Bei Frauen, die Fruchtbarkeitsprobleme haben, können Gebärmutteranomalien eine mögliche Ursache sein. Uterus unicornis, wörtlich „einhörnige Gebärmutter,“ ist eine seltene Anomalie. Betroffene Frauen besitzen nur einen Eileiter, der mit der Gebämutter in Kontakt steht. Während ein Gebärmutterhorn normal ist, ist das andere wesentlich kleiner oder fehlt ganz, was bei Untersuchungen ein „einhörniges“ Bild abgibt.
Aber wie wirkt sich diese Anomalie auf die Fruchtbarkeit aus? Die Antwort ist kompliziert, weil es viele Faktoren zu beachten gilt, wie das Alter bei der Diagnose und die Schwangerschaftsvorgeschichte. Frauen mit Uterus unicornis können Empfängnisschwierigkeiten haben, da sie über nur einen Eileiter verfügen. Dennoch ist eine Schwangerschaft in vielen Fällen möglich und verläuft ohne Probleme.
Uterus unicornis und die möglichen Ursachen
Die Ursachen sind weitgehend unbekannt, werden aber meist auf Anomalien der Müller-Gänge zurückgeführt oder auf Krankheiten wie Skelettdysplasie oder ein embryonales Karzinom. In 50 Prozent aller Fälle besteht eine Vorgeschichte von Beckenentzündungen (PID). Bei erwachsenen Frauen mit Uterus unicornis lautet die häufigste Diagnose: fehlende Ausbildung der Müller-Gänge.
Uterus unicornis kann angeboren sein oder aber durch Infektionen, Verletzungen oder bestimmte chirurgische Eingriffe entstehen. Oft wird dies Anomalie bei Teenagern diagnostiziert, da sie sich vor der Pubertät selten bemerkbar macht. In machen Fällen ist die Ursache unbekannt. Besteht eine bekannte Ursache, handelt es sich meist um eine Entwicklungsanomalie im urogenitalen Diaphragma oder eine Blasenmole.
Ultraschalluntersuchungen können Hinweise geben, sind oft jedoch nicht aussagekräftig. Andere Diagnoseverfahren beinhalten Hysteroskopie, Magnetresonanztomographie und Laparoskopie.
Symptome
Bei Frauen mit dieser Fehlbildung ist oft auch eine oder beide Nieren anormal geformt, meist klein und missgeblildet. Die Symptome hängen auch von der Seite ab, auf dem das normale Horn liegt. Auf dieser Seite leiden Betroffene häufig an Menstruationsproblemen wie unregelmäßigen Blutungen, Beckenschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder mehrfachen Fehlgeburten. Auf der anderen Seite zeigen sich oft Symptome wie Harnleiterverengung, Infektionen, Nierensteine oder sogar Nierenversagen.
Wie beeinflusst Uterus unicornis die Fruchtbarkeit?
Rund 50 Prozent aller Frauen mit Uterus unicornis sind in der Lage, auf natürlichem Wege schwanger zu werden und ohne künstliche Befruchtungsmaßnahmen wie eine In-Vitro-Befruchtung (IVF) in Anspruch zu nehmen. Viele Frauen mit dieser Anomalie sind in der Lage, eine Schwangerschaft vollständig auszutragen, allerdings kann das Wachstum des Fötus beeinträchtigst sein. Es besteht zudem ein höheres Risiko für Eileiterschwangerschaften, Frühgeburten und Kaiserschnitte.
Kann Uterus unicornis das Fehlgeburtenrisiko erhöhen?
Frauen mit Uterus unicornis scheinen ein erhöhtes Risiko für mehrfache Fehlgeburten aufzuweisen, vor allem dann, wenn die rechte Seite der Gebärmutter betroffen ist. Das liegt möglicherweise daran, dass die Gebärmutterhöhle auf dieser Seite flacher ist und daher eine Schwangerschaft nicht gut aushält. Insgesamt ist das Fehlgeburtenrisiko im Vergleich zum Durchschnitt jedoch kaum erhöht.
Nach dem 30. Lebensjahr sind Fruchtbarkeitsprobleme wahrscheinlicher, weil sich die Gebärmutterwand ausdünnt. Wenn Sie es nach zwei Jahren Versuchen nicht geschafft haben, wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin eine diagnostische Abklärung durchführen müssen, bevor er oder sie Unfruchtbarkeit diagnostiziert. Frauen unter 30, die niemals schwanger waren oder eine Abtreibung hinter sich haben, gelten schon nach einem halben Jahr erfolgloser Versuche als unfruchtbar. Wenn Sie niemals schwanger waren und keine Abtreibung erfolgt ist, und dennoch Empfängnisprobleme haben, sollten Sie sich an Ihren Arzt wenden.
Chirurgische Behandlungsmöglichkeiten
Es gibt mehrere verschiedene Maßnahmen, die getroffen werden, die jedoch Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben. Dazu gehören u.a.:
- Teilweise oder vollständige Entfernung der normalen Gebärmutter (partielle Hysterektomie) oder möglicherweise Oophorektomie (Entfernung eines oder beider Eierstöcke). Nach Durchführung treten in Ermangelung einer Eierstockfunktion die Wechseljahre ein.
- Teilweise Entfernung der krankhaften Gebärmutter (partielle Myomektomie) und möglicherweise Salpingo-Oophorektomie (Entfernung eines oder beider Eileiter und Eierstöcke). Nach Durchführung treten in Ermangelung einer Eierstockfunktion die Wechseljahre ein.
- Teilweise Entfernung der normalen Gebärmutter (partielle Hysterektomie) und möglicherweise Entfernung der krankhaften Gebärmutter (partielle Myomektomie) sowie eines Eierstocks. Nach Durchführung treten in Ermangelung einer Eierstockfunktion die Wechseljahre ein.
- Entfernung beider Gebärmutterhörner, Eileiter und Eierstöcke (bilaterale Salpingo-Oophorektomie). In diesem Fall ist aufgrund fehlender Eierstockfunktion keine Schwangerschaft mehr möglich.
Fazit
Die Behandlung von Frauen mit Uterus unicornis erfordert eine sorgfältige Abwägung der Wünsche und Ziele der Betroffenen. Da jeder Fall anders ist, gilt es, das Für und Wider in Absprache mit dem Frauenarzt oder anderen medizinischen Experten abzuwägen, um je nach Krankheitsgeschichte und individuellen Lebensumständen die richtige Lösung zu finden.