Frauen, die durch In-vitro-Fertilisation schwanger werden, und eine schwere Schwangerschaftskomplikation erleiden, sind doppelt so häufig von einer Frühgeburt (<37 Wochen) betroffen als Frauen, die nur einen dieser Faktoren aufweisen, so ein Forscher von Rutgers Health. In der Studie, die in JAMA Network Open veröffentlicht wurde, wurden fast 79 Millionen Krankenhausentbindungen in den Vereinigten Staaten über zwei Jahrzehnte hinweg analysiert. Es ist die erste Studie, die die kombinierten Auswirkungen der assistierten Reproduktionstechnologie, wie z. B. der IVF, und der Plazentaablösung auf die Frühgeburtenrate untersucht.
Erhöhtes Risiko für eine Plazentaablösung und eine Frühgeburt
Für die Studie wurde die National Inpatient Sample verwendet, eine der größten stationären Datenbanken der USA, die Krankenhausdaten aus 48 Bundesstaaten umfasst. Anhand von Daten aus den Jahren 2000 bis 2019 identifizierten Forscher mehr als 391.000 Schwangerschaften, bei denen eine assistierte Reproduktion durchgeführt wurde, und mehr als 850.000 Fälle von Plazentaablösung, einem bekannten Risikofaktor, bei dem sich die Plazenta vor der Geburt von der Gebärmutter löst.
Die an der Studie beteiligten Forscher, rund um Jennifer Zhang, die Hauptautorin der Studie und Assistenzärztin für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Rutgers Robert Wood Johnson Medical School, fanden heraus, dass Frauen, die mit Hilfe einer ART schwanger wurden, ein 42 Prozent höheres Risiko für eine Plazentaablösung hatten als Frauen, die auf natürlichem Wege schwanger wurden. Außerdem stellten sie fest, dass Frauen, die durch eine künstliche Befruchtung gezeugt wurden, ein 46 Prozent höheres Risiko für eine Frühgeburt hatten, als Frauen, die auf natürliche Weise gezeugt wurden. Wenn beide Risikofaktoren vorhanden waren, kam es zu einem synergistischen Effekt.
Die Forscher stellten auch rassische und ethnische Unterschiede fest. Weiße Frauen, die durch ART schwanger wurden, hatten ein 42 Prozent höheres Risiko für eine Plazentaablösung, was in etwa dem Gesamtdurchschnitt entspricht. Bei hispanischen Frauen, die mithilfe einer ART schwanger wurden, war das Risiko mit 66 Prozent sogar noch höher. Im Gegensatz dazu hatten schwarze Frauen, die durch ART schwanger wurden, kein höheres Risiko für einen Schwangerschftsverlust als schwarze Frauen, die auf natürlichem Wege schwanger wurden.
Diese Ergebnisse könnten erhebliche Auswirkungen auf die klinische Praxis haben, obwohl Zhang davor warnte, auf der Grundlage einer einzigen Studie sofortige Änderungen vorzunehmen. Dazu seien laut Cande Ananth, Leiter der Abteilung für Epidemiologie und Biostatistik in der Abteilung für Geburtshilfe, Gynäkologie und Reproduktionswissenschaften an der Rutgers Robert Wood Johnson Medical School und Hauptautor der Studie, prospektive Studien nötig, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Aber es könnte Einfluss darauf haben, wie Kliniker bestimmte Situationen angehen, zumal es schwierig wäre, diese besondere Beziehung in einer prospektiven Studie zu untersuchen. Zum Beispiel könnten Ärzte eher dazu neigen, aggressive Maßnahmen zu ergreifen, wenn eine IVF-Patientin Anzeichen einer Plazentaablösung zeigt. Die Frage, ob die Art der Fruchtbarkeitsbehandlung und die Dauer der Behandlung einen Einfluss auf die Plazentaablösung und eine Frühgeburt haben, könnte eine Untersuchung wert sein.
Studien-Einschränkungen
Die Forschungsergebnisse kommen zu einer Zeit, in der die Anwendung von ART zunimmt. Nach Angaben der Centers for Disease Control and Prevention werden etwa 2 Prozent aller Kinder in den USA mit Hilfe dieser Technologien gezeugt, während es im Jahr 2000 noch weniger als 0,5 Prozent waren. Mit dem zunehmenden Einsatz von ART haben auch die Bedenken über mögliche Komplikationen zugenommen. ART-Schwangerschaften sind laut den Forschern bereits mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen wie Präeklampsie und Geburten mit niedrigem Geburtsgewicht verbunden.
Die Studie weist jedoch Einschränkungen auf. Da es sich um eine retrospektive Analyse von Krankenhausdaten handelte, konnten nicht alle potenziellen Störfaktoren berücksichtigt oder zwischen verschiedenen Arten von ART unterschieden werden. Die Forscher wiesen auch darauf hin, dass ihr Datensatz die Gesamtzahl der ART-Schwangerschaften wahrscheinlich unterschätzt, da er sich auf die Kodierungspraxis der Krankenhäuser stützt, die diese Informationen möglicherweise nicht immer genau erfasst.
Trotz dieser Vorbehalte unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit einer sorgfältigen Überwachung von Schwangerschaften, die durch künstliche Befruchtung entstanden sind, besonders wenn Komplikationen auftreten, so die Forscher. Sie verdeutlichen auch das komplexe Zusammenspiel zwischen Fruchtbarkeitsbehandlungen und Schwangerschaftsergebnissen. Mit Blick auf die Zukunft richten die Forscher ihre Aufmerksamkeit auf andere mögliche Komplikationen bei ART-Schwangerschaften.