Der Weg zu einem Baby kann steinig sein, und gleicht einer körperlichen und geistigen Achterbahnfahrt. Einen Freund zu haben, der Sie durch diesen Prozess begleitet, und Ihnen Kraft gibt, kann jene Motivation sein, die Sie brauchen, um ihre Geschichte mit anderen zu teilen. Jess Kitching, Gründerin von The Good In Every Day, war diese Unterstützung für ihre Freundin Sarah Clarke, und gemeinsam erzählen sie Sarahs Fruchtbarkeits- und Schwangerschaftsgeschichte.
Gastautoren: Jess Kitching und Sarah Clarke
Für die meisten Menschen ist „Miss Honey“, die Figur in Matilda, die Verkörperung einer reinen, liebevollen und großzügigen Seele. Sie ist jene Art von Lehrerin, von der jedes Kind gerne unterrichtet werden würde, und sie ist sogar in den dunkelsten Situationen optimistisch und geduldig, auch wenn jemand selbst nach der siebten Lektion noch keine Bruchrechnung kann, und sie ist so unglaublich liebenswürdig, dass man in ihrer Gegenwart einfach immer nur singen will.
Als Lehrerin in England hatte ich das Glück, mit der wahren Verkörperung von Miss Honey zu arbeiten, und sie als meine Freundin bezeichnen zu dürfen. Aber jemanden, der so brillant ist wie Sarah, auf eine fiktive Figur zu reduzieren, erscheint mir völlig falsch, weil sie so viel mehr ist, als Miss Honey jemals war. Sie ist ohne Zweifel, die am wenigsten egoistische Person, der ich je begegnet bin, und sicher die hilfsbereiteste Person. Sie muntert Kollegen an beruflich oder privat schweren Tagen auf. Ich habe noch nie jemanden gekannt, der sich so über die Leistungen und Erfolge anderer freut, und sie fast als eigenes Glück betrachtet. Nach jedem Blogpost, den ich schreibe, erzählt sie mir, wie stolz sie auf mich ist, und sie meint es auch so. In guten und in schlechten Zeiten, in selbstsicheren Momenten oder während Selbstzweifel – Sarah ist immer die größte Unterstützung.
Als ich Sarah bat, mir eine kurze Biografie über sich selbst zu geben, beschrieb sie sich ironischerweise als ganz „normale Person“, obwohl sie in Wirklichkeit so viel mehr ist. Sie und ihr Ehemann Michael waren ein Traumpaar, lange bevor man bei diesem Begriff an Kurzurlaube und alberne Geschenke dachte. Sie sind jene Art von Paar, das man sieht, und gleich denkt: „Ah, diese zwei sind füreinander bestimmt“. Sie ist jene Sorte Lehrerin, in deren Klasse jedes Kind sein möchte, und jene Art von Mutter für ihren Sohn Max, bei der man denkt: Wenn ich jemals Kinder habe, möchte ich genauso sein. Kein einziger von Sarahs Freunden würde sie als „normal“ bezeichnen. Dass sie den Mut hat, ihre Geschichte mit Ihnen zu teilen, ist alles andere als „normal“, aber Sarah ist bescheiden und gibt nicht gerne an, weshalb ich es an dieser Stelle für sie tue.
In diesem Interview werden wir auf authentische, offene Weise über Fehlgeburten sprechen, über Operationen, und über die Schwangerschaft. Wir werden über die Kraft sprechen, es erneut zu versuchen, und nach einem der größten Traumata, die eine Person erleben kann, weiterzumachen. Dieses Interview wird Ihnen nahe gehen, Sie zum Lächeln bringen, und Sie mit Stolz auf eine Frau erfüllen, die Sie nicht einmal kennen. Es könnte Sie sogar zum Weinen bringen, aber am Ende werden Sie mir zustimmen. Es ist nichts „Normales“ an Sarah und ihrem Mut.
