Oft wird eine Eizelle zwar erfolgreich befruchtet, trotzdem erfolgt keine Einnistung in der Gebärmutter. Damit dieser Vorgang klappt, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.
Was passiert bei der Einnistung?
Die Befruchtung selbst findet im Eileiter statt. Danach macht sich die Eizelle auf den Weg zur Gebärmutter, eine Reise, die etwa vier Tage dauert und bei der sie sich alle 12 Stunden immer wieder teilt. Hat sie ihr Ziel erreicht, erfolgt innerhalb der Eihülle eine Zellteilung in zwei Hälften. Aus der äußeren Zellschicht entwickelt sich die Plazenta, aus der inneren entsteht der Embryo. Etwa nach sechs bis neun Tagen kann sich die Eizelle entweder erfolgreich in der Gebärmutter, die im Idealfall eine dicke Schleimhaut gebildet hat, einnisten oder sie stirbt ab und wird mit der nächsten Menstruation ausgeschieden. Welchen Platz sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter sucht, wird u.a. von entsprechenden Locksignalen bestimmt. Hat sich die Eizelle eingenistet, kommt es zur Produktion des Hormons HCG, das eine positive Schwangerschaft anzeigt.
Warum eine Einnistung nicht erfolgreich ist
Nicht immer findet eine Implantation statt. Aus etwa 40 Prozent aller befruchteten Eizellen resultiert keine erfolgreiche Schwangerschaft. Damit sich der Embryo einnisten kann, muss er Kontakt zur Gebärmutterschleimhaut aufnehmen und diese muss sich in einem optimalen Zustand befinden, damit eine Implantation möglich ist. Äußere Einflüsse wie Stress, eine ungünstige Ernährung, körperliche Anstrengungen oder bestimmte Umweltfaktoren können eine Einnistung verhindern. Manchmal kann es auch vorkommen, dass sich die Eizelle nicht am richtigen Ort einnistet, sondern außerhalb der Gebärmutter.
Eileiterschwangerschaft
Eine Eileiterschwangerschaft tritt dann auf, wenn sich der Embryo an der falschen Stelle einnistet, nämlich in der Schleimhaut des Eileiters. Diese Art der Schwangerschaft, die bei etwa ein bis zwei Prozent aller Schwangerschaften vorkommt, kann nie erfolgreich ausgetragen werden. Die Eizelle kann sich in einigen Fällen auch in den Eierstöcken, im Gebärmutterhals oder in der Bauchhöhle einnisten. Die Eileiterschwangerschaft endet oft schon in einem frühen Schwangerschaftsstadium in einer Fehlgeburt, kann jedoch auch weiterwachsen. Zu den Risikofaktoren zählen frühere Eileiterschwangerschaften, Endometriose, Eileiterentzündungen, Operationen an Bauch oder Becken und künstliche Befruchtung. Viele Frauen bemerken eine Eileiterschwangerschaft gar nicht, andere wiederum verspüren erst spät Schmerzen, wenn der Embryo größer wird und starke Blutungen auslöst.
Künstliche Befruchtung und Einnistungsprobleme
Einnistungsprobleme treten vor allem häufig bei der Kinderwunschbehandlung auf, etwa bei Verfahren wie einer künstlichen Befruchtung (z.B. bei einer IVF). Selbst nach mehreren Embryotransfers ist oftmals keine erfolgreiche Implantation möglich. Es gibt viele Gründe, warum die Einnistung nicht klappt. Dazu zählen etwa Fehlbildungen der Gebärmutter, Störungen in der Gefäßversorgung oder immunologische Einnistungsprobleme. Auch chromosomale Fehlverteilungen, ungünstige Laborbedingungen, die falsche Technik beim Embryo-Transfer sowie eine unzureichende Spermienqualiät können Einnistungsfehlschläge begründen.
Immunologische Abstoßung
In einigen Fällen kann es dazu kommen, dass das mütterliche Immunsystem den transferierten Embryo abstößt. Der Fötus weist eine andere Struktur und Proteine auf, die nicht mit dem Gewebe der Mutter übereinstimmen, weswegen er als Fremdkörper gesehen und nicht vom mütterlichen Immunsystem akzeptiert wird. Zum Schutz des Babys im Mutterleib sorgen Antikörper, die bestimmte Immunzellen der Mutter blockieren. Fehlen diese sogenannten Fc-Blockierenden Antikörper, ist das Immunsystem zu schwach, um die Abstoßung des Fötus zu verhindern.
Maßnahmen, um die Einnistung im Rahmen einer IVF zu unterstützen
Assisted Hatching
Der Embryo muss seine Hülle verlassen können, damit es zu einer Schwangerschaft kommt. Oft ist die Hülle des Embryos jedoch verdickt, weswegen eine Befruchtung erschwert wird. Beim Assisted Hatching soll eine Verdünnung der Embryohülle bewirkt werden, indem mit Pipette oder Laser ein kleines Loch gemacht wird. Damit soll der Schlüpfvorgang erleichtert werden.
