Die weibliche Fertilität hat ein natürliches Ablaufdatum. Eine neu entwickelte Fruchtbarkeitsbehandlung mit Blutplasma könnte Frauen nach der Menopause jedoch die Möglichkeit einer Schwangerschaft eröffnen.
Fruchtbarkeit sinkt mit dem Alter
Wenn eine Frau Nachwuchs plant, bestehen die besten Chancen darauf in ihren frühen 20ern, in denen die durchschnittliche Fertilitätsrate 86 Prozent beträgt. Dieses Fruchtbarkeitslevel sinkt von da an kontinuierlich, bis es 36 Prozent im Alter zwischen 40 und 44 erreicht. Danach kommt es zu einem drastischen Abfall und einer 5-prozentigen Fruchtbarkeitrate zwischen dem 45. und 49. Lebensjahr. Im Alter von 50 liegt die Fruchtbarkeitswahrscheinlichkeit bei 0%.
Weibliche Östrogen– und Progesteronspiegel, die für den Eisprung verantwortlich sind, sinken mit jedem Jahrzehnt und führen somit zu einem Abfall der Fruchtbarkeitsrate bis in die frühen 40er. Der starke Rückgang der durchschnittlichen Fruchtbarkeitsrate in den späten 40ern ist auf die Meno– und Perimenopause zurückzuführen.
Während der Wechseljahre kommt es zu einem drastischen Abfall des Hormonspiegels, wodurch die Periode gestoppt wird. Ohne diese gibt es keinen Eisprung und somit auch keine Empfängnis. Eine Frau hat ihre Menopause erreicht, wenn sie seit einem Jahr keine Monatsblutung mehr hatte. Im Durchschnitt ist sie zu diesem Zeitpunkt etwa 51 Jahre alt. Die Perimenopause beschreibt den Zeitraum bis zur Menopause, in dem die Menstruation immer seltener und unregelmäßiger auftritt. Sowohl Peri- als auch Menopause sind für das Ende der weiblichen Fruchtbarkeit verantwortlich.
Späte Mutterschaft
Die weibliche Biologie arbeitet häufig gegen uns. Viele Frauen unserer moderen Zeit wünschen sich erst später Nachwuchs. Dies liegt an unterschiedlichen Faktoren. Zum einen leben wir nicht mehr in einer Zeit, in der eine wirtschaftliche Notwendigkeit besteht, Kinder zu bekommen (z.B. um Hilfe bei der Feldarbeit zu haben). Tatsächlich ist heute eher das Gegenteil der Fall: Die aktuelle ökonomische Situation des Westens hindert Paare oft daran, sich bereits früh Nachkommen leisten zu können. Zudem herrscht heute nicht mehr so ein großer sozialer Druck, Kinder in die Welt zu setzen, als dies noch vor ein paar Jahrzehnten der Fall war. Der Verzicht auf eigene Sprösslinge wird immer häufiger als normal angesehen. Es sollte aber nicht vergessen werden, dass eine Schwangerschaft über 35 Risiken birgt. Ältere Mütter sind einer größeren Gefahr für Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen sowie Gendefekten wie dem Down Syndrom ausgesetzt.
Eine späte Schwangerschaft bringt aber auch einige Vorteile mit sich. So sind ältere Mütter in der Regel finanziell besser abgesichert und können dem Kind dadurch eine optimale Umgebung und die bestmögliche Bildung bieten. Zudem verfügen sie häufig über mehr Geduld und eine größere emotionale Reife. Außerdem fanden Studien heraus, dass ältere Mütter sowohl psychisch als auch physisch weniger gewalttätig sind. Weiters beleuchteten die Forscher die Kinder älterer Mütter und stellten fest, dass diese häufiger ein erfreulicheres Verhalten zeigten, bessere Noten aufwiesen und körperlich fitter waren als jene von jüngeren Müttern.
Die Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft führen dazu, dass immer mehr Frauen erst später schwanger werden möchten oder können. Aus diesem Grund sind Fruchtbarkeitsbehandlungen, die die Empfängnis für ältere Frauen vereinfachen sollen, äußest interessant.
Die neue Fruchtbarkeitsbehandlung für ältere Frauen
Der griechische Gynäkologe Konstantinos Sfakianoudis konnte eine bahnbrechende Methode der Fruchtbarkeitsbehandlung entdecken. Diese besteht darin, dass der Patientin Blut abgenommen und zentrifugiert wird, um das Blutplasma zu extrahieren. Dabei handelt es sich um die blassgelbe flüssige Komponente des Blutes, in der keine Blutzellen mehr vorhanden sind.
Das Plasma der Frau wird nun in ihre Eierstöcke und die Gebärmutter injiziert. Dies scheint einen Verjüngungseffekt auf das Fortpflanzungssystem auszuüben und regt einen neuen Eisprung nach der Menopause an. Es ist nicht klar, warum diese Prozedur funktioniert, Wissenschaftler glauben aber, dass das Plasma über die Fähigkeit verfügt, Stammzellen des Eierstocks „aufzuwecken“.
Diese Behandlung wurde an 27 Frauen getestet, die sich entweder in der Meno- oder Perimenopause befanden. Obwohl nur 2 der 27 Frauen schwanger wurden, beträgt die Erfolgsrate 7%, was diese Entdeckung revolutionär macht. Durch weitere Forschung kann das Verfahren optimiert werden, um effektiver zu sein. Zudem könnte sie den Weg für ähnliche Behandlungsarten ebnen. In den nächsten Jahrzehnten könnte es für ältere Frauen ebenso einfach sein, schwanger zu werden, wie für jüngere.