Das Coronavirus ist nach wie vor Teil unseres Lebens, und wirkt sich auf vielfältige Weise auf unsere Gesundheit aus. Aktuelle Forschungen zeigen, dass COVID-19 die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen und erektile Dysfunktion verursachen kann.
Einer der bösartigsten und hartnäckigsten Mythen, die online kursieren, behauptet, dass COVID-19-Impfstoffe zu männlicher Unfruchtbarkeit führen. Obwohl dieser Mythos widerlegt wurde und Forscher herausgefunden haben, dass COVID-19-Impfstoffe die Fruchtbarkeit nicht beeinträchtigen, haben die Experten nun fundiertere Beweise für den Einfluss des Virus selbst erbracht. Tatsächlich legen Studien nahe, dass eine Infektion mit dem Cornoavirus bei Männern zu sexuellen Problemen und einer schlechteren Fertilität führen kann.
Wie sich COVID-19 auf männliche Patienten auswirkt
Die Forschung hat die Infektion mit dem Virus entschlüsselt und festgestellt, dass sich SARS-CoV-2 an eine Art von Protein bindet, das in den Zellen in Lunge, Mund, Herz und anderen Körperteilen vorkommt, damit es in den Körper eindringen und sich replizieren kann. Dieses Protein ist als ACE2-Rezeptor bekannt. Von allen Körpergeweben, in denen sich dieser Rezeptor befindet, enthalten die männlichen Geschlechtsorgane die höchste Menge an ACE2-mRNA, was sie anfälliger für die Infektion und Schäden durch Viren macht.
Diese Forschung stammt aus früheren Studien über die Auswirkungen des SARS-CoV-1 auf die männliche Fruchtbarkeit. Das oben erwähnte SARS-CoV-1-Virus ist ein weiterer Coronavirus-Stamm, der COVID-19 sehr ähnlich ist und zum SARS-Ausbruch 2003-2004 führte. Während dieser früheren Forschung wurde festgestellt, dass das SARS-CoV-1-Virus ACE2-Rezeptoren angreift, und bei einer Ansteckung das männliche Fortpflanzungssystem stark in Mitleidenschaft zieht.
Auswirkungen des Coronavirus auf die männliche Fruchtbarkeit
Eine Studie, die von Forschern des Reproductive Urology Program der University of Miami durchgeführt wurde, stellt fest, dass COVID-19 die sexuelle Funktion und Fruchtbarkeit bei einigen männlichen Patienten beeinträchtigt, insbesondere bei jenen, die sich mit dem Virus infiziert haben und ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Um in menschliche Zellen einzudringen, nutzt das COVID-19-Virus ein Protein, das auf der Oberfläche vieler Arten von Zellen und Organen wie Nieren, Herz, Darm, Leber, Lunge und Hoden vorkommt. Dieses Protein wird Angiotensin-Umwandlungsenzym 2 (ACE2) genannt und ist ein Schlüsselrezeptor des Virus. Zellen und Organe, die eine hohe Expression von ACE2 aufweisen, sind ein potenzielles Angriffsziel des Virus bei einer Infektion, und daher einem höheren Risiko für Interaktionen und Komplikationen, wie z. B. Veränderungen der Hodenfunktion, ausgesetzt. Ein weiterer Faktor, der über ACE2 hinaus zur Infektion beiträgt, ist die Art und Weise, wie das Virus nicht nur den ACE2-Rezeptor für den Zelleintritt verwendet, sondern auch das Gen des Wirts, Transmembran-Serinprotease 2 (TMPRSS2), synergistisch nutzt.
Forscher haben in einer Studie mit 91 männlichen COVID-19-Patienten herausgefunden, dass Hodenschmerzen bei 11 Prozent der Männer gemeldet wurden, was zu zusätzlichen Bedenken hinsichtlich der männlichen Fortpflanzungsfähigkeit führt. Die Schäden entstehen durch hohe Temperatur aufgrund von anhaltendem Fieber und der Auslösung einer sekundären Autoimmunreaktion, die zu einer als Orchitis bekannten Erkrankung führt. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung einer oder beider Hoden, die bei einem Patienten aus der Studie vorlag.
