In den letzten Jahren sind Fruchtbarkeits-Apps bei Frauen immer beliebter geworden. Möglicherweise speichern und teilen sie aber zu viele Daten. Diese Apps können Frauen helfen, die einen Kinderwunsch hegen, mehr über ihre Fruchtbarkeit und Ihren Körper herauszufinden. Leider sammeln und teilen sie häufig auch sensible persönliche Informationen ohne Wissen und Zustimmung der Userinnen. Vertrauliche Daten werden so öffentlich gemacht, was Grund zur Besorgnis sein kann.
Was ist so heikel an Fruchtbarkeitsdaten?
In aller Welt verwenden Millionen von Frauen Fruchtbarkeits-Apps als praktisches, einfaches Mittel, um sich einen Überblick über ihre Fruchtbarkeit zu verschaffen. Wenn Sie eine solche App verwenden, geben Sie dieser Ihre intimsten Daten preis. Dazu gehören beispielsweise Ihre Körpergrundtemperatur, die Beschaffenheit des Zervixschleims, Geschlechtsverkehr-Häufigkeit und manchmal auch Orgasmen. Selbst ärztliche Daten können ohne Wissen und Einverständnis der Userinnen geteilt werden.
Laut einer Studie entstehen diese Apps unter wenig bis keinerlei Mitwirkung von Fruchtbarkeitsmedizinern. Zudem können trotz der großen Beliebtheit von Fruchtbarkeits-Apps intime persönliche Daten in fremde Hände geraten. Das stellt einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre dar.
Fruchtbarkeits-Apps und Gesetzeslücken
Jüngst wurde eine Studie durchgeführt, um die Funktionsweise von 30 kostenlos verfügbaren Fruchtbarkeits-Apps zu untersuchen, die im Google Play Store erhältlich sind. Forschende der Universität Newcastle, Großbritannien und der Universität Umea in Schweden nahmen die von den Apps gesammelten Daten genauer unter die Lupe und fanden dabei heraus, dass Daten wie Basaltemperatur, Stimmung, Geschlechtsverkehr, Orgasmen, ärztliche Daten, Schwangerschaften, und Abtreibungen allesamt aufgezeichnet wurden.
Es stellte sich dabei heraus, dass die Aufzeichnung all dieser Daten mit geltendem EU-Datenschutzrecht nicht vereinbar ist. Gesundheitsdaten zählen laut Datenschutzgesetz zu den besonderen Arten personenbezogener Daten und genießen erhöhten Schutz; sie dürfen nur unter strengen Auflagen verarbeitet werden. In vielen Ländern unterliegen diese Apps aber keinen gesetzlichen Bestimmungen. Da sie keine gesundheitlichen Vorteile versprechen, brauchen sie vom Gesetzgeber nicht näher untersucht werden.
Üblicherweise von Fruchtbarkeits-Apps aufgezeichnete Daten
Die Verwendung von Fruchtbarkeits-Apps ist ziemlich selbsterklärend. Wenn Sie schwanger werden wollen, lohnt es sich immer, eine solche App herunterzuladen. Es gibt bestimmte Daten, die normalerweise von diesen Apps aufgezeichnet werden. Dazu gehören:
Ihre Körpergrundtemperatur unterscheidet sich von Ihrer normalen Körpertemperatur, da sie Ihren Fruchtbarkeitsgrad im Verlauf des Monats widerspiegelt und so zeigen kann, wann bei Ihnen der Eisprung eingetreten ist. Sie verwenden dazu spezielle Thermometer, wobei die Temperatur im Mund oder der Scheide gemessen wird.
Ihr Menstruationszyklus wird jeden Monat aufgezeichnet, fängt mit dem ersten Tag Ihrer Periode an und endet mit dem letzten Tag vor Ihrer nächsten Periode. Die Verlaufsdaten der Fruchtbarkeits-App zeigen Ihnen an, wann Sie am fruchtbarsten sind, wann bei Ihnen der Eisprung eingetreten ist und wann Sie mit Ihrer nächsten Periode rechnen können. Sie können auch über Ihre Schwangerschaft Buch führen.
Auch die Untersuchung Ihres Zervixschleims ist hilfreich, um festzustellen, ob Sie fruchtbar sind oder der Eisprung erfolgt ist. Dies können Sie auf der Toilette mit Ihren Fingern überprüfen. In der App können Sie dann über die Beschaffenheit des Zervixschleims Aufzeichnungen führen.
Vor- und Nachteile dieser Apps
Fruchtbarkeits-Apps haben sowohl Vor- als auch Nachteile, auch für Sie als Userin. Zu den Vorteilen gehören u.a.:
- Organisationshilfe: Fruchtbarkeits-Apps ermöglichen Ihnen, über jedes Detail Ihres Menstruationszyklus Aufzeichnungne zu machen, sodass Sie wissen, was Sie zu erwarten haben und vor allem wann. Das ist oft wesentlich einfacher als mit Stift und Papier.
- Wichtige Daten in Echtzeit: Sie haben Ihr Smartphone immer dabei und damit auch Zugang zu all Ihren Fruchtbarkeitsdaten. Das macht die Sache wesentlich praktischer.
- Nützliche Zusammenfassungen: Fruchtbarkeits-Apps bieten nützliche Zusammenfassungen, die Sie Ihrem Arzt mitteilen können.
Die Nachteile lauten u.a.:
- Potenziell geringe Genauigkeit: Die Genauigkeit von Fruchtbarkeits-Apps ist oft fragwürdig. Die Apps verfügen zwar alle über eigene Algorithmen, die aber nicht zwangsläufig genau sein müssen.
- Keine Antwort auf Probleme: Ob Sie nun eine solche App verwenden, um schwanger zu werden oder um herauszufinden, ob Sie unfruchtbar sind: in der Regel reicht eine App nicht aus. Fruchtbarkeits-Apps können keine ärztliche Untersuchung ersetzen.
Kostenlose Fruchtbarkeits-Apps
Wenn für Sie die Vorteile von Fruchtbarkeits-Apps die Nachteile überwiegen, können Sie eine Reihe von Apps herunterladen. Die folgenden kostenlosen Fruchtbarkeits-Apps gelten als empfehlenswert:
Diese App ist in einer kostenlosen Version erhältlich oder mit einem kostengünstigen Jahres-Abo. Sie ermöglicht es, die Symptome des Eisprungs aufzuzeichnen und zu erkennen, wann Sie Ihre fruchtbarsten Tage haben.
Diese App hilft Ihnen, Ihre Menstruations- oder Verhütungszyklen aufzuzeichnen, wobei auch die fruchtbaren Tage, der Eisprung, und die Körpertemperatur überwacht werden. Zudem kann die App Sie daran erinnern, Ihre Pille einzunehmen, sodass Sie diese nicht mehr vergessen.
Diese App zeichnet Ihre Körpergrundtemperatur und Ihre Zervikalschleimbeschaffenheit auf, sodass Sie wissen, wann Sie am fruchtbarsten sind.
Über diese App lassen sich Diagramme erstellen, umso besser die Länge des Zyklus zu berechnen, und den Eisprung prognostizieren zu können.
Es ist eine persönliche Entscheidung, ob Sie Fruchtbarkeits-Apps verwenden oder nicht. Solange Sie sich im Klaren darüber sind, was Sie erwartet und dass Ihre Daten unter Umständen geteilt werden, können sie Ihnen wichtigen Aufschluss über Ihre Fruchtbarkeit geben. Hier finden Sie zudem einen großen Ratgeber zum Thema Fruchtbarkeits-Apps.