Es ist keine neue Erkenntnis, dass die biologische Uhr einer Frau tickt. Darunter versteht man üblicherweise all jene Jahre, in denen sie gebärfähig ist. Das Alter sowie die Qualität und Quantität der Eizellen bestimmen die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis. Die Untersuchung der ovariellen Reserve ist eine jener Verfahren, die durchgeführt werden, um die Fruchtbarkeit einer Frau zu bestimmen, die akutell oder in später Zukunft Nachwuchs plant.
Eine Analyse der Eizellengesundheit
Mit dieser Untersuchung lässt sich feststellen, ob die Eizellenqualität- und quantität einer Frau dem Durchschnitt ihrer Altersklasse entspricht oder ob es um ihre Ovarien sogar besser oder schlechter bestellt ist im Vergleich zum Durchschnitt. Qualität und Quantität der Eizellen in Relation zum Alter kann anhand der folgenden Beispiele erklärt werden: Eine 25-jährige Frau kann zwar viele Eizellen haben, wenn diese jedoch von geringer Qualität sind, tritt keine Schwangerschaft ein. Gleichzeitig kann eine 45 Jahre alte Frau weniger, aber dafür hochwertigere Eizellen besitzen und schwanger werden. Trotzdem lässt sich sagen, dass die Chancen für eine Empfängnis generell besser stehen, wenn die Frau noch jung ist.
Aber auch wenn es für junge Frauen leichter ist, kann die Eizellenqualität in allen Altersklassen ein Problem darstellen. Daher ist es für Frauen im gebärfähigen Alter oder für jene, die schwanger werden möchten, ratsam, eine Untersuchung ihrer ovariellen Reserve durchführen zu lassen.
Wann die Untersuchung veranlasst werden sollte
- Wenn nach sechs Monaten vergeblicher Versuche mit normalen Methoden keine Empfängnis stattfindet.
- Wenn eine Fertilitätsbehandlung oder eine IVF in Betracht gezogen wird, ist es sicherer, vorher den Test zu machen.
- Wenn Sie sich einer Chemotherapie oder ähnlichen Therpapien unterzogen haben, die Ihre Eierstöcke beeinträchtigt haben könnten.
- Wenn Sie einen Eierstocktumor hatten.
- Wenn Sie wissen möchten, wie viel Zeit Ihnen noch bleibt, bevor sich Ihr Fruchtbarkeitsfenster schließt.
Bei der Untersuchung stützt sich der Arzt auf die Anzahl gesunder Follikel, um das reproduktive Potential einzuschätzen. Die ovarielle Reserve wird mithilfe verschiedener Untersuchungen bestimmt:
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Antralfollikelzählung
Mit mit transvaginalen Ultraschalls kann die Zahl der Eizellen in den Eierstöcken eruiert werden, die zwischen 2 und 9 mm Durchmesser haben. Dies ist die Standardmessung von Eizellen, die gesund genug sind, um befruchtet werden zu können. Wenn der Ultraschall nur sehr wenige Antralfollikel zeigt, ist dies ein Indikator dafür, dass weniger Eizellen übrigbleiben. Die Anzahl der Antralfollikel sinkt mit zunehmendem Alter der Frau. Der Test bestimmt die Anzahl der reifen, gesunden Eizellen, die bei einer In-Vitro-Fertilisation stimuliert werden können.
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Untersuchung des follikelstimulierenden Hormons an Tag 3
Dieser Test misst den Spiegel des follikelstimulierenden Hormons einer Frau. Das Hormon wird von der Hirnanhangsdrüse produziert und erhält den natürlichen Menstruationszyklus aufrecht. Es ist außerdem für die Produktion reifer Eizellen verantwortlich. Der Test wird am dritten Zyklustag durchgeführt, um zu bestimmen, wie weit die Frau von der Menopause entfernt ist. Je weniger fruchtbar sie ist, desto mehr FSH wird produziert, um dies zu kompensieren.
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Östradiol-Test
Dieser Test ist Teil der FSH-Untersuchung und bestimmt, ob eine Frau trotz eines nomalen FSH-Spiegels eine verringerte Eizellenqualität oder –quantität aufweist. Ein hoher Östradiolspiegel unterdrückt FSH. Bei einem niedrigen Hormonspiegel ist es möglich, dass das Ergebnis keine aussagekräftige Beurteilung der ovariellen Reserve zulässt.
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Clomifen-Test
Diese Untersuchung zeigt mögliche andere Probleme der ovariellen Reserve auf, die trotz eines normalen FSH-Spiegels auftreten können. Hierbei nimmt die Frau am 9. Zyklustag 100 mg Clomifen ein. Wenn die Ergebnisse für Clomifen, Östradiol und FSH am 10. Tag normal sind, ist die ovarielle Reserve gesund.
Anti-Müller-Hormon (AMH)
AMH wird in den Follikeln produziert, um deren Heranreifung zu fördern. Der Spiegel dieses Hormons ist ein Indikator für die Gesundheit der ovariellen Reserve einer Frau. Er bleibt den ganzen Zyklus hindurch konstant. Daher kann der Test jederzeit durchgeführt werden. Der Hormonspiegel gewährt Einblick in die Anzahl der fruchtbaren Eizellen einer Frau und ermöglicht zudem eine Schätzung der verbleibenden fortpflanzungsfähigen Jahre, indem der AMH-Spiegel mit dem anderer Frauen im gleichen Alter verglichen wird.
Die Untersuchung der ovariellen Reserve gibt Frauen die Möglichkeit, die Kinderplanung mit anderen Lebensaufgaben in Einklang zu bringen. Indem die noch verbleibende fruchtbare Zeit abgeschätzt wird, können sie sich rechtzeitig auf eine Empfängnis konzentrieren. Der Test zeigt auch, welche Patientinnen für eine IVF infrage kommen, um derartige Verfahren von Vornherein ausschließen zu können, wenn sie keinen Erfolg versprechen. Üblicherweise wird die Untersuchung bei Frauen durchgeführt, ehe sie eine Fruchtbarkeitsbehandlung beginnen.