Nach vielen gescheiterten Versuchen, auf natürliche Weise schwanger zu werden, und mehreren gescheiterten Zyklen der In-vitro-Fertilisation (IVF) stehen Paaren eine Reihe von Optionen zur Verfügung, um ihre Familie zu vergrößern: dazu zählen z.B. die Embryonenadoption sowie die klassische Adoption.
Embryoadoption
Immer mehr Paare entscheiden sich für eine In-Vitro-Befruchtung, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Wenn bei der Behandlung zu viele Eizellen befruchtet wurden, ergibt sich häufig die Frage, was mit den restlichen Embryonen geschehen soll. Da die meisten Paare diese nicht vernichten oder nicht ewig für die Aufbewahrung zahlen möchten, besteht die Möglichkeit, diese anderen kinderlosen Paaren zu spenden. Studien zeigen, dass es derzeit über 600.000 Embryonen in den Kühlkammern diverser Kliniken gibt, und diese Zahl immer weiter zunimmt.
Rechtliche Lage
In Österreich ist die so genannte Embryonenspende bislang verboten, in Deutschland befindet sich die Gesetzeslage in einer Grauzone, auch wenn hierzulande die Diskussion darüber stärker vorangeht, und es mit dem Netzwerk Embryonenspende einen Verein gibt, der sich für die Legalisierung einsetzt und Embryonenspenden vermittelt. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, ist es jedoch empfehlenswert, in ein Land auszuweichen, in denen eine Embryonenadoption legal ist. Neben den USA, ist diese u.a. in Tschechien, Spanien, sowie vielen anderen europäischen Ländern möglich.
Vorteile
Einen gefrorenen Embryo zu adoptieren, ist oftmals die erschwinglichste Möglichkeit für ein kinderloses Paar. Sie ist normalerweise weitaus günstiger als eine richtige Adoption, und meist preiswerter als eine In-Vitro-Befruchtung, die in Deutschland zwischen 3000 bis 4000 € kostet. Die Beschaffung von Eizellen, der teuerste Teil des Vorgangs, fällt hier aus, wobei stattdessen der gefrorene Embryo eingepflanzt wird. Eine Embryonenadoption kostet zwischen 1500 bis 5000 €, je nachdem, welche Art von Embryospende gewählt wird.
Die Methode, eingefrorene Embryonen zu implantieren, wird immer erfolgreicher. Paaren, die mit Unfruchtbarkeit kämpfen, gibt dies neue Hoffnung auf eine eigene Familie.
Nach Angaben des Zentrums für Genetik und Gesellschaft wurden seit August 1991 mehr als 3,5 Millionen Embryonen erzeugt. Davon wurden fast 840.000 für die zukünftige Verwendung eingelagert, mehr als 2.000 als Spende bestimmt und fast 5.900 für die wissenschaftliche Forschung reserviert. Darüber hinaus wurden fast 1,4 Millionen dieser erzeugten Embryonen in der Hoffnung auf eine erfolgreiche Schwangerschaft implantiert.
Wenn es um die Erfolgsraten einer gesunden Schwangerschaft mit dieser Form der assistierten Reproduktionstechnologie geht, liegt die durchschnittliche Schwangerschaftserfolgsrate bei der Embryonenspende bei etwa 35 bis 40 Prozent. Ein Vorteil der Embryonenspende für die eine IVF besteht darin, dass die Erfolgsrate etwas höher ist als die Erfolgsrate der Standard-IVF-Implantation. Der Grund für diese Steigerung der Erfolgsquoten liegt vor allem darin, dass die adoptierten Embryonen einer genetischen Präimplantationsuntersuchung unterzogen wurden.
Anonymität
Im Gegensatz zu anderen Ländern wie den USA, wo Spender und Empfänger einander kennen, erfolgt die Spende in Deutschland zunächst anonym. Somit kann auch nicht sichergestellt werden, ob das Empfängerpaar ein gesundes Baby bekommt, allerdings hat es das Recht, darüber informiert zu werden, ob in der Spenderfamilie Behinderungen über mehrere Generationen hinweg gab. Das Empfängerpaar kann daraufhin selbst entscheiden, ob es den Embryo haben möchte. Die Daten des genetischen Vaters sowie jener der leiblichen Mutter werden sicherheitshalber aufbewahrt, damit der Nachwuchs des Spenderpaars mit Volljährigkeit Einsicht nehmen kann.
Traditionelle Adoption
Diese machen fast die Hälfte aller Adoptionen weltweit aus. In neues Mitglied in eine bestehende Familie zu integrieren, kann eine Herausforderung sein. Aus rechtlicher Sicht geht es um Praktikabilität; auf familiärer Ebene geht es um Akzeptanz, Liebe und die richtige Herangehensweise.
Offene vs. geschlossene Adoptionen
Bei einer offenen Adoption kommunizieren die leiblichen Eltern und die Adoptiveltern und oft auch andere Verwandte. Das Kind hat auf diese Weise die Möglichkeit, auch seine Herkunftsfamilie kennenzulernen. Diese Form der Adoption ist jedoch eher unüblich. Eine gängigere Form ist die halboffene Adoption, bei der mit der Adoptionsvermittlung Kontakt augenommen werden kann, um Briefe und Bilder auszutauschen.
