Wenn Sie Schwierigkeiten haben, schwanger zu werden, könnten ganz normale Haushaltsgüter daran schuld sein. Jüngste Forschungen und Studien zeigen, dass BPA, eine Chemikalie, die in der Herstellung von so ziemlich allem verwendet wird – von Kassenzetteln bis hin zu Plastiktüten, im Zusammenhang mit Unfruchtbarkeit und anderen Gesundheitsproblemen stehen könnte. Obwohl es in unserem modernen Leben nicht möglich ist, den Kontakt mit BPA völlig zu vermeiden, sollten wir uns ansehen, welche Verbindung es zwischen BPA und Fruchtbarkeit gibt und wie der Kontakt mit dieser fragwürdigen Chemikalie die Fertilität von Männern und Frauen beeinträchtigen kann.
Was ist BPA?
BPA oder Biosphenol A ist eine synthetisch hergestellte chemische Verbindung, die in der Produktion von Epoxidharzen und Policarbonatkunststoffen verwendet wird und damit in vielen Produkten enthalten ist. Der harte, bruchsichere Policarbonatkunststoff befindet sich in Lebensmittelbehältern, CDs, Wasserflaschen, medizinischen Geräten und anderen Erzeugnissen. Epoxidharze hingegen werden eher als Innenauskleidung für fast alle Getränke- und Lebensmitteldosen benutzt. Als Chemikalie, die die endokrinen Funktionen stört, ahmt BPA in unserem Körper Östrogen nach. Das endokrine System ist einfach ausgedrückt, ein großes Netzwerk aus Drüsen und Hormonen, das den Fortpflanzungsapparat, die Hirnentwicklung und andere empfindliche Körperfunktionen steuert. Endokrin-Störfaktoren wie BPA können ein perfekt funktionierendes endokrines System aus dem Gleichgewicht bringen, indem sie hormonelle Reaktionen blockieren, verdoppeln oder unterbrechen. Dies kann zu einer ganzen Reihe unterschiedlicher Probleme im Bereich der Fortpflanzung und Entwicklung führen.
Der Zusammenhang zwischen BPA und Fruchtbarkeit
In den letzten Jahren sind mehrere Studien dazu angestellt worden, ob der Kontakt mit BPA Auswirkungen auf die Fertilität und andere Gesundheitsaspekte haben könnte. Aber erst eine jüngere Harvard-Studie hat Licht in diese Angelegenheit gebracht. Laut den Studien-Ergebnissen kann der Kontakt mit BPA in etwa 20 Prozent aller bislang ungeklärten Fruchtbarkeitsstörungen eine Rolle spielen. In einer Laborumgebung stellten 121 Teilnehmerinnen freiwillig 352 Eizellen zur Verfügung, um sie unterschiedlichen BPA-Mengen auszusetzen. Laut den Forschern reiften weniger Eizellen heran, die mit BPA Kontakt hatten und der Anteil an fehlentwickelten Eizellen stieg. BPA bewirkte außerdem, dass sich viele Eizellen plötzlich aktivierten. Hierbei handelt es sich um einen abnormalen Prozess, bei dem sich unbefruchtete Eizellen so verhalten, als ob sie befruchtet worden wären. Jene Eier hingegen, die ihre Reife erlangten, taten dies in abnormaler Weise, wodurch die Risiken für Geburtsfehler und Unfruchtbarkeit erhöht wurden. Die Forscher fanden heraus, dass die Eizellen jeweils in höherer Anzahl von diesen Auswirkungen betroffen waren, je stärker ihr Kontakt mit BPA gewesen war. Diese Ergebnisse ähnelten Ergebnissen früherer Studien, in denen die negativen Auswirkungen von BPA auf tierische Eizellen nachgewiesen worden waren. Es muss jedoch betont werden, dass diese Studie unter Laborbedingungen stattfand und nur einen Zusammenhang zwischen BPA- Kontakt und Fruchtbarkeit feststellen konnte, nicht aber den direkten Ursache-Wirkung-Zusammenhang. Daher müssen die genauen Auswirkungen eines BPA-Kontakts auf die Eizelle noch näher bestimmt werden.
BPA-Auswirkungen auf die Spermienanzahl
Andere Forschungen legen nahe, dass der Kontakt mit BPA zudem die Spermienanzahl reduzieren kann. Laut Studien, die auf dem jährlichen Kongress der American Society of Reproductive Medicine 2013 bekannt gegeben wurden, wiesen Männer mit einem hohen Phthalat-Spiegel im Körper (einer BPA-ähnlichen Zusammensetzung, die zusammen mit Policarbonatkunststoffen in Verbrauchsgütern zu finden ist) eine 20 Prozent geringere Fruchtbarkeit auf und sie brauchten länger, ein Kind zu zeugen als Männer mit einem niedrigen Spiegel dieser Chemikalie.
BPA vermeiden
Die oben erwähnten Studien zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen BPA und Unfruchtbarkeit, aber anderen Studien zufolge haben etwa 90 Prozent der Bevölkerung einen messbaren BPA-Spiegel im Körper. Angesichts der Tatsache, dass nicht 90 Prozent, sondern deutlich weniger Menschen unter Fertilitätsproblemen leiden, scheint die Verbindung zwischen BPA und Infertilität bislang wenig konkret zu sein. In Anbetracht der oben zitierten und anderen Forschungsergebnissen scheint es aber dennoch empfehlenswert, BPA so weit wie möglich zu vermeiden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie Ihren Kontakt mit BPA reduzieren können, darunter:
- Vermeiden Sie Mikrowellenessen. Verzichten Sie darauf, heiße Gerichte in Plastikbehälter zu füllen. Wenn möglich, verwenden Sie lieber Glas anstatt Plastik.
- Reduzieren Sie Dosenprodukte.
- Bemühen Sie sich, Nahrungsmittel in Gläsern zu kaufen oder wählen Sie stattdessen eingefrorenes oder frisches Essen.
- Vermeiden Sie Plastikflaschen und Plastik-Lebensmittelbehälter auf denen die Recyclingnummer 07 aufgedruckt ist, da diese häufiger BPA enthalten.
- Verwenden Sie Einwegplastikflaschen nicht ein weiteres Mal.
- Wenn Sie Zahnfüllungen haben, sollten Sie mit Ihrem Zahnarzt darüber sprechen, diese gegen BPA-freie Füllungen auszutauschen.
Unabhängig von den wissenschaftlichen Beweisen, ist der Kontakt mit BPA in jedem Fall nichts Gutes. Daher ist es ratsam, den Kontakt so weit wie möglich zu reduzieren.