Egal, ob Sie professionelle Hilfe bei der Babyplanung benötigen oder gerade erst beginnen, eine Familie zu gründen, es gibt viele Faktoren, die Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben können. Oxidativer Stress wird dabei häufig übersehen.
Forschungen haben gezeigt, dass die Chancen von Männern und Frauen auf eine Empfängnis bzw. erfolgreiche Zeugung verbessert werden, wenn oxidativer Stress reduziert und die Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) kontrolliert wird.
Ein Blick auf reaktive Sauerstoffspezies und oxidativen Stress
Reaktive Sauerstoffspezies sind keine Spezies im Sinne einer pflanzlichen oder tierischen Lebensform, sondern Moleküle, die aufgrund chemischer Reaktionen während des normalen Stoffwechsels ein Elektron verloren haben. Sie werden auch als Sauerstoffradikale oder Prooxidantien bezeichnet, und fallen in die allgemeine Kategorie der „freien Radikale“. Der Begriff bezieht sich auf instabile Atome und Moleküle, die zu oxidativem Stress führen und Zellen schädigen können. In einem gesunden Körper bleiben reaktive Sauerstoffspezies und Antioxidantien typischerweise im Gleichgewicht. Reaktive Sauerstoffspezies spielen eine wichtige Rolle im Körper, indem sie grundlegende zelluläre Prozesse und die Lebensfähigkeit innerhalb dieses Gleichgewichts unterstützen. Wenn sie aber aufgrund von Stressfaktorreaktionen, fehlenden Antioxidantien, der Aussetzung gegen externe Toxine oder anderem oxidativem Stress übermäßig und unausgeglichen werden, können sie leicht mit anderen Molekülen in einer Zelle reagieren und DNA, RNA und Proteine der Zellen schädigen und, wenn sie nicht kontrolliert werden, sogar zum Zelltod führen.
Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass eine unregulierte Ansammlung reaktiver Sauerstoffspezies für den Körper nicht förderlich ist. Wenn die Fähigkeit des Körpers, die negativen Auswirkungen reaktiver Sauerstoffspezies zu regulieren und ihnen effektiv entgegenzuwirken, gestört ist, erlebt er oxidativen Stress. Mit anderen Worten: Oxidativer Stress wird durch ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Ansammlung von reaktiven Sauerstoffspezies in den Körperzellen und -geweben verursacht, wobei der Körper nicht in der Lage ist, die Ansammlung von ROS unschädlich zu machen.
Diese Anhäufung von ROS und der daraus resultierende oxidative Stress hat Auswirkungen auf alle Körperfunktionen, von der Gehirnchemie bis zum LDL-Cholesterinspiegel im Blut, er kann jedoch insbesondere die Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen beeinträchtigen.
Forscher gehen davon aus, dass oxidativer Stress nicht nur die oben genannten Gesundheitsprobleme verursachen kann, sondern auch einen negativen Einfluss auf die männliche Fertilität haben kann, da Spermien aufgrund minimaler antioxidativer Abwehrmechanismen und einer begrenzten Fähigkeit zur Erkennung und Reparatur von DNA-Schäden, besonders anfällig für Schäden durch freie Radikale sind. Tatsächlich sind DNA-Schäden, die größtenteils auf oxidativen Stress zurückzuführen sind, eine der Hauptursachen für eine fehlerhafte Spermienfunktion.
Unter den vielen Auswirkungen, die oxidativer Stress auf den Zustand der Spermien und die männliche Fruchtbarkeit haben kann, rangieren auch negative Folgen für die Struktur und die Funktionalität der Spermien. Dazu gehören eine gestörte Spermienfunktion, sowie mitochondriale und Kern-DNA-Schäden, die das Epigenom der Samenzellen beeinträchtigen, was zu Unfruchtbarkeit, wiederholten Fehlgeburten und einem erhöhten Krankheitsrisiko bei gezeugten Kindern führen kann.