Jess: Wie war deine Schwangerschaftsreise?
Sarah: Als Michael und ich beschlossen, ein Baby zu bekommen, waren wir einfach so aufgeregt und nervös. Wir haben uns oft gefragt: „Ist das wirklich wahr?“, aber es war einfach aus Freude darüber, dass wir das nächste Kapitel unseres Lebens beginnen würden.
Wir waren seit etwa dreieinhalb Jahren verheiratet. Es war eine dieser kitschigen Liebe auf den ersten Blick-Geschichten. Wir sind füreinander der Fels in der Brandung, halten uns den Rücken frei, und können zusammen Pferde stehlen. Jemanden zu haben, der dich unterstützt, dir zur Seite steht, und dich so liebt, wie du bist, ist das Erstaunlichste auf der Welt. Wir waren bereit, eine Familie zu gründen. Wir hatten einen Plan für alles.
Wir waren gleich im ersten Monat schwanger, und konnten einfach nicht glauben, wie viel Glück wir hatten. Ich erinnere mich noch daran, als ich die Treppe heruntergelaufen bin, nachdem ich einfach so einen Schwangerschaftstest gemacht hatte, und ihn (etwas zu dicht) unter Michaels Nase hielt. Wir waren begeistert und überglücklich. Wir haben es sofort unseren Eltern erzählt, und sind losgestürmt, um pränatale Vitamine zu kaufen. Wir konnten nicht glauben, wie leicht es passiert war. In meiner Naivität und Aufregung erzählten wir ein paar engen Freunden und meinem leitenden Führungsteam bei der Arbeit davon – eine Entscheidung, über die ich später froh war, weil ihre Unterstützung mir durch alles hindurchgeholfen hat.
Nach acht Wochen fühlte ich mich unwohl. Ich hatte Schmerzen auf meiner rechten Seite, nichts Quälendes, aber genug, um zum Arzt zu gehen. Drei verschiedene Ärzte sagten mir dasselbe, nämlich, dass sich nur meine Bänder dehnten. Aber so war es nicht.
Eine Woche später begann ich zu bluten, und etwa vierundzwanzig Stunden später hatte ich mein Baby verloren. Einige Leute sagen jetzt vielleicht: „Oh, aber in diesem Stadium ist es noch gar kein Baby“, aber für mich und meinen Mann war es wirklich unser Baby. Ich erinnere mich nur daran, wie ich diesen grauenvollen Schrei hörte und wusste, dass er von mir kam. Ich fiel einfach zu Boden und weinte und weinte und weinte. Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie so niedergeschmettert, wütend auf mich selbst, und so unglaublich schuldig gefühlt.
Leider wurde es dann schlimmer. Ich hatte einen Ultraschall, der bestätigte, dass es „keine Anzeichen eines Fötus“ gab. Was jedoch beim Ultraschall übersehen wurde, war die Tatsache, dass mein rechter Eileiter geplatzt war. Er war völlig kaputt, und hatte meinen linken Eileiter beschädigt. Zwei Tage später war ich wieder im Krankenhaus und dieses Mal rettete mir eine sehr talentierte ältere Hebamme das Leben, indem sie sofort einen Arzt rief, der einen weiteren Ultraschall anordnete, und den Schaden entdeckte. Ich wurde sofort für die Operation vorbereitet. Ich erinnere mich nur daran, dass mein Mann die ganze Zeit an meiner Seite war. Sie sagten mir später, dass ich wenige Stunden später gestorben wäre. Wenn man so etwas hört, relativiert sich plötzlich Vieles. Es dauerte lange, bis sich Michael von diesem Moment erholt hatte. Er hatte nicht nur sein Baby verloren, sondern beinahe auch seine Frau.
Ich begann mich langsam zu erholen, aber uns wurde gesagt, dass unsere Chancen, ein Baby zu bekommen, gering wären. Das war für mich der Tiefpunkt, an dem ich mich wirklich verachtet habe. Ich war so wütend.
