Viele Paare kämpfen mit Fruchtbarkeitsproblemen, und häufig halten sich Frauen für die Ursache des Problems. Aber auch Männer können Störungen aufweisen, die dem ersehnten Kinderwunsch im Wege stehen. Jüngste Studien zeigen, dass eine Beschneidung bei Männern Paaren helfen kann, Infertilität zu überwinden.
Immer mehr unbeschnittene Männer
Der Eingriff, der früher sehr häufig an Buben im Baby- bzw. Kleinkindalter vorgenommen wurde, verliert immer mehr an Beliebtheit. Heutzutage wird das Verfahren hauptsächlich aus „rituellen und kulturellen Gründen“ durchgeführt. Der Eingriff ist bei Kindern deutlich einfacher: die Wunde ist mit einer simplen Klemme zu schließen und der Schnitt verheilt über Nacht. Ärzte und Wissenschaftler sehen jedoch den einzigen medizinischen Nutzen einer Beschneidung darin, dass beschnittene Jungen und Männer seltener an Harnwegsinfekten leiden. Eine Harnwegsinfektion kann bei Kindern sehr viel schwerwiegender verlaufen als bei Erwachsenen und sogar bleibende Nierenschäden hinterlassen. Daher gibt es heute immer mehr unbeschnittene Männer, die möglicherweise von diesem Eingriff profitieren könnten.
Verbessert eine Beschneidung die Fruchtbarkeit?
Wissenschaftler sind erst vor kurzem zu dem Schluss gekommen, dass eine Beschneidung jenen Männern helfen kann, die aufgrund von zwei bestimmten Krankheiten steril sind: Bei der ersten Erkrankung handelt es sich um Phimose, bei der der Mann nicht in der Lage ist, die Vorhaut zurückzuziehen. Die Vorhaut ist um den Peniskopf verengt, was zu Unfruchtbarkeit führen kann. Phimose tritt häufig bei Patienten auf, die an Diabetes leiden. Da die Fälle von Diabetes ansteigen, scheint es logisch, dass auch Phimose bei Männern häufiger auftritt. Bei der Beschneidung eines Patienten, der Phimose hat, wird die Vorhaut entfernt und damit der Haupthindernisfaktor aus dem Weg geräumt, der zur Unfruchtbarkeit beiträgt.
Die zweite Krankheit, bei der eine Beschneidung die Fertilität verbessern kann, ist Balanitis, eine Entzündung der Eichel. Bei dieser Erkrankung kann der männliche Penis rot werden, sich entzünden und jucken. Wenn die Eichel aber permanent von der Vorhaut bedeckt wird, ist diese Entzündung nur schwer zu kurieren. Wird die Vorhaut entfernt, ist häufig eine Verbesserung der Symptome zu erwarten. Sowohl Phimose als auch Balanitis können durch eine Beschneidung geheilt werden.
Weniger sexuell übertragbare Krankheiten
Wenn Unfruchtbarkeit nicht auf Erkrankungen wie Balanitis oder Phimose zurückzuführen ist, lohnt sich dann trotzdem eine Beschneidung? Es gibt verschiedene gesundheitliche Vorteile, die mit einer Beschneidung assoziiert werden. Die Entfernung der Vorhaut kann helfen, eine Reihe von sexuell übertragbaren Viruserkrankungen zu verhindern, darunter HIV, HPV und Herpes. HPV ist auch bekannt dafür, Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs zu verursachen. Wissenschaftler haben eine Theorie aufgestellt, nach der bei einer unbeschnittenen Vorhaut dieser Hautüberschuss als Speicher dient, der Sekretionen ansammelt.
Da viele sexuell übertragbare Viruserkrankungen durch Flüssigkeit weitergegeben werden, fängt dieser Speicher die Viren und kann die Krankheit verbreiten. Durch die Lage der Vorhaut und die Speicherung der Viren verlängert sich die Zeit, die eine andere Person beim Kontakt mit dem Virus ausgesetzt ist. Je länger die Kontaktzeit ist, desto höher ist auch die Infektionsgefahr. Indem dieser Virenspeicher entfernt wird, verhindert man zum einen die Ansammlung von Viren, und verkürzt zum anderen die Kontaktzeit. Dadurch kann die Verbreitung von Krankheiten reduziert werden. Wissenschaftler haben diese Theorie in drei staatlich geförderten Versuchen an drei verschiedenen Standorten bestätigt. Erstaunlicherweise haben sie festgestellt, dass die HIV-Infizierungsrate bei beschnittenen Männern um 60 Prozent niedriger ist als bei unbeschnittenen.
Geringeres Krebsrisiko
Auch wenn er nur sehr selten auftritt, gibt es eine Art von Peniskrebs, der vermutlich durch HPV (menschliches Papilloma-Virus) ausgelöst wird. Da durch eine Beschneidung die Infektion mit HPV unwahrscheinlicher wird, macht es Sinn, anzunehmen, dass auch das Risiko, an Peniskrebs zu erkranken, sinkt. Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dass Peniskrebs unter beschnittenen Männern quasi nicht existiert. Zudem steht HPV in Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs, weshalb Frauen, deren Partner beschnitten sind, oft ein geringeres Erkrankungsrisiko aufweisen.