Männer, die permanent hohem oxidativem Stress ausgesetzt sind, weisen oft eine verminderte Spermienzahl auf, was eine Empfängnis schwierig und manchmal völlig unmöglich macht.
Oxidativer Stress kann nicht nur die Fruchtbarkeit von Männern beeinträchtigen, auch die weibliche Fertilität kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Freie Radikale haben Einfluss auf mehrere physiologische Prozesse, von der Eizellenreifung bishin zu einem gesunden Eisprung, einer normalen Befruchtung, Einnistung und Entwicklung des Embryos sowie eine gesunde Schwangerschaft.
Reaktive Sauerstoffspezies spielen auch eine Rolle beim Auftreten des polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS) aufgrund einer Verschlechterung der mitochondrialen Funktion, die den Einfluss von oxidativem Stress auf die PCOS-Entwicklung erhöht. Studien zeigen, dass ein ROS-Ungleichgewicht stärker bei PCOS-Patientinnen vorhanden ist, insbesondere bei jenen mit Insulinresistenz. Zudem haben Forschungen ergeben, dass das Fortschreiten von Endometriose eindeutig mit oxidativem Stress zusammenhängt. Auch Schwangerschaftskomplikationen wie wiederholte Fehlgeburten, ungeklärte Unfruchtbarkeit, Geburtsfehler und die Entwicklung von Präeklampsie sind zumindest teilweise auf oxidativen Stress zurückzuführen.
Oxidativer Stress, freie Radikale und Antioxidantien
Die Ansammlung freier ROS-Radikale und der daraus resultierende oxidative Stress können viele negative Auswirkungen auf den Körper haben. Sie können zu einer verringerten Konzentration nützlicher Nährstoffe und einem Mangel von wichtigen Antioxidantien führen. Dies sind chemische Substanzen, die entscheidend für die Prävention einer systemischen Entzündung und für die Zellreparatur und den Heilungsprozess sind.
Antioxidantien, die aus der Nahrung und natürlichen Produktionsverfahren gewonnen werden, sind die erste Verteidigungslinie des Körpers. Sie denaturieren buchstäblich ROS-Moleküle und machen sie unschädlich. Ob nun endogen erzeugt oder extern zugeführt, Antioxidantien sind in der Lage, überschüssiges ROS und andere freie Radikale im Körper abzufangen und die Oxidation von Zellmolekülen zu reduzieren, wodurch letztendlich oxidativer Stress und seine schädlichen Auswirkungen verringert werden.
Oxidativen Stress natürlich reduzieren
Wenn wir über die Aufrechterhaltung eines gesunden Gleichgewichts von reaktiven Sauerstoffspezies und freien Radikalen sprechen, um oxidativen Stress zu reduzieren und die Fruchtbarkeit sowie die allgemeine Gesundheit zu verbessern, sprechen wir beide Geschlechter an.
Endogener oxidativer Stress kann auf zwei Arten ausgeglichen und auf natürliche Weise reduziert werden: durch die Verhinderung einer übermäßigen ROS-Bildung oder durch die Bekämpfung von ROS mithilfe einer hohen Anzahl von Antioxidantien. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass letztere Option und antioxidative Nahrungsergänzungen alleine keinen ausreichenden Schutz vor oxidativem Stress bieten, wenn nicht zusätzliche Schritte unternommen werden. Der Schlüssel besteht darin, durch oxidativen Stress verursachte Schäden durch vorbeugende Maßnahmen zu verringern.
