Workaholics und Nachteulen aufgepasst: Neue Untersuchungen legen nahe, dass Aufbleiben bis in die späten Nachtstunden einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit älterer Frauen haben kann.
Die Fruchtbarkeitszyklen von weiblichen Säugetieren werden mit zunehmendem Alter ihrer circadianen Uhr unregelmäßiger, behauptet eine kürzlich veröffentlichte Studie im Journal Cell Reports. Forscher aus Japan und den USA, die diese Studie leiteten, fanden heraus, dass Mäuse mittleren Alters ihre Fruchtbarkeit je nach Veränderungen in ihrem Hell-Dunkel-Zyklus verbessern oder verschlechtern können.
Eine andere Studie belegt, dass sich Frauen, die versuchen, schwanger zu werden, während der Nacht möglichst wenig Licht aussetzen sollten. Wir wollen uns das etwas näher ansehen und den geheimnisvollen Zusammenhang zwischen Hell-Dunkel-Zyklen und Fertilität verstehen.
Erklärung der circadianen Uhr
Viele Körperprozesse folgen auf natürliche Weise einem Tagesrhythmus, der auf einem Hell-Dunkel-Rhythmus von 24 Stunden beruht, auch bekannt als circadiane Uhr. Laut vorangegangener Studien befindet sich im Gehirn weiblicher Säugetiere ein Bereich namens Nucleus suprachiasmaticus oder SCN, der den circadianen Rhythmus während der Menstruation steuert.
Anhand dieser Verbindung erforschten Wissenschaftler aus den USA und Japan den Zusammenhang zwischen den circadianen Rhythmen weiblicher Mäuse und den Veränderungen in ihren Fortpflanzungsfunktionen.
Zusammenhang zwischen circadianer Uhr und Fruchtbarkeit
Durch diese Zusammenarbeit fanden die Forscher heraus, dass Umweltveränderungen, die den circadianen Rhythmus älterer Mäuse veränderten, zu Unfruchtbarkeit führten. Laut Wataru Nakamura von der Japanischen Wissenschafts- und Technologiebehörde und der Osaka-Universität, „kann eine Veränderung der Umweltbedingungen durch eine Anpassung des Lichtzyklus an die veränderte Periodizität des SCN, die reproduktive Funktion von älteren Frauen wiederherstellen.“
Gemäß der gemeinsamen Studie können Fortpflanzungsstörungen behoben werden, die durch Veränderungen in den Signalen des SCN und der circadianen Uhr von weiblichen Säugetieren entstehen. Frauen sind in der heutigen Zeit Umweltveränderungen ausgesetzt, u.a. einer hohen Lichteinstrahlung in den Abendstunden und unterbrochenen Schlafzyklen, die ihre circadianen Uhren stören, und zu Fortpflanzungsschwierigkeiten führen können.
Die Fähigkeit, die reproduktiven Funktionen von weiblichen Nagetieren zu verbessern, legt nahe, dass eine Reduktion von abendlicher Lichteinstrahlung, regelmäßige Essenszeiten, konstante Arbeitszeiten und andere Veränderungen, die den weiblichen circadianen Rhythmus wieder in Ordnung bringen, eine wichtige Unterstützung für Frauen sein können, die Empfängnisprobleme haben.
Weitere Erkenntnisse zu Hell-Dunkel-Zyklen wurden veröffentlicht
Eine weitere Studie, veröffentlicht in Fertility and Sterility, kam zu ähnlichen Schlüssen und legt nahe, dass Frauen, die versuchen, schwanger zu werden, in den Abend- und Nachtstunden Lichteinstrahlung möglichst vermeiden sollten. Die Studie wurde von Professor Russel J. Reiter von der Texas-Health-Center-Universität durchgeführt, und hat die Auswirkungen von Melatonin auf die circadianen Rhythmen und die Fruchtbarkeit von Frauen untersucht.
Melatonin schützt die weiblichen Eizellen vor oxidativem Stress und vor Schäden während des Eisprungs. Da die Melatoninproduktion Dunkelheit voraussetzt, ist es für Frauen, die versuchen, schwanger zu werden, wichtig, konsistente Dunkelperioden während der Nachtstunden zu erhalten.
Reiter zufolge sollten Frauen, die ein Baby planen, mindestens acht Stunden pro Nacht in Dunkelheit verbringen und ihre Hell-Dunkel-Zyklen sollten jeden Tag gleich sein, andernfalls könnte ihre biologische Uhr aus der Balance geraten.
Was Sie tun können
Reiter schlägt vor, dass Frauen, die schwanger werden möchten, ihr Schlafzimmer nachts so gut wie möglich abdunkeln sollten. Während Verdunklungsvorhänge nicht unbedingt nötig sind, sollten Sie Computerbildschirme, Smartphones und TV-Geräte ausschalten, um eine optimale Dunkelheit zu erreichen, wenn Sie schlafen, und um Unterbrechungen in Ihrem circadianen Rhythmus zu vermeiden.
Was die Zukunft bringt
Die Studien sind insofern interessant, als dass sie ein Thema beleuchten, dem in der Vergangenheit nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Frauen wurden unzählige Ratschläge erteilt, um leichter schwanger werden zu können, die Verdunklung des Schlafzimmers stand jedoch bislang nicht an oberster Stelle auf der Liste der fruchtbarkeitsfördernden Empfehlungen.
Die aus diesen Studien gewonnenen Informationen bezüglich des Zusammenhangs zwischen Hell-Dunkel-Zyklen und Fertilität sind nur ein erster Schritt. In Zukunft könnten Ärzte diese Empfehlungen an ihre Patientinnen weitergeben, als eine mögliche Maßnahme, um die Fruchtbarkeit zu erhöhen.