Bei geschlossenen Adoptionen besteht weder Kontakt zwischen leiblichen und Adoptiveltern, auch das Kind wird mit seinen biologischen Eltern nicht konfrontiert. Andere Formen der Adoption umfassen Verwandten- oder Stiefkinadoption und Adoptionen im Erwachsenalter.
Voraussetzungen für eine Adoption in Deutschland
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, eine Inlands-oder Auslandsadoption durchzuführen. Paare müssen in der Regel verheiratet sein und mindestens 21 Jahre alt sein. Eine Altershöchstgrenze gibt es nicht. Jedoch werden die Bewerber von den Adoptionsvermittlungsstellen genauestens überprüft, um ihre Eignung als Eltern festzustellen. Dabei wird nicht nur die Persönlichkeit und die Stabilität der Partnerschaft der Adoptiveltern unter die Lupe genommen, auch die Gesundheit beider Partner, die berufliche- Wohnsituation und wirtschaftliche Verhältnisse werden überprüft. Zudem ist ein einwandfreies Führungszeugnis nötig.
Wie läuft eine Adoption ab?
Zuerst gilt es, die passende Adoptionsvermittlung zu finden. Mögliche Anlaufstellen sind:
- Adoptionsvermittlungsstellen Ihres Jugendamts
- Adoptionsdienste in katholischer Trägerschaft
- Adoptionsdienst in evangelischer Trägerschaft oder
- die Adoptionsvermittlungsstelle in nichtkonfessioneller Trägerschaft.
Dort werden die nötigen Informationsgespräche geführt. Adoptionswillige müssen alle erforderlichen Unterlagen wie Geburtsurkunde, Gesundheitszertifikate, Heiratsurkunde sowie Führungszeugnisse vorlegen. Anschließend werden die nötigen Gespräche geführt, um die Eigung der Bewerber zu testen. Sind diese erfolgreich, ist eine Adoption möglich. Schließlich werden passende Kinder und Adoptiveltern zusammengeführt. In der Phase der Adoptionspflege lebt das Kind zwar bei den Adoptiveltern, diese haben jedoch die elterliche Sorge noch nicht inne. Es gilt eine Probezeit. Erst danach kann ein Antrag auf Aufnahme des Kindes beim Notar gestellt werden. Zuguterletzt entscheidet das Familiengericht nach abschließendem Gutachten des Jugendamtes über die Adoption.
Welche Kosten gibt es?
Inlandsadoptionen bringen für gewöhnlich keine Kosten mit sich, allerdings sind Ausgaben für Notar, Einwillungserklärungen etc notwendig.
Zeitrahmen
Unabhängig von der Art der Adoption, handelt es sich hierbei in der Regel meist um einen langwierigen Prozess. Das Eignungsverfahren dauert etwa 4 bis 9 Monate. Wurde die Eignung der potenziellen Adoptiveltern festgestellt, besteht sie für zwei Jahre.
Auslandsadoption
Wie der Name schon sagt, wird hier ein Kind aus einem anderen Land adoptiert. Als mögliche Vermittlungsstellen gelten die zentrale Adoptionsstelle des Landesjugendamtes oder eine nichtstaatliche Vermittlungsstelle, die für Auslands-Adoptionen zuständig ist. Hier kommt zusätzlich zur normalen Eignungsprüfung noch eine länderspezifische Eignungsprüfung zum Tragen, sprich, ob die Eignung für ein Kind aus dem Ausland gegeben ist. Die Unterlagen werden an die zuständigen Behörden im jeweiligen Land übermittelt. Wenn ein passendes Kind gefunden wurde, reisen die Adoptiveltern in das jeweilige Land, um es kennenzulernen. Das Adoptionsverfahren wird in der Regel im Herkunftsland des Kindes durchgeführt. Im Anschluss muss die Adoption in Deutschland anerkannt werden, damit sie als rechtswirksam gilt. Im Gegensatz zu Inlandsadoptionen fallen im Rahmen einer Auslandsadoption in der Regel höhere Kosten an.
Schlussbetrachtungen
Der größte Unterschied zwischen der Adoption eines Embryos und der Adoption eines Säuglings ist die Schwangerschaftserfahrung. Für Eltern, die sich für die Embryonenadoption entscheiden, kann die Tatsache, dass das Kind im Bauch der Mutter heranwächst, und sie es auch zur Welt bringt, von Beginn an die Bindung stärken. Obwohl die Embryonenadoption einige eindeutige Vorteile hat, ist es wichtig, die mit dem Prozess verbundenen Herausforderungen zu verstehen.
Wie bei allen IVF-Zyklen besteht die größte Herausforderung darin, dass es keine Garantie dafür gibt, dass die Adoption von eingefrorenen Embryonen zu einer Lebendgeburt führt. Tatsächlich liegen die Erfolgsraten einer Adoption von eingefrorenen Embryonen bei etwa 35 bis 40 Prozent. Dies könnte bedeuten, dass Adoptiveltern möglicherweise diesen Prozess mehrmals über sich ergehen lassen müssen, was bei einer klassischen Adoption nicht der Fall ist. Wichtig ist, dass sich Familien die Vor- und Nachteile bewusst machen, bevor sie eine Entscheidung treffen.