Die Embryoglue Methode
Wenn der Embryo die Glashaut (Zona pellucida) erfolgreich verlassen hat, muss eine Einnistung im Endometrium erfolgen. Manchmal gelingt jedoch die Anhaftung an der Gebärmutterschleimhaut nicht. Ein spezielles Medium (Embryogule) soll die Wahrscheinlichkeit einer Einnistung erhöhen, indem es wie ein Klebstoff, wirkt, der den wichtigen Stoff Hyaluron enthält. Dadurch soll die Kontaktaufnahme zwischen Embryo und Schleimhaut erleichtert werden.
Fertigrow
Damit sich der Embryo einnisten kann, muss die Gebärmutterschleimhaut optimale Bedingungen aufweisen. US-Studien konnten bereits zeigen, dass „G-CSF“ die Implantation des Embryos unterstützt und dafür sorgt, dass eine Schwangerschaft erfolgreich aufrechterhalten wird. Durch die Spülung kann sich die Gebärmutterschleimhaut besser aufbauen, damit die Einnistungschancen größer sind.
Einnistungsspritze und Scratching
Damit eine erfolgreiche Implantation stattfinden kann, sind bestimmte Hormone wichtig. Sechs Tage nach der Follikelpunktion wird ein Medikament gespritzt, das eine vermehrte Hormonproduktion fördert, damit die Einnistungsfähigkeit der befruchteten Eizellen verbessert wird. Ebenso konnten Studien belegen, dass Scratching der Gebärmutterschleimhaut (eine gewollte, lokale Verletzung des Endometrium) die Chancen auf eine erfolgreiche Implantation erhöhen kann.
Intraplid Infusion
Verschiedene Studien zeigen, dass mit Hilfe dieses Verfahrens die Einnistungsrate sowie die Lebendgeburtenrate erhöht werden kann. Dabei handelt es sich um eine intravenöse, auf Sojabohnenöl basierende pflanzliche Emulsion, die die Aktivität der natürlichen Killerzellen unterdrückt.
ERA-Test
Es existiert lediglich ein bestimmtes Zeitfenster, in dem eine Einnistung des Embryos in die Gebärmutterschleimhaut erfolgen kann. Dieses Implantationsfenster liegt üblicherweise zwischen dem 19. und 21. Zyklustag. Durch den ERA-Test soll die Rezeptivität des Endometriums bestimmt werden, um festzustellen, wann die Gebärmutterschleimhaut den Embryo aufnehmen kann, bzw. an welchem Tag der Embryotransfer am besten stattfinden sollte.
Seminalplasmaspülung
Auch die Samenflüssigkeit trägt dazu bei, dass sich ein Embryo erfolgreich in der Gebärmutterschleimhaut einnisten kann. Dafür sind bestimmte Anteile der Samenflüssigkeit entscheidend, die laut Studien, eine Implantation fördern. Ein Teil der Spermaflüssigkeit wird bei diesem Verfahren von den Zellbestandteilen getrennt. Anschließend wird das Seminalplasma in die Gebärmutterhöhle gespritzt.
ISME-T
Ein weiteres Verfahren zur Optimierung der Aufnahmefähigkeit des Endometriums stellt der Implantation Support Medium Transfer dar.
Mit dem sogenannten ISME-T kann die Aufnahmefähigkeit der Gebärmutterschleimhaut für den Embryo zusätzlich optimiert werden. Der Embryo gibt Botenstoffe ab, wodurch er mit seinem Umfeld kommuniziert, um zu signalisieren, dass er auf dem Weg ist, die Gebärmutter zu erreichen. Beim ISME-T erfolgt eine Aufarbeitung des Kultur-Mediums, in dem die Embryonen heranwachsen. Bestimmte Botenstoffe können konzentriert werden und vor dem Transfer der Embryonen in die Gebärmutterhöhle eingebracht werden. Damit soll eine optimalere Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut gewährleistet werden.
Gesunde Lebensweise
Eine einfache, aber durchaus wirksame Maßnahme, die jeder selbst in der Hand hat, ist die Sicherstellung einer gesunden Lebensweise. So kann eine ausgewogene Ernährung mit den richtigen Vitaminen und Spurenelementen die Einnistungschancen verbessern. Eine Umstellung sollte mindestens vier Monate vor der Bastelzeit erfolgen. Ungünstige Angewohnheiten wie eine fettreiche Kost, Alkohol- und Nikotinkonsum sowie zu wenig Bewegung und Stress können hingegen Einnistungsprobleme verursachen und sollten daher einem positiven Lebensstil weichen. Auch Koffein sollte weitgehend vermieden werden (nicht mehr als eine Tasse pro Tag), da es den Eintritt einer Schwangerschaft verzögern und zu einer Verschlechterung der Eizellen führen kann
Ob sich ein Embryo erfolgreich einnistet, ist von vielen Faktoren abhängig und es gibt eine Reihe von Maßnahmen, um diesen Vorgang zu begünstigen. Letztlich entscheidet immer noch die Natur selbst, ob eine Schwangerschaft entsteht oder nicht.