Eine Ernährung, die reich an frischem Obst, Gemüse und Vollkorn ist, trägt dazu bei, ROS in Ihrem System drastisch zu reduzieren. Indem Sie Nährstoffe aufnehmen, die in leuchtend roten, gelben, orangefarbenen und violetten Früchten oder Gemüsesorten enthalten sind, und viele Kreuzblütler sowie dunkles Blattgemüse essen, bekämpfen Sie oxidativen Stress gleich an zwei Fronten. Erstens wirken Antioxidantien in vielen Fällen direkt auf freie Radikale und neutralisieren sie, indem sie das fehlende Elektron liefern und Schäden verhindern. Zweitens helfen sie beim Aufbau gesunder Zellen in allen Körpersystemen und stärken die Filtrations- und Entgiftungssysteme Ihres Körpers – Nieren, Leber und Haut. Außerdem enthalten dunkle Schokolade, Tee und Rotwein in Maßen viele gute Antioxidantien, also nehmen Sie diese Lebensmittel unbedingt in Ihren Speiseplan auf.
Auch eine Kalorienrestriktion hat sich in einigen Fällen als wirksam erwiesen, um oxidativen Stress zu verringern, solange keine Mangelernährung oder eine ausreichende Mineralstoffzufuhr vorliegt, da sonst der Mechanismus der diätetischen Einschränkung eine Abwehrreaktion aktivieren kann, die entwickelt wurde, um dem Körper zu helfen, widrige Bedingungen zu bewältigen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Intervallfasten.
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Stellen Sie sicher, dass Sie neben Obst und Gemüse auch gute Fette (einfach und mehrfach ungesättigte Fette) zu sich nehmen und die schlechten Fette (gehärtete, am meisten gesättigte und Transfettsäuren) vermeiden. Wählen Sie fetten Fisch wie Lachs, Thunfisch, Sardinen, Makrele und Forelle, Samen wie Leinsamen, Chiasamen, Kürbis-, Sonnenblumen- und Hanfsamen; Nüsse wie Mandeln, Erdnüsse, Walnüsse und Pistazien; und außerdem Avocados, Olivenöl und Hartkäse, um die Fähigkeit Ihres Körpers, freie Radikale zu bekämpfen, zu stärken.
Zusätzlich wird empfohlen, auf verarbeitete Lebensmittel ebenso zu verzichten, wie auf kalorienreichen raffinierten Zucker. Erhöhen Sie die Aufnahme von antioxidativen Lebensmitteln und Lebensmitteln mit hohem Omega-3-Fettsäuren-Gehalt, wie Beeren, Eier, Artischocken, Rotkohl, Bohnen und Hülsenfrüchte. Ein wichtiger Schlüssel zur Überwindung von oxidativem Stress ist die Erhöhung der systemischen Konzentration von Antioxidantien. Häufige Antioxidantien in Lebensmitteln und Vitaminpräparaten sind Flavonoide, Resveratrol, Vitamin C, Pantothensäure und Carotinoide.
Das bedeutet nicht unbedingt, dass Sie um jeden Preis abnehmen müssen, sondern dass Sie einen aktiven Lebensstil führen, sich gesund ernähren und gesunde Entscheidungen treffen sollten. Unter diesen Voraussetzungen haben Sie gute Chancen, ein gesundes Gewicht zu halten. Sie haben richtig gelesen: Das Streben nach der perfekten Figur ist kontraproduktiv, denn dies kann sich unter Umständen negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken.
Regelmäßige, aber gemäßigte körperliche Aktivität ist mit einem niedrigeren Ruheumsatz, höheren natürlichen Antioxidantienspiegeln, geringerer Oxidation von LDLs und mehr Schutz vor Oxidation von Proteinen und DNA verbunden. Darüber hinaus kann regelmäßige moderate Bewegung auch zu einer verbesserten Insulinsensitivität und einer Verringerung von oxidativem Stress und Entzündungen führen.
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Rauchen ist eine jener Gewohnheiten, die oxidativen Stress fördert. Giftstoffe in Zigaretten können zahlreiche Gesundheitsprobleme einschließlich der Freisetzung systemischer freier Radikale auslösen. Wenn Sie rauchen, sollten Sie die notwendigen Schritte unternehmen, um das Laster aufzugeben. Werdenden Müttern wird oft empfohlen, mindestens ein Jahr vor der Empfängnis mit dem Rauchen aufzuhören.
