Jedes Jahr reisen Unternehmen aus der ganzen Welt für die Consumer Electronics Show (International CES) nach Las Vegas, um die neuesten Technologien und Produkte zu präsentieren. Die größte Veranstaltung ihrer Art bietet seit 50 Jahren einen Ort für Führungskräfte und Denker, die ihre Technologien ausstellen und sich auf einer internationalen Bühne beweisen können. Dieses Jahr werden unter anderem verschiedene Produkte gezeigt, die Fruchtbarkeitsbehandlungen und die fetale Gesundheit unterstützen sollen. Die Unternehmen erhoffen sich von den Technologien, dass sie die Elternschaft einfacher und erfolgreicher machen. Zwei dieser Produkte, Ava und Trak Fertility, sind darauf ausgerichtet, Paaren bei der Überwachung ihrer Fertilität zu helfen, um die Fruchtbarkeit zu verbessern.
Fruchtbarkeitstechnologie für Frauen
Das erste Produkt, Ava, ist ein intelligentes Tracking-Armband, das physiologische Informationen wie Herzfrequenz, Temperatur, Schlafgewohnheiten und Atemfrequenz überwacht, um Veränderungen der Fortpflanzungshormone festzustellen und Frauen dabei zu helfen, ihren Zyklus zu verfolgen und ihr Fruchtbarkeitsfenster zu erkennen. Ava wurde ein Jahr lang in einer Studie des Züricher Universitätsspitals getestet und konnte fruchtbare Tage mit einer Wahrscheinlichkeit von 89% feststellen – sehr viel besser als andere Methoden.
Ava nimmt die Veränderungen der einzelnen Messgrößen wahr und verknüpft sie mit dem, was wir über Fruchtbarkeit wissen. Die Ruheherzfrequenz einer Frau ändert sich beispielsweise während des Zyklus und steigt während der fruchtbaren Tage um etwa drei Schläge pro Minute. Die tragbare Technologie verfolgt außerdem den Widerstand des Körpers auf geringe elektrische Spannung, die sogenannte Bioimpedanz. So erhält Ava Informationen über den Flüssigkeitshaushalt und jene Hormone, die die Haut beeinflussen, da sich diese Maße während des Menstruationszyklus und der Schwangerschaft verändern. Insgesamt verfolgt Ava neun biologische Messgrößen, darunter Hauttemperatur, Schlafqualität, Wärmeverlust, Bewegung und die Variation der Herzfrequenz (die Variation der Zeitintervalle zwischen Herzschlägen). Diese Technologie ist CE-zertifiziert und von der FDA anerkannt.
Fruchtbarkeittechnologie für Männer
Die zweite Technologie im Bereich der Fruchtbarkeit heißt Trak Fertility: ein umfassendes in-home Fruchtbarkeitstestsystem für Männer von Sandstone Diagnostics, das anhand einer Spermienprobe herausfindet und anzeigt, wie Männer ihre Spermienanzahl erhöhen können. Sandstone Diagnostics wurde 2012 gegründet. Trak Fertility ist das erste Produkt des Unternehmens und erhielt 2016 die Anerkennung durch die FDA. Dies ist das erste, von der FDA anerkannte System, das Spermienzahlen anhand der WHO-Richtlinien mit „gering“, „mäßig“ und „optimal“ klassifiziert. Die Ergebnisse folgen den klinischen Richtlinien für männliche Fruchtbarkeitsbewertung der Amerikanischen Gesellschaft für Reproduktive Medizin (American Society for Reproductive Medicine, ASRM). Das System enthält mehrere Probesets und ein kleines Zentrifugengerät, das die Spermienprobe analysiert und mit einer Smartphone-App verbindet, die den Nutzer mit der Diagnose und personalisierten Informationen über eine mögliche Verbesserung der männlichen reproduktiven Gesundheit versorgt.
Dieses Produkt entstand aus dem Bedarf nach zugänglicheren und diskreteren Methoden in der männlichen Fruchtbarkeitsbehandlung. Von den etwa 11 Millionen Paaren in den USA, die jährlich versuchen, schwanger zu werden, haben etwa 15% mit Fruchtbarkeitsproblemen zu kämpfen, weltweit sind geschätzt 80 Millionen Menschen von Unfruchtbarkeit betroffen. In etwa 30-50% der Fälle ist der Mann das Problem. Mit diesem Gerät erhalten Männer personalisiertes Feedback einer cloud-basierten Bevölkerung in Bezug auf Veränderungen der Lebensweise und des Wohlbefindens, um die Spermienanzahl zu erhöhen. Daten wie Gewicht, Tabak- und Alkoholkonsum, Stress sowie ähnliche Faktoren können miteinbezogen werden.
YO Fruchtbarkeits-App
Eine weitere App, um die Qualität der Spermien zu messen, wurde kürzlich von dem Start-up Unternehmen YO ins Leben gerufen. Das Set zur Messung der Fruchtbarkeit ist mit Smartphones (Samsung) und I-Phones kompatibel. Es besteht aus einem Clip-on-Mikroskop, dem Becher für das Ejakulat, einer Pipette, dem Objektträger und einem Pulver zur Verflüssigung der Spermien. Zuerst wird die Spermaprobe mit dem Pulver vermischt, anschließend muss das Ganze zehn Minuten ruhen, bevor ein Tröfchen der Flüssigkeit auf den Objektträger gegeben wird. Dieser wird dann in den Mikroskop-Aufsatz fürs Smartphone eingesetzt. Nach ca 30 Sekunden erscheint ein Video der Probe auf dem Display, nach wenigen Minuten hat man die Analyse dazu. Das Ergebnis mit Spermienanzahl und Beweglichkeitsfaktor kann man direkt via Video auf dem Display sehen. Der Vorteil: Es lässt sich abspeichern und kann später dem Arzt vorgelegt werden. Viele Mediziner sind bereits überzeugt von der neuen App, da sie einfach zu bedienen und clever in der Entwicklung ist. Allerdings müsse man die Zuverlässigkeit der Ergebnisse noch überprüfen. Laut den Entwicklern, hat der Test eine Genauigkeit von 97%. Auch wenn der Test erste Anhaltspunkte liefert: Für eine umfassende Analyse ist dennoch ein Arztbesuch notwendig.
Es gibt zwar bereits unzählige Apps und Gadgets auf dem Markt, die der reproduktiven Gesundheit dienen; die genannten Produkte zählen 2017 zu den neuesten Technologien.
