Wenn es mit dem Kinderwunsch nicht klappt, ist in jedem dritten Fall die Unfruchtbarkeit des Mannes dafür verantwortlich. Es gibt viele Gründe für männliche Infertilität, die weitläufig bekannt sind. Wussten Sie aber, dass es auch einen Zusammenhang zwischen männlicher Unfruchtbarkeit und Krebs gibt? Vor allem die Unfruchtbarkeit des Mannes und sein Risiko an Hodenkrebs zu erkranken, korrelieren signifikant. Dies haben neuere amerikanische Studien ergeben.
Hodenkrebs und seine Ursachen
Hodenkrebs ist die meist verbreitete Krebsart bei jungen Männern in industrialisierten Ländern. Bei Männern im Alter zwischen 25 und 45 Jahren zählt diese Krebsform zu den häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen. Besonders die Keimzellen, welche für die Produktion der männlichen Spermien verantwortlich sind, sind von Hodenkrebs betroffen. In fast allen Fällen entstehen bösartige Tumore in den Hoden aus diesen Keimzellen (germinale Tumore). Laut Experten wird bereits während der embryonalen Entwicklung im Mutterleib die Grundlage für späteren Hodenkrebs gelegt, da das ungeborene Baby Vorläuferzellen entwickeln kann (Keimzellen, die schadhaft sind), aus denen später unter Umständen Krebs entsteht. Erbliche Faktoren und der sogenannte Hodenhochstand (Erkrankung, bei der der Hoden nicht in den Hodensack wandert) stellen zusätzliche Risikofaktoren dar.
US-Studie findet Korrelation zwischen Krebs und der Unfruchtbarkeit des Mannes
In einer aktuellen US-Studie, die der amerikanische Forscher Michael Eisenberg und sein Team an der Stanford University School vornahmen, wurden die Daten von 76.000 unfruchtbaren Männern herangezogen und von jenen, bei denen der Verdacht auf Infertilität bestand. Das Durchschnittsalter betrug dabei 35 Jahre. Diese Gruppen wurden mit über 112.000 Männern verglichen, die eine Vasektomie vorgenommen hatten und einer Kontrollgruppe von rund 760.000 Männern, die weder unter Infertilität litten noch sterilisiert waren. Das erschreckende Ergebnis: Im Gegensatz zur Kontrollgruppe, wiesen jene Männer, die unfruchtbar waren, ein fast 50 Prozent höheres Risiko auf, an Krebs zu erkranken; die Gefahr, Hodenkrebs zu bekommen, lag sogar um 99 Prozent höher als bei der Kontrollgruppe. Zudem war die Wahrscheinlichkeit signifikant erhöht, andere Krebsarten wie Melanome, Prostatakarzinome, Blasenkrebs, Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome oder Schilddrüsenkrebs zu entwickeln. Auch Männer, die sich einer Vasektomie unterzogen hatten, wiesen ein um 22 Prozent höheres Risiko für eine Krebserkrankung auf im Gegensatz zur Kontrollgruppe. Eisenberg und seine Forschungskollegen konnten mit dieser Studie – übereinstimmend mit früheren Forschungen – ein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs bei unfruchtbaren Männern feststellen sowie eine größere Wahrscheinlichkeit, an anderen Krebsarten in den Jahren nach der Abklärung der Infertilität zu erkranken.
Weitere Forschung nötig
Die Wissenschaftler sind sich noch nicht ganz klar darüber, auf welche Weise männliche Unfruchtbarkeit und ein erhöhtes Krebsrisiko zusammenhängen. Laut Eisenberg könnten aber die genetische Disposition und verschiedene Lebensstilfaktoren bis zu einem gewissen Grad für die Krebs-Entstehung mitverantwortlich sein. Aber auch chronische Erkrankungen, die bislang unentdeckt blieben, könnten eine Rolle spielen. Da in Zukunft noch weitere Forschung betrieben werden müsse, um die genaueren Zusammenhänge zu finden, rät der Wissenschaftler Männern, die Probleme mit ihrer Fertilität haben, sich gesundheitlich eingehend durchchecken zu lassen.