6 Monate später entschlossen wir uns, wenn auch mit sehr vielen Ängsten, es erneut zu versuchen. Wie durch ein Wunder, wurde ich wieder gleich im ersten Monat schwanger. Und diesmal war unser Max das Ergebnis.
Jess: Wie hat die Eileiterschwangerschaft deine Beziehung zu dir selbst verändert?
Sarah: Während dieser sechs Monate war ich wirklich enttäuscht von meinem Körper. Er hatte mich im Stich gelassen. Und dann war da die mentale Folter: „Habe ich etwas falsch gemacht? Bin ich ein schlechter Mensch? Warum ist mir das passiert?“
Es war die erstaunliche Unterstützung, die ich um mich herum hatte, die mir darüber hinweggeholfen hat und mir half, mein Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Mein wunderbarer, liebevoller Ehemann hat nie aufgehört, mich aufzubauen. Wir sind so stark aus dieser Erfahrung herausgegangen. Freunde und Arbeitskollegen waren einfach genial, und halfen mir, wieder in meine Routine zu kommen, und ich fühlte mich wieder „normal“. Ich glaube nicht, dass irgendjemand jemals wirklich über so etwas hinwegkommt.
Jess: Die Leute scheinen nicht zu wissen, was sie jemandem sagen sollen, der wie du, etwas Derartiges durchgemacht hat. Welche Dinge wurden dir gesagt, die nicht geholfen haben?
Sarah: Ich glaube, es war schwer für die Leute, die richtigen Worte zu finden, aber die meisten Personen waren wirklich sehr nett. Einige Kommentare waren nicht so hilfreich wie: „Vielleicht ist es nicht so schlimm, weil Sie sich jetzt auf Ihre Karriere konzentrieren können“ oder „Ihr Körper muss sich nur daran gewöhnen, damit er beim nächsten Mal weiß, was er zu tun hat“. Manchmal reicht es, einfach nur zuzuhören. Ich bin sehr glücklich, dass ich so viele hilfsbereite Menschen um mich hatte. Eine besondere Dame schickte mir ein paar Tage, nachdem ich aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen war, ein Zitat. Es lautete: „Kein Fußabdruck ist zu klein, um Spuren auf dieser Welt zu hinterlassen.“ Das bedeutete mir sehr viel, weil sie meinen Kummer anerkannte. Das hat mir geholfen, zu heilen.
Zu meiner Überraschung half es mir auch, das alles zu verarbeiten, indem ich offen und unverblümt darüber redete. Ich fand auch heraus, dass einige Frauen, die ich kannte, eine ähnliche Erfahrung durchgemacht hatten, und die Gespräche mit ihnen haben mir wirklich geholfen. Ich denke, es ist wichtig, über den Verlust zu sprechen, und ihn anzuerkennen. Es gibt Wohltätigkeitsorganisationen, die dafür sensibilisieren, und Menschen eine Plattform bieten, um Erfahrungen auszutauschen.
Jess: Ich habe gelesen, dass Partner manchmal nicht wissen, was sie sich gegenseitig sagen sollen, weil sie versuchen, „stark“ für den anderen zu sein, und ihre Trauer nicht zeigen. Hast du bemerkt, dass sich deine Beziehung zu Michael in dieser Zeit verändert hat?
Sarah: Meine Beziehung zu Michael hat sich nicht geändert, aber wir sind stärker geworden, und schätzen uns mehr. Ich kann mir ehrlich keinen besseren Mann an meiner Seite wünschen. Er hat mir durch alles hindurchgeholfen. Ich denke, es ist wichtig, zu wissen, dass auch der Partner leidet. Michael war wegen unserem Verlust am Boden zerstört, aber er hatte das Gefühl, dass er für mich stark sein musste.
Jess: Wie war es, nach all dem herauszufinden, dass du mit Max schwanger bist?
