenn noch bewegliche Samenfäden vorhanden sind.
Bei bestimmten organischen Störungen, etwa wenn ein verschlossener Ei-oder Samenleiter vorliegt oder der Mann unter Varikozele (Krampfaderbildung am Hodensack) leidet, stößt die Homöopathie jedoch an ihre Grenzen.
Wie läuft das Verfahren ab?
Bevor sie sich zu einer Therapie nach homöopathischen Gesichtspunkten entscheiden, sollten sich Paare eingehend untersuchen lassen, um mögliche Erkrankungen auszuschließen, die für die Unfruchtbarkeit verantwortlich sein könnten. Dazu zählen bei der Frau etwa ein gynäkologischer Check-up, Untersuchungen der Schilddrüse oder Hirnhangdrüse und die Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Eierstöcke; bei Männern werden die Spermien mithilfe eines Spermiogramms getestet. Aufgrund der Ergebnisse zeigt sich, ob Homöopathie in Frage kommt, und welche Art von Therapie am geeignetsten ist. Ziel ist dabei eine ganzheitliche Behandlung, die auf eine Verbesserung der allgemeinen Gesundheit ausgerichtet ist. Jedes Arzneimittel, das verabreicht wird, wird individuell auf die jeweilige Symptomatik des Patienten abgestimmt. Oft sind psychische Gründe auf einen unerfüllten Kinderwunsch zurückzuführen, hier kann die Homöopathie helfen, wieder die innere Balance zu finden. Die Dauer der Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Ursache, dauert für gewöhnlich aber mehrere Monate.
Homöopathische Mittel, die sich für die Frau als wirksam erwiesen haben
Sepia: hat einen ausgleichenden Effekt auf den kompletten Hormonhaushalt und hilft bei Endometriose
Kalium carbonicum: hilft, die Gebärmutterwand zu stärken
Zincum metallicum: hilft bei psychischen Belastungen und unterstützt den Hormonhaushalt
Phyto-Hypophyon L (Mönchpfefferpräparat): reinigt Leber und Nieren
Arnica montana/Aconitum napellus: hilft Ängste und Traumata zu minimieren, die mit dem Kinderwunsch zusammenhängen
Pulsatilla: soll den Eisprung anregen und hilft bei Gelbkörperschwäche
Bei Männern können homöopathische Mittel wie Thuja, Zincum metallicum, Selinium und Zincum chloratum für eine bessere Spermienqualität sorgen.
Homöopathie und andere Faktoren
Zusätzlich zu homöopathischen Verfahren sollte bei unerfülltem Kinderwunsch auch auf die Pflege eines gesunden Lebensstils geachtet werden: Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung mit wichtigen Vitaminen und Nährstoffen, eine moderate sportliche Betätigung, die Aufrechterhaltung eines gesunden Gewichts, der Verzicht auf Alkohol und Nikotin, die Vermeidung von Umweltgiften sowie Stressabbau. Neben der Homöopathie können bei unerfülltem Kinderwunsch auch andere komplementäre Therapien wie (Ohr)-Akupunktur, TCM oder energetische Methoden hilfreich sein.
Wie bei allen anderen Therapieformen, die im Zusammenhang mit Unfruchtbarkeit eingesetzt werden, gibt es auch bei der Homöopathie keine Erfolgsgarantie: Aufgrund der deutlich geringeren Nebenwirkungen und Kosten, die das Naturheilverfahren im Vergleich zu konventionellen Fruchtbarkeitsbehandlungen mit sich bringt, ist es aber in jedem Fall eine überlegenswerte Option.