Frauen in den 30ern und 40ern, vor allem jene, die noch keine Kinder haben, haben typischerweise das Gefühl, dass ihre biologische Uhr tickt. In Folge entscheiden sich viele, Fruchtbarkeitstests durchzuführen, um festzustellen, ob eine Empfängnis noch möglich ist. Laut einer aktuellen Studie sollten Frauen aber möglicherweise den Fruchtbarkeitstest überspringen.
Fruchtbarkeit bestimmen
Generell verwenden Fruchtbarkeitskliniken Blut- und Urintests, um die Anzahl der verbleibenden Eizellen sowie ihre Qualität zu bestimmen. Diese Information wird dann herangezogen, um herauszufinden, wie Frauen mit Fertilitätsstörungen behandelt werden können. Eine vor kurzem durchgeführte Studie, die in der Oktober-Ausgabe des Journal of the American Medical Association erschien, ergab, dass diese klinischen Tests nicht prognostizieren können, ob eine Frau in den späteren reproduktiven Jahren, ab 35 aufwärts, in der Lage sein wird, natürlich schwanger zu werden.
Die Hauptautorin der Studie, Dr. Anne Steiner, Professorin für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Universität von North Carolina, Chapel Hill, erklärte, sie und ihre Forschungskollegen hätten darauf gehofft, Biomarker zu finden, die die Fähigkeit einer Frau, schwanger zu werden, vorhersagen könnten. Doch sie fanden keine. Laut Steiner gäbe es ein großes Interesse an Tests, die diese Informationen liefern können.
Wenn Frauen älter werden, ergeben sich häufiger Empfängnisschwierigkeiten. Nach dem 35. Lebensjahr nimmt die Versorgung mit Eizellen ab und gleichzeitig sinkt auch die Qualität der verbliebenen Eizellen. Steiner erklärte, dass die Frauen sich daher Gewissheit wünschen, dass ihnen noch genug Zeit bleibt, um eine Familie zu gründen oder sie möchten wissen, ob es für sie sinnvoll wäre, ihre Eizellen für die Zukunft einzufrieren.
Ab einem bestimmten Punkt beginnen Frauen zu fühlen, wie ihre biologische Uhr tickt. Das genaue Alter, ab dem eine Schwangerschaft nicht mehr möglich ist, ist jedoch von Person zu Person unterschiedlich und hängt auch von anderen Faktoren ab. Nach Angaben der American Society for Reproductive Medicine hat etwa ein Drittel aller Paare Schwierigkeiten, schwanger zu werden, wenn die Frau 35 Jahre oder älter ist.
Eine Frau, die weniger Eizellen hat, weist normalerweise ein niedrigeres Niveau an Anti-Müller-Hormon (AMH) und ein hohes Niveau an follikelstimulierendem Hormon (FSH) auf. Viele Frauen, denen gesagt wurde, dass sie weniger Eizellen haben (auch als „niedrige Eizellenreserve“ bekannt), neigen eher dazu, Blut- und Urintests während ihrer jährlichen Vorsorgeuntersuchungen vornehmen zu lassen, um ihre Fruchtbarkeit zu überwachen. Es gibt auch Tests, die rezeptfrei gekauft werden können, um das FSH zu überprüfen.
Fruchtbarkeitstests und die Nachteile
Hormontests wie den AMH-Test kann man in vielen Frauenarztpraxen durchführen lassen, sie sind jedoch mitunter kostspielig. Der AMH-Test liegt bei etwa 30 bis 50 Euro. Ein Test in Kombination mit anderen Hormonwerten und Ultraschall beläuft sich hingegen auf durchschnittlich 150 Euro. Allerdings gibt es viele Do-it-yourself-Tests für zuhause, die wesentlich preiswerter sind.
Es bleibt die Frage, ob Blut- und Urintests Hinweise auf das Zeitfenster geben können, innerhalb dessen eine Frau noch fruchtbar ist. Steiner und ihre Kollegen untersuchten eine Gruppe von Frauen zwischen 30 und 44 Jahren, um das herauszufinden. Die Frauen hatten keine bekannte Vorgeschichte oder Risikofaktoren im Hinblick auf mögliche Unfruchtbarkeit und versuchten alle zu Beginn des Versuchs, Nachwuchs zu zeugen. Die Wissenschaftler entnahmen Blut- und Urinproben und hielten über einen Zeitraum von einem Jahr Kontakt zu den Frauen, um zu sehen, ob eine von ihnen schwanger geworden war.
Wie die Forscher bereits wussten, nahmen die AMH-Werte der Frauen mit fortgeschrittenem Alter ab, während gleichzeitig ihre FSH-Werte anstiegen. Unabhängig vom Alter, wurden Frauen mit einer niedrigen Eizellenreserve jedoch ebenso wahrscheinlich schwanger wie jene, die normale Werte aufwiesen.
Thomas Price, Gynäkologe an der Duke University und Präsident der Society for Reproductive Endocrinology and Fertility erklärte, dass die Tests gut vorhersagen, wie viele Eizellen eine Frau mit injizierten Fruchtbarkeitsmedikamenten produzieren wird. Gleichzeitig fügte er hinzu, dass sie nicht als Vorhersage für natürliche Schwangerschaften empfohlen werden und schlussfolgerte, dass das Alter der Hauptantrieb für die biologische Uhr einer Frau sei.