Darüber hinaus fand eine weitere, noch laufende Studie, ACE2 und TMPRSS2 in männlichen Myoidzellen (die am Transport von Spermatozoen und Hodenflüssigkeit beteiligt sind), spermatogonialen Stammzellen (Keimstammzellen des Hodenepithels in den Hoden, die durch den Prozess der Spermatogenese Spermien produzieren), und Leydig-Zellen (die sich in den Hoden befinden und ein männliches Sexualhormon freisetzen). Diese Daten legen nahe, dass aufgrund dieses Vorhandenseins von ACE2 davon ausgegangen werden kann, dass die Samenflüssigkeit des Mannes das Virus tragen kann, da diese nicht nur Spermatozoen enthält, sondern auch runde Zellen wie die oben aufgeführten, die ACE2 und TMPRSS2 koexprimieren.
Bei der Autopsie verstorbener COVID-19-Patienten haben Forscher herausgefunden, dass 50 Prozent der Toten in einer Florida-Studie eine verminderte Fähigkeit zur Spermienproduktion und 17 Prozent eine Hodenentzündung aufwiesen. Die Forscher fanden auch eine Verstopfung und Entzündung des Hodensacks, rote Blutkörperchen in der Nebenhodenröhre und den Hoden, erhebliche Mengen an toten Samenzellen sowie schwache Samenkanälchen (jene Stelle innerhalb der Hoden, an der die Spermatogenese stattfindet und sich Keimzellen zu Spermien entwickeln).
Eine chinesische Studie zeigte, dass 39 Prozent aller COVID-19-Patienten, die ohne medizinische Hilfe ein Kind gezeugt hatten, eine niedrige Spermienzahl aufwiesen. Nach der Infektion war ihre Spermienfunktion in 61 Prozent der Fälle beeinträchtigt. Ein weiteres iranisches Forschungsprojekt, bei dem zwei Monate lang alle zehn Tage Samenproben von COVID-19-Patienten untersucht wurden, fand Anzeichen von Entzündungen, freie Antioxidantien und radikale Ungleichgewichte sowie die Aktivierung von Signalwegen, die Spermien abtöten. Ihre Ergebnisse zeigten, dass die Schwimmfähigkeit der Spermien um 209 Prozent und die Spermienkonzentration um 516 Prozent abnahm.
Fruchtbarkeitsprobleme bei Infizierten
Leider haben die Forscher bei Männern, die mit COVID-19 infiziert waren, noch nicht festgestellt, ob die Auswirkungen des Virus auf die Fruchtbarkeit dauerhaft oder vorübergehend sind. Einige Wissenschaftler behaupten, dass die Forschung Variationen in der Spermienqualität zeigt. Studien haben jedoch noch nicht festgestellt, inwieweit das Virus diese Auswirkungen bleibend verursacht. Einige Forscher fanden, dass die Symptome einer verminderten Fruchtbarkeit auch mit Depressionen, Stress und Isolation nach einer Krankheit in Verbindung stehen könnten.
Der Großteil der COVID-19-Fruchtbarkeitsstudien waren kleine, monozentrische Beobachtungsstudien, weswegen es schwierig ist, zuverlässige Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Forscher müssen daher Folgestudien durchführen, um festzustellen, ob die Auswirkungen reversibel oder irreversibel sind.
Sicherheit von COVID-19-Impfstoffen
Eine andere Studie, die von Wissenschaftlern der University of Miami durchgeführt wurde, untersuchte Samenproben von gesunden Männern, bevor sie ihre erste Dosis des Impfstoffs erhielten und 70 Tage nach der zweiten Impfung. Die Ergebnisse zeigten, dass ihre Spermienparameter nicht abgenommen hatten, und dass COVID-19-Impfstoffe die Fruchtbarkeit nicht beeinträchtigen.
Jenen Männern, die fürchten, in den kommenden Jahren nach Erhalt des Impfstoffs Fruchtbarkeitsprobleme zu erleiden, versichern Wissenschaftler, dass eine Nebenwirkung nicht länger als zwei Monate nach Erhalt des Impfstoffs auftreten kann.
Während sich das COVID-19-Virus weltweit nach wie vor verbreitet, und die Forschung weiterhin die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen der Infektion untersucht, ist es wichtig, die signifikanten Folgen, die eine Infektion im Körper hat, durch adäquaten Impfschutz, soziale Distanzierung und das Tragen von Masken einzudämmen.