Sarah: Als wir erfuhren, dass wir mit Max schwanger waren, waren wir schockiert, glücklich, aber auch sehr besorgt. Die Schwangerschaft war schwierig. Ich hatte nach 12 Wochen eine schwere Blutung und dachte, es wäre vorbei. Ich erinnere mich daran, wie ich dafür gebetet habe, dass es dieses Baby schafft … Und er hat es geschafft.
Bei jedem Ultraschall erinnerte uns das Flackern seines Herzschlags daran, dass er echt und stark war, und dass er unser Kind war. Es war eine solche Erleichterung jedes Mal, seinen Herzschlag zu hören, wenn ich meine Hebamme besuchte. Es gibt ein Foto von mir in der 30. Schwangerschaftswoche. Das war ein glücklicher Moment für uns. Wir waren irgendwie über dem Berg, und begannen mit mehr Selbstvertrauen nach vorne zu blicken. Ich glaube nicht, dass wir wirklich daran geglaubt oder uns darauf verlassen haben, Eltern zu werden, bis zu dem Moment, als er tatsächlich geboren wurde!
Jess: Wie ist es, Mutter zu sein?
Sarah: Mutter zu werden ist meine größte Leistung. Wann immer ich mich unzulänglich fühle, schaue ich Max an und denke: „Wow, ich habe dich gemacht“. Die Liebe, die ich für ihn empfinde, ist unbeschreiblich. Ich fühle mich wirklich privilegiert, Mutter zu sein. Michael und ich versuchen jeden Moment zu genießen, weil wir uns so glücklich fühlen. Manchmal müssen wir uns daran erinnern, dass es in Ordnung ist, erschöpft zu sein, und es auch mal schwer finden. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir undankbar sind. Wir versuchen jedes Jahr etwas Besonderes zu machen, um uns an unser erstes Baby zu erinnern.
Jess: Was würdest du jemandem raten, der mit Fruchtbarkeitsproblemen kämpft?
Sarah: Bevor meine Reise begann, habe ich nie darüber nachgedacht, wie viele Frauen aus verschiedenen Gründen Schwierigkeiten haben, ein Baby zu bekommen, und wie belastend und zerstörend diese Erfahrung sein kann. Ich bin so unglaublich glücklich, dass wir ein Happy End bekommen haben, aber es ist so traurig, dass das, was uns passiert ist, nicht allen Paaren passiert. Ich hatte einfach Glück. Es ist wahr, was man sagt: „Man weiß nie, was eine andere Person durchmacht. “Also seien Sie einfach nett, und hören Sie einfach zu.
Ich hoffe, dass ich mit meiner Geschichte anderen sagen kann, dass sie mit ihrem Verlust nicht allein sind. Als ich gebeten wurde, dieses Interview zu machen, dachte ich mir die ganze Zeit: „Es interessiert niemanden, von dir zu lesen!“ Aber je länger ich darüber nachdachte, desto mutiger wurde ich, deshalb habe ich mich dazu entschlossen. Darüber zu reden, was mir passiert ist, hat mir geholfen, alles zu verarbeiten, und zu trauern, und ich möchte mich bei allen bedanken, die sich die Zeit genommen haben, meine Geschichte zu lesen.
Jess Kitching ist die Gründerin von The Good In Every Day, einem Blog, der Inhalte mit dem Ziel teilt, Leser durch Interviews, Fotografien und Artikeln aus dem wirklichen Leben zu inspirieren. Auf diese Weise möchte sie Selbstfürsorge und emotionales Wohlbefinden fördern. Sie wurde in England geboren, und arbeitete dort ursprünglich als Grundschullehrerin, bevor sie durch Australien reiste, und nun als Schriftstellerin tätig ist.
Sarah Clarke ist Grundschullehrerin aus Nordengland, wo sie mit ihrem Ehemann Michael und ihrem Sohn Max lebt.