Ungeklärte Unfruchtbarkeit, auch idiopathische Unfruchtbarkeit genannt, ist ein Krankheitsbild, bei dem Ärzte und Mediziner keinen akuten Grund für die Infertilität eines Paares finden können. Laut dem Center for Human Reproduction fallen fast 30% aller bekannten Fälle in die Kategorie ,,ungeklärte Unfruchtbarkeit.“
Was bedeutet das nun genau?
Der Ausdruck ,,ungeklärte Unfruchtbarkeit” ist für Paare, die vergeblich versuchen, Nachwuchs zu zeugen, frustrierend, da sie der Meinung sind, dass Ärzte überhaupt keine Ahnung haben, warum keine Schwangerschaft eintritt. Dies ist aber nicht immer der Fall. Untersuchungen zur Diagnosestellung identifizieren nämlich nur die Hauptursachen für Empfängnisprobleme wie z.B. verstopfte Eileiter, niedrige Spermienanzahl und die Zeugungsunfähigkeit einer der Partner. Andere Ursachen für Unfruchtbarkeit, wie z.B. eine schlechte Gesundheit der Eizellen, sind nicht messbar, selbst mit den heutigen fortschrittlichen Untersuchungsinstrumenten und –methoden nicht.
Die Wahrscheinlichkeit, nach der Diagnose der ungeklärten Unfruchtbarkeit, schwanger zu werden
Ein von Kara Nguyen, MD, MPH in Resolve for the Journey and Beyond im Sommer 2014 veröffentlichter Artikel beschreibt, dass die Wahrscheinlichkeit für Paare, bei denen eine unerklärte Unfruchtbarkeit diagnostiziert wurde, nur zwischen 1 und 4 % liegt, in einem beliebigen Monat ohne medizinische Unterstützung schwanger zu werden. Viele dieser Paare probieren deshalb eine In-Vitro-Fertilisation (IVF) aus, die heutzutage weit verbreitet ist. Überraschenderweise berichtet Nguyen, dass gerade während der Vorbereitung und der Durchführung des IVF-Verfahrens die Ursachen für die bislang ungeklärte Unfruchtbarkeit aufgeklärt werden können.
Drei mögliche Diagnosen, die durch eine IVF getroffen werden können
Mediziner finden während einer IVF möglicherweise eine der drei folgenden Ursachen, die hinter einer ungewollten Kinderlosigkeit stecken und für die es keine anderweitigen Testverfahren gibt:
Unzureichende Eizellenqualität
Selbst wenn Frauen unzählig viele Eizellen in ihren Eierstöcken haben, weisen diese vielleicht eine schlechte Eizellenqualität auf. Es ist aber erst möglich die Gesundheit der Eizellen zu bestimmen, wenn diese im Eireifungsprozess im Rahmen einer IVF behandelt werden.
Einnistungsprobleme
Nach der IVF, wenn der Arzt die Eizellen in die Gebärmutterschleimhaut einsetzt, können Einnistungsprobleme wahrgenommen werden, die zu den ungeklärten Ursachen für Empfängnisprobleme gehören. Wenn sich beispielsweise keiner der fünf Embryonen einnisten kann, ist dies ein klares Zeichen dafür, dass ein Problem vorliegt.
Schwache Embryonalentwicklung
Manchmal kommt es trotz gesunder Eizellen der Mutter und gesundem Sperma des Vaters zu einem Problem in der Kombination beider Bestandteile, die zu einer schwachen Entwicklung des Embryos führen, noch bevor sich der Embryo in den Uterus einnisten konnte.
Ungeklärte Unfruchtbarkeit und das Alter der Frau
Weltweit gesammelte Daten zeigen, dass die Diagnose „ungeklärte Unfruchtbarkeit“ eher Frauen betrifft, die 35 Jahre oder älter sind und bei Frauen ab 38 Jahren noch einmal stark ansteigt. In diesem Alter treten bei Frauen häufiger Probleme der Eizellenqualität und –anzahl auf. Oft macht der Anteil der Frauen dieser Altersgruppe etwa 30% der Fälle aus, die in die Kategorie der „ungeklärten“ Ursachen fallen. Die Mehrheit der Frauen über 40 haben Probleme schwanger zu werden und eine Frau, die mit 44 Jahren noch gebärfähig ist, stellt schon eine Seltenheit dar. Das führt Wissenschaftler und Ärzte zu der Schlussfolgerung, dass das Alter einer Frau sehr viel mit der Fruchtbarkeitsrate zu tun hat, da diese in Verbindung mit der Eizellengesundheit und –anzahl steht.
Langfristige Aussichten auf eine Schwangerschaft ohne medizinische Unterstützung
Etwas, das die Unfruchtbarkeit von Paaren beeinflusst, ist die Dauer der Infertilität selbst. Bei einem Paar, das die Diagnose „ungeklärte Unfruchtbarkeit“ erhalten hat, liegt die Erfolgsaussicht auf eine Schwangerschaft bei etwa 20% innerhalb der nächsten fünf Jahre. Nach fünf Jahren fallen die Erfolgsaussichten auf 10%. Die 1989 durchgeführte Studie Fertility and Sterility stellte fest, dass die kumulierten Schwangerschaftsraten bei Paaren mit ungeklärter Unfruchtbarkeit nach 24 aufeinanderfolgenden Monaten, in denen Empfängnisversuche ohne medizinische Unterstützung stattfanden, bei 28% liegen. Diese Zahl fällt um 10% mit jedem Jahr, wenn die Frau das 31. Lebensjahr überschreitet. Die Studie folgert, dass die Aussichten für Frauen, die 35 Jahre alt sind und nach zwei „Basteljahren“ immer noch nicht schwanger sind, praktisch bei null liegen, wenn keine medizinische Hilfe herangezogen wird.
Es ist aber nicht alles verloren – Therapie bei ungeklärter Unfruchtbarkeit
Vergessen Sie nicht, dass sich die oben angeführten Statistiken auf Paare beziehen, die keinerlei medizinische Unterstützung in Anspruch genommen haben. Es gibt aber zum Glück einige Optionen, mithilfe derer eine Schwangerschaft dennoch erreicht werden kann. Diese beinhalten:
- Clomid und programmierter Geschlechtsverkehr – Studien legen nahe, dass Clomid die Fertilitätsraten nahezu verdoppelt, aber Clomid allein ist nicht die Antwort für Frauen, die einen regelmäßigen Zyklus haben und monatlich eine Eizelle freisetzen.
- Clomid, Insemination und IUI – die monatlichen Erfolgsquoten für Frauen, die Clomid nehmen und eine Insemination oder IUI haben, liegen bei 10% pro Zyklus, aber nach drei Zyklen sinken die Erfolgsaussichten.
- IVF – In-Vitro-Fertilisation verspricht die besten Erfolgsaussichten für Paare, die mit ungeklärter Unfruchtbarkeit diagnostiziert wurden. Selbst wenn keine Empfängnis bei den ersten Versuchen eintritt, können Ärzte auf diese Weise oft die Ursachen der Infertilität klären und andere Maßnahmen vorschlagen.
Viele Paare sind am Boden zerstört, wenn sie die Diagnose ,,ungeklärte Infertilität“ erhalten und fürchten, dass sie sich vielleicht nie ihren Traum erfüllen können, ein eigenes Baby in den Armen zu halten. Dies muss aber nicht unbedingt der Fall sein. Manchmal lassen sich auch nach dieser niederschmetternden Diagnose mögliche Ursachen finden und es stehen Behandlungsoptionen zur Verfügung, die doch noch zum Ziel führen.