Ebenso kann die Begrenzung Ihres Alkoholkonsums dazu beitragen, oxidativen Stress zu reduzieren. Alkohol enthält unzählige Chemikalien, die Zellschäden auslösen und oxidativen Stress beschleunigen oder verschlimmern. Alkoholinduzierter oxidativer Stress ist mit dem Stoffwechsel von Ethanol verbunden. Dieser Ethanol-Stoffwechsel ist direkt an der Produktion reaktiver Sauerstoffspezies beteiligt und schafft eine günstige Umgebung für die Bildung von oxidativem Stress.
Das ist leichter gesagt als getan, aber Stressreduktionstechniken sind für eine gute Gesundheit unerlässlich. Bei erhöhtem Stress wird Adrenalin ins Blut ausgeschüttet. Wenn Adrenalin weder für Kampf noch für Flucht verwendet wird, oxidiert es und erhöht das Risiko für oxidativen Stress.
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Es gibt verschiedene Substanzen, die Ihrem Körper schaden können. Solche können sich in Reinigungsmitteln oder Pestiziden finden. Aber auch Strahlenbelastung oder Luftverschmutzung setzen dem Organismus zu. Indem Sie versuchen, sich so gut wie möglich von diesen negativen Faktoren fernzuhalten, erhöhen Sie Ihre Chancen, oxidativen Stress zu beschränken. Diese Produkte sind reich an Chemikalien, die den Oxidationsprozess negativ beeinflussen. Der höhere Sauerstoffgehalt bestimmter Chemikalien und Schadstoffe kann die reaktive oxidative Aktivität fördern und Reaktionen auf Schutzprozesse auslösen, die zu oxidativem Stress und Schäden an den Körperzellen führen.
In allen Organismen wird Melatonin hauptsächlich während der Nacht (Dunkelheit) produziert. Schlafen Sie daher lange genug und in völliger Dunkelheit, damit Ihr Körper die notwendigen Mengen dieses wichtigen Hormons produzieren kann. Melatonin wird vom Körper nicht nur zum Einschlafen gebraucht, sondern kann der Kern- und mitochondrialen DNA zusätzlichen Schutz bieten, da es über antioxidative Eigenschaften verfügt.
Studien haben gezeigt, dass Schlafentzug mit einem niedrigeren antioxidativen Spiegel im Blut verbunden ist. Erholsamer Schlaf, also lange Intervalle, in denen guter Schlaf herrscht, können den Gehalt an Antioxidantien in der Leber normalisieren und die Leistungen der Antioxidantien in Leber und Herz verbessern. Ergebnisse zeigen, dass erholsamer Schlaf das antioxidative Gleichgewicht wiederherstellen und oxidativen Stress mildern kann. Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass Erwachsene zwischen sieben und neun Stunden erholsamen und ununterbrochenen Schlaf pro Nacht benötigen.
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Es stimmt zwar, dass die Leber während des natürlichen Entgiftungsprozesses des Körpers freie Radikale produziert, es ist jedoch bemerkenswert einfach, bei der Neutralisierung dieser Substanzen mitzuhelfen.
Obwohl ROS vorhanden sind, tritt oxidativer Stress nur dann auf, wenn der Körper mehr freien Radikalen und Toxinen ausgesetzt ist, als er verkraften kann. Das zentrale Thema ist hier das Gleichgewicht. Wenn die Dinge aus der Balance geraten und hormonelle Ungleichgewichte, Lebensstilstressoren oder Ernährungsmängel auftreten, ist die Chance für die Entstehung von oxidativem Stress groß, und auch die Fruchtbarkeit kann leiden. Für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch ist es daher wichtig, zu wissen, welche Gegenmaßnahmen getroffen werden können, um ein gesundes Umfeld zu schaffen, in der eine Empfängnis wahrscheinlicher ist.