Wenn Sie zu jenen Paaren gehören, die Schwierigkeiten haben, schwanger zu werden, könnte die Ursache Ihrer Probleme laut einigen Experten für reproduktive Endokrinologie entweder das männliche oder das weibliche Hormonsystem sein. Wenn dieses nicht ordnungsgemäß funktioniert, kann sich die Empfängnis schwierig gestalten. Allerdings wissen nur sehr wenige Menschen, welche Rolle das Hormonsystem für unsere Gesundheit spielt, geschweige denn, wie es sich auf die Fruchtbarkeit auswirkt.
Was ist das endokrine System?
Einfach ausgedrückt, ist das endokrine System ein Nachrichtenzentrum, das mit dem Nervensystem zusammenarbeitet, um die korrekte Funktionsweise des Körpers zu unterstützen. Dabei handelt es sich um ein komplexes Netzwerk von endokrinen Drüsen, die Hormone entweder ins Blut oder in die unsere Zellen umgebende interstitielle Flüssigkeit abgeben. Diese Hormone senden Botschaften an das Hormonsystem, welches diese Botschaften an das Zentralnervensystem weiterleitet, um verschiedenste Körperfunktionen auszuführen, darunter auch unsere Fähigkeit zur Fortpflanzung.
Was passiert, wenn das Hormonsystem nicht mehr richtig funktioniert?
Es gibt 8 wichtige hormonproduzierende Drüsen im endokrinen System. Wenn eine davon zu viele oder zu wenige Hormone produziert, kann dies zu einer endokrinen Störung führen. Zu den hormonproduzierenden Drüsen gehören folgende:
- Eierstöcke
- Hoden
- Hypothalamus
- Hypophyse
- Nebennieren
- Schilddrüse
- Nebenschilddrüse
- Zirbeldrüse
Wenn diese Drüsen nicht die adäquate Menge an Hormonen herstellen, hat dies weitreichende Auswirkungen, und kann zahlreiche normale Körperfunktionen beeinträchtigen, darunter unter anderem:
- sexuelle Funktion
- Stimmung
- Fortpflanzung
- Wachstum und Entwicklung
- Stoffwechsel
Es gibt eine Vielzahl gesundheitlicher Problemen, die eine signifikante Zunahme oder Abnahme der Hormonproduktion auslösen können, was sich wiederum negativ auf das endokrine System auswirkt. Dazu zählen Tumore, genetische Störungen und bestimmte Krankheiten wie beispielsweise Diabetes. Wenn eines dieser Symptome auftritt, sollten Sie so bald wie möglich einen Termin bei einem Endokrinologen vereinbaren, selbst wenn Sie kein Baby planen.
Was ist ein Endokrinologe?
Ein Endokrinologe ist ein Facharzt, der sich auf Erkrankungen des Hormonhaushaltes spezialisiert hat. In den meisten Fällen wird der Gynäkologe oder Hausarzt Frauen, die mit Fruchtbarkeitsproblemen kämpfen, an einen Endokrinologen überweisen, wenn eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
- Sie versuchen seit mindestens einem Jahr erfolglos schwanger zu werden
- Unfruchtbarkeit liegt bei Ihnen in der Familie
- Sie sind älter als 35 Jahre, und waren noch nie schwanger
- Ihre Menstruation ist unregelmäßig
Auch für Männer ist es ratsam, sich von einem Endokrinologen untersuchen zu lassen, um sicherzustellen, dass keine Fruchtbarkeitsprobleme vorliegen, die die Zeugung beeinträchtigen.
Wie kann der Endokrinologe bei Fruchtbarkeitsproblemen helfen?
Obwohl alle Drüsen im endokrinen System wichtig sind, sind nur wenige für die Fruchtbarkeit wichtiger als die Hypophyse. Diese Drüse setzt das follikel-stimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH) frei – die beiden für den Eisprung verantwortlichen Hormone. Um festzustellen, ob die Fruchtbarkeitsprobleme einer Frau mit einer schlecht funktionierenden Hypophyse zusammenhängen, führt der Endokrinologe Blut- und Urintests oder eine Tomographie durch, anhand derer er feststellen kann, ob die Hypophyse zu viele oder zu wenige der für den Eisprung benötigten Hormone produziert. Schauen wir uns die Funktionsweise von FSH und LH genauer an:
- Follikelstimulierendes Hormon (FSH) – Dieses Hormon hat die Aufgabe, das Wachstum der Eizellen während des Menstruationszyklus zu stimulieren. Mit zunehmendem Alter der Frau steigt der FSH-Spiegel, was zu einer Verringerung der Anzahl an Eizellen führt, die heranreifen kann. Kurz gesagt: Je höher der FSH-Spiegel ist, desto geringer sind die Chancen auf eine Schwangerschaft.
- Luteinisierendes Hormon (LH) – Dieses Hormon spielt eine entscheidende Rolle beim Eisprung, da es die Eierstöcke anweist, ein reifes Ei freizusetzen. Zu hohe LH-Werte deuten in der Regel entweder auf eine Hypophysenerkrankung oder ein polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS) hin. Ein niedriger LH-Wert geht oft mit einer Essstörung, zwanghaftem Training oder Stress einher.
Behandlungsmöglichkeiten
Wenn die Fortpflanzungsschwierigkeiten mit einer schlecht arbeitenden Hypophyse zusammenhängen, verschreibt der Endokrinologe in der Regel orale Medikamente oder Hormonpräparate, die FSH und LH enthalten, und als Injektion verabreicht werden. Dadurch soll die Eizellenproduktion gesteigert, und somit die Schwangerschaftschancen verbessert werden. Auch wenn andere Behandlungsmöglichkeiten existieren, sind dies die häufigsten Maßnahmen, um die Funktionsweise der Hypophyse zu verbessern.