In unserer modernen Welt, in der das Licht sieben Tage die Woche 24 Stunden am Tag nicht ausgeschaltet wird, sind wir von Lichtverschmutzung umgeben: Straßen- und Geschäftsbeleuchtung, lichtumflutete Bürogebäude, Scheinwerfer und Rücklichter können die Nacht zum Tag machen. Unsere natürlichen Lichtzyklen haben sich verändert.
Aber kann steigende Lichtabhängigkeit die weibliche Fertilität verschlechtern? Einige wissenschaftliche Studien scheinen darauf hinzudeuten.
Lichtzyklen nutzen, um schwanger zu werden
Louise Lacey verfasste 1974 das Buch Lunaception, das auf ihrer persönlichen Erfahrung basiert und beschreibt darin, wie der weibliche Zyklus in früheren Zeiten an Mondzyklen gekoppelt war. Sie vermutet, dass Frauen bei Neumond weniger fruchtbar waren als bei Vollmond. Je abhängiger jedoch die Menschen von künstlichem Licht wurden, desto mehr gerieten Menstruationszyklen aus dem Rhythmus, und die Fruchtbarkeit nahm ab.
Lacey’s Lösung: Indem Frauen den kompletten Monat (mit Ausnahme von drei Nächten) in einem völlig dunklen Zimmer schlafen, können sie ihren Menstrualzyklus und ihre Fruchtbarkeit neu programmieren. In der Vollmondnacht sowie eine Nacht davor und danach, darf Licht ins Schlafzimmer dringen. Sie erklärte, dass dieses Verfahren mehrere Monate benötigen würde, aber dass Frauen so ihre Chancen auf eine Empfängnis erhöhen könnten.
Die Mäuse, die (nicht) schwanger werden konnten
Lunaception ist bislang noch nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht worden, obwohl die Beobachtungen nahe zu legen scheinen, dass Frauen, die nachts arbeiten und häufig Zeitzonen überqueren, Probleme mit der Empfängnis und der Regelmäßigkeit ihrer Zyklen haben.
Wissenschaftler der Northwestern University haben Tests durchgeführt, die darauf hindeuten, dass an Laceys Theorie etwas dran sein könnte.
Zu diesem Zweck haben sie Mäuse in drei Gruppen eingeteilt. Eine Kontrollgruppe schlief zu regelmäßigen Uhrzeiten, bei 12 Stunden Tageslicht und 12 Stunden bei Nacht, jeden Tag zur selben Zeit. Bei den anderen beiden Gruppen verschoben die Forscher den Schlaf-Wach-Zyklus, in einem Fall nach vorne, im anderen zurück, und verglichen anschließend die Ergebnisse.
Am Ende des Experiments konnten 90% der Kontrollgruppenmäuse eine erfolgreiche Schwangerschaft verzeichnen. Diese Erfolgsquote sank auf 50% bei der Gruppe, deren Zeitzyklus nach vorne verschoben worden war. In jener Gruppe, deren Rhythmus verzögert worden war, lag sie sogar nur bei 22%. Bei jenen Mäusen, deren Schwangerschaften nicht erfolgreich verliefen, traten schon früh Störungen auf. Dies lässt die Forscher vermuten, dass die Lichtveränderung zu einem Problem bei der Einnistung des Embryos in die Uteruswand führt.
Weitere Studien zeigen, dass die Veränderungen im Hell-Dunkel-Zyklus keinen Einfluss auf jene Nagetierchen hatten, die bereits schwanger waren.
Die Fruchtbarkeit älterer Mäuse durch Licht erhöhen
Eine anderee aktuelle Studie zeigt, dass Licht-Dunkel-Zyklen die Fruchtbarkeit von Mäusen mittleren Alters beeinträchtigen, nicht aber die von jungen Mäusen. Sie beschreibt außerdem, dass Fertilitätsprobleme, die durch den Lichtwechsel hervorgerufen werden, wieder behoben werden können, wenn sich der Lichtzyklus normalisiert.
Mäuse sind keine Menschen, obwohl ihre Fortpflanzungszyklen den unseren ähneln. Frauen, die in Nachtschichten arbeiten oder aus beruflichen Gründen viel reisen müssen, sollten nicht gleich in Panik verfallen. Wenn sie jedoch versuchen, schwanger zu werden, dann, so lassen diese Forschungen vermuten, können sich die Veränderungen in ihren Licht-Dunkel-Zyklen negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken.