Während man nicht selten von den emotionalen Folgen hört, die Unfruchtbarkeit auf Frauen haben kann, wird selten über den männlichen Part gesprochen. Das sollte aber nicht so sein. Schließlich kann die Unfähigkeit, Vater zu werden, dem männlichen Ego einen nicht unerheblichen Schaden zufügen. In diesem Zusammenhang braucht man sich nur eine Studie anzusehen, die von den National Institutes of Health veröffentlicht wurde, eine Organisation, die Teil des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums ist, und gleichzeitig die weltweit größte biomedizinische Forschungseinrichtung.
Die Studie zeigt, dass Männer, die sich Fruchtbarkeitsbehandlungen unterzogen, aber immer noch nicht in der Lage waren, ihre Partnerin zu schwängern, zugaben, sich weniger männlich zu fühlen. Viele von ihnen erklärten auch, dass sie den Eindruck hatten, als wären ihre Probleme von den Ärzten, an die sie sich wandten, nicht ernstgenommen worden.
Warum Männer weniger häufig über Fruchtbarkeitsprobleme sprechen
Es überrascht kaum, dass Männer dazu erzogen werden, ihre Gefühle zu unterdrücken, um nicht als schwach wahrgenommen zu werden. Das gilt insbesondere, wenn es um Fruchtbarkeitsprobleme geht. Aus diesem Grund teilen sie Freunden und Familie weniger häufig als Frauen mit, wie sehr sie ihre Zeugungsunfähigkeit belastet. Zudem geben die meisten Männer Infos zu ihrer Gesundheit eher ungern preis, es sei denn, es ist absolut notwendig. Einige der häufigsten Krankheiten, die zu männlicher Unfruchtbarkeit beitragen, umfassen u.a. folgende:
- Schlechte Spermienproduktion
- Diabetes
- Hodenhochstand
- Geschlechtskrankheiten
- Abnormal große Hodenvenen
Trotz regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr haben Männer mit diesen gesundheitlichen Problemen oft Fortpflanzungsschwierigkeiten. Ein unerfüllter Kinderwunsch ist bis zu einem Drittel aller Fälle auf den männlichen Part zurückzuführen. Auch wenn das Hauptaugenmerk auf der Frau liegt, ist es für die meisten Männer ebenso belastend und frustrierend, wenn sie nicht in der Lage sind, ihre Partner zu schwängern.
Mentale Gesundheit und Unfruchtbarkeit bei Männern
Neben Frust, Stress und Scham entstehen bei vielen unfruchtbaren Männern auch Depressionen, die zu einem abnehmenden sexuellen Verlangen führen können. Es liegt nahe, dass ohne Sex keine Zeugung erfolgen kann. In solchen Fällen lohnt es sich oft, psychologische Hilfe zu suchen.
Auch wenn die meisten Männer von dem Gedanken, ihre innersten Gefühle einem Fremden anzuvertrauen, wenig begeistert sind, kann eine Therapie sinnvoll sein, um Depressionen und andere psychische Barrieren zu behandeln, die der Verwirklichung des Kinderwunsches im Wege stehen. Außerdem können diese Therapiesitzungen dazu motivieren, einen Arzt aufzusuchen, um mögliche körperliche Probleme zu beheben, die zur Unfruchtbarkeit beitragen.
Wie kann eine Therapie helfen, Depressionen zu überwinden?
Eine Therapie zur Behandlung von Depressionen, die auf Fruchtbarkeitsprobleme zurückzuführen sind, kann unterschiedlich erfolgen. So stehen etwa Methoden wie kognitive Verhaltenstherapie, dialektische Verhaltenstherapie oder mentalisierungsbasierte Therapien zur Verfügung. Jene Herangehensweise, die der Therapeut wählt, um Männern bei der Überwindung von Depressionen zu helfen, hängt von der Schwere der Störung ab. Unabhängig von der jeweiligen Methode, kann eine Therapie Männern folgende Vorteile bieten:
- Eine Gelegenheit, offen darüber zu sprechen, was Unfruchtbarkeit mit ihnen macht
- Lernen, die eigene Beziehung zu verbessern
- Weitere, tiefer liegende Probleme ausmachen, die zu Depressionen führen könnten
- Lernen, Gefühle der Selbstverachtung zu überwinden
Fazit
Fruchtbarkeitsprobleme können für Männer ebenso emotional belastend sein, wie für Frauen. Der größte Unterschied ist aber der, dass die meisten Frauen nicht zu stolz sind, um Hilfe anzunehmen. Betroffene Männer sollten sich jedoch klar machen, dass es genügend Experten gibt, die ihnen helfen können, und dass sie keine Scham davor haben sollten, um Unterstützung zu bitten.