Eine als vorzeitige (prämature) Ovarialinsuffizienz bekannte Krankheit kann die Fruchtbarkeit der Frau erheblich beeinträchtigen. Daher ist es sinnvoll, sich genauer mit diesem Krankheitsbild auseinanderzusetzen.
Was versteht man unter prämaturer Ovarialinsuffizienz (POI)?
Von prämaturer Ovarialinsuffizienz bzw. vorzeitigem Eierstockversagen (manchmal auch mit POI abgekürzt) spricht man dann, wenn primäres Eierstockversagen und verfrühte Wechseljahre vorliegen und die Ovarien ihre Funktion vor dem 40. Lebensjahr einstellen. Kommt es zu dieser Krankheit, hören die Eierstöcke auf, wichtige Sexual- und Fortpflanzungshormone wie Östrogen und Progesteron herzustellen und auszuschütten. Zudem werden keine Eizellen mehr produziert und freigesetzt, was bei der Zeugung jedoch von entscheidender Bedeutung ist.
Das langsame Nachlassen der Eierstockfunktion ist etwas ganz normales, und erfolgt für gewöhnlich zwischen Ende 40 und Anfang 50, und wird normalerweise als Wechseljahre bezeichnet. Von vorzeitigem Eierstockversagen sind jedoch weniger als 200.000 Frauen betroffen, die anschließend nicht mehr schwanger werden können.
Ursachen
Eine vorzeitige Ovarialinsuffizienz kann mehrere Ursachen haben, u.a.:
- Autoimmunreaktion – In einigen seltenen Fällen können die Eierstöcke von den körpereigenen Immunzellen angegriffen werden. Die Forschung ist sich noch unklar darüber, was eine solche Reaktion auslösen könnte. Allgemein vermutet man jedoch, dass dahinter eine Durchsetzung des Körpers durch Viren oder Mikroorganismen stecken könnte.
- Erbliche Vorbelastung – Bei bestimmten Gendefekten vermutet man, dass sie die Entwicklung von POF auslösen können.
- Umweltgiftbelastung – Mediziner gehen davon aus, dass eine Belastung durch potentiell schädliche Giftstoffe wie u.a. Zigarettenrauch, Reinigungsmitteln und Pestizide möglicherweise negativen Einfluss auf das Eierstockgewebe haben könnte.
- Ungeklärte Ursachen – In manchen Fällen können die genauen Ursachen für ein vorzeitiges Eierstockversagen nicht ermittelt werden.
Risikofaktoren
Die Wissenschaft vermutet, dass das Vorhandensein bestimmter Risikofaktoren die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zu dieser Krankheit kommt, darunter u.a.:
- Erbliche Vorbelastung – Frauen mit Fällen von POF in der näheren Verwandtschaft weisen ein höheres Risiko auf, selbst diese Krankheit zu entwickeln.
- Alter – Die Krankheit betrifft normalerweise Frauen zwischen 35 und 40 Jahren. Auch wenn es sehr selten vorkommt, kann sie auch bei Frauen unter 30 und manchmal sogar bei noch nicht erwachsenen Mädchen auftreten.
- Zurückliegende Eingriffe an den Eierstöcken – Frauen, bei denen an den Eierstöcken chirurgische Eingriffe durchgeführt wurden, weisen ein erhöhtes Risiko auf, diese Krankheit zu entwickeln.
Körperliche Symptome
Die Symptome von vorzeitigem Eierstockversagen ähneln jenen der Wechseljahre und umfassen beispielsweise Schweißausbrüche, Stimmungsschwankungen, kognitive Störungen wie Gedächtnisprobleme oder Konzentrationsschwierigkeiten, Gewichtszunahme, Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, verminderte Libido, Scheidentrockenheit und -beschwerden sowie unregelmäßige Menstruationszyklen.
Mögliche Komplikationen
Ein Nachlassen und letztendlich das Erliegen der körpereigenen Östrogenproduktion und -ausschüttung kann möglicherweise weitere schwere gesundheitliche Probleme nach sich ziehen, wie beispielsweise schwache, poröse bruchanfällige Knochen, ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Probleme wie Angststörungen und Depressionen sowie Unfruchtbarkeit.
Diagnose
Sollte eine Frau unter 40 derartige Symptome zeigen, werden Blutuntersuchungen durchgeführt, um die Eierstockfunktion zu messen und zu überprüfen, ob die Organe die nötigen Sexualhormone wie follikelstimulierendes und luteinisierendes Hormon herstellen. Zu den weiteren Untersuchungen gehört u.a. ein Abtasten durch Ultraschall, wodurch ein genaueres Bild von dem aktuellen Zustand und der Funktion der Eierstöcke möglich ist.
Mögliche Behandlungsmethoden
Es gibt kein spezifisches Heilmittel für vorzeitiges Eierstockversagen. Einige therapeutische Maßnahmen können jedoch angewandt werden. Die genaue Verfahrensweise hängt jedoch stark von den zugrundeliegenden Faktoren ab. Zu den relativ erfolgversprechenden Methoden zählt z.B. eine Östrogenersatztherapie.