Die weit verbreitete Annahme, dass Sport die Spermienanzahl eines Mannes verringert, ist falsch. Neue Forschungen betonen stattdessen, dass moderate Cardio-Übungen die männliche Fertilität sogar deutlich steigern können. Eine der beiden führenden Studien wurde im British Journal of Sports Medicine veröffentlicht, die andere in der Zeitschrift Reproduction.
Was belegen die Studien?
Die erste Studie wurde von der Harvard-Fakultät für Gesundheitswesen durchgeführt. Dabei wurden 189 Männer mit einem bewegungsarmen Lebensstil herangezogen. Die Studie zeigt, dass Männer, die mehr als 14 Stunden wöchentlich Sport treiben, eine um 73% höhere Spermienanzahl haben als jene, die sich weniger als 14 Stunden pro Woche körperlich betätigen. Die Wirkung des Sports blieb auch dann nachweisbar, als die Wissenschaftler andere Faktoren wie Ernährung und Gewicht miteinbezogen.
Die zweite Studie stammt von der Urmia-Universität im Iran. In dieser Studie wurden 261 Männer beobachtet, die ein bewegungsarmes Leben führten und dann begannen, Sport auf einem Laufband zu treiben. Die Forscher unterteilten die Männer in vier Gruppen: Drei Gruppen führten jeweils unterschiedliche Sportarten durch, die vierte diente als Kontrollgruppe. Diese Gruppe trieb keinen Sport. Die ersten drei Gruppen trieben moderaten Ausdauersport, intensiven Ausdauersport oder intensives Intervalltraining.
Der moderate Ausdauersport bestand aus 30 Minuten Gehen oder Laufen auf dem Laufband. Die Probanden trieben zwischen drei- und sechsmal die Woche Sport. Jene Männer, die Teil der Gruppe mit intensivem Ausdauersport waren, liefen drei Tage die Woche je eine Stunde auf dem Laufband. Die Intervallsportgruppe wechselte alle 20 bis 30 Minuten zwischen Gehen und Laufen.
Die Ergebnisse
Forscher der Harvard-Studie fanden heraus, dass die aktivsten Männer unter den Probanden die höchste Spermienzahl und –konzentration aufwiesen. Diese Männer trieben mindestens 15 Stunden pro Woche Sport. Die Wissenschaftler ordneten die Aktivitäten von „gemäßigt“ bis „ausgiebig“ ein. Im Vergleich zu jenen Männern, die mehr als 20 Stunden pro Woche ohne Bewegung waren, hatten sie eine um 44% höhere Spermienanzahl.
Die Ergebnisse der Urmia-Universität deuten ebenfalls auf den Nutzen von moderatem Sport für die männliche Fruchtbarkeit hin. Jene Gruppe, die gemäßigtigen Sport trieb, wies einen Anstieg von mehr als 8% in ihrem Spermavolumen auf. Die Spermien waren zudem um 12% beweglicher und die Morphologie verbesserte sich um 17%. Die Gruppe hatte außerdem eine um 22% erhöhte Spermienzahl im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nachdem die Männer eine Woche lang keinen Sport trieben, fiel die Spermienanzahl und –morphologie wieder auf die vorherige Qualität zurück, auch die Beweglichkeit verringerte sich nach einem Monat wieder.
Fazit
Zusammengefasst: Forscher der Urmia-Universität schlussfolgern, dass moderater Sport die beste Methode für Männer sei, die sonst keinen Sport treiben, um die Spermienanzahl und –qualität zu erhöhen. Die Studie befasste sich nicht damit, welche Sportart den deutlichsten Effekt auf die Spermienqualität hatte. Die Hypothese beruht jedoch darauf, dass die Probanden weniger Stress und Entzündungen erlitten, als bei sehr anstrengendem Sport.
Es ist wichtig, zu wissen, dass die Spermienqualität nur ein Faktor ist, der Einfluss auf die männliche Fruchtbarkeit hat. Während moderater Sport bei manchen Fertilitätsstörungen helfen kann, sind andere Probleme komplexer und lassen sich nicht so leicht beheben. In Kombination mit weiteren Behandlungen, die die Spermienqualität verbessern, stellen sie jedoch einen guten Anfang für Paare dar, die sich Nachwuchs wünschen.