Für Frauen, die bereits eine Fehlgeburt hatten, könnte die Uhrzeitumstellung auf die Sommerzeit das Risiko für einen Abort nach einer In-vitro-Fertilisation erhöhen.
Fehlgeburt und Sommerzeit
Eine kürzlich veröffentlichte Studie, durchgeführt von Forschen des Boston Medical Centers und des IVF New Englands, beleuchteten die Aufzeichnungen einer Stichprobe von Frauen, die sich einer IVF unterzogen hatten. Die Frauen wurden in drei Gruppen unterteilt: abhängig davon, ob das Verfahren bereits vorher stattgefunden hatte, innerhalb von 21 Tagen oder mehr als 21 Tagen nach der Zeitumstellung. Die Wissenschaftler hielten auch fest, ob die Frauen schon früher eine Fehlgeburt erlitten hatten.
Die Forscher fanden heraus, dass bei Frauen, bei denen bereits frühere Schwangerschaften in einer Fehlgeburt geendet hatten, eine signifikant höhere Chance bestand, einen Abort zu erleiden, wenn die Implantation eines Embryos innerhalb von 21 Tagen nach dem Beginn der Sommerzeit im März durchgeführt wurde. Es zeigte sich jedoch keine ähnliche Wirkung nach der Rückkehr zur Standard-Zeit im November. Zudem beobachteten die Wissenschaftler keine anderen saisonalen Unterschiede.
Diese Studie ist die erste, die den Einfluss der halbjährlichen Zeitveränderungen auf den Erfolg einer Schwangerschaft untersuchte, unabhängig davon, ob sich die Frauen einer In-vitro-Fertilisation unterzogen hatten oder nicht. Laut den Forschern müsse diese Studie durch ähnliche Studien mit größeren Frauengruppen und in anderen Teilen der Welt, in denen ein Wechsel auf die Sommerzeit stattfindet, bestätigt werden.
Zeitumstellung und Gesundheit
Der Körper bemerkt den Beginn und das Ende des Tageslichts und – in einem Prozess, der auch circadianer Rhythmus genannt wird – verwendet er diese Hinweise, um Hormone freizusetzen, die Hunger, Wachsamkeit, Schläfrigkeit, Stimmung, Sexualtrieb und Fruchtbarkeit regeln. Für die meisten Menschen in Regionen, in denen Sommerzeit herrscht, beschränken sich die Auswirkungen der Zeitveränderungen im Frühjahr und Herbst auf ein Gefühl der Desorientierung, das sich innerhalb einer Woche oder in noch kürzerer Zeit wieder legt. Studien zeigten jedoch, dass diese Veränderungen zwar einen kleinen, aber dafür signifikanten Einfluss auf die Gesundheit haben.
Forschungen aus Schweden, die 2008 im New England Journal of Medicine publiziert wurden, stellten fest, dass die Rate der Herzinfarkte in den ersten drei Wochen nach der Zeitumstellung im Frühjahr um 5 Prozent höher war als die Durchschnittsrate an anderen Tagen des Jahres. Eine andere Studie, die 2014 in der Zeitschrift Open Heart veröffentlicht wurde, fand einen Sprung von 24 Prozent am Montag nach der Zeitumstellung im Frühling. Keine Studie konnte jedoch eine ähnliche Spitze im Herbst identifizieren.
Gemäß einer Studie des U.S. National Institute for Occupational Safety and Health (US-Institut für Arbeitssicherheit und Gesundheit) im Jahr 2009, hatten Bergleute ein 5,7 Prozent höheres Risiko, eine Verletzung am Arbeitsplatz nach der Umstellung auf die Sommerzeit zu erleiden, als an anderen Tagen. Alle drei Studien sahen Schlafentzug als Ursache für die negativen Ergebnisse. Wie die Wissenschaftler herausfanden, hatten die Bergarbeiter durchschnittlich mit 40 Minuten Schlafmangel zu kämpfen, nachdem die Zeit eine Stunde vorgestellt worden war, wodurch ihre Wachsamkeit und Urteilsfähigkeit scheinbar beeinflusst wurden. Herzforscher führen die höhere Herzinfarktsrate auf körperliche Belastungen zurück, die durch unzureichenden Schlaf verursacht wurden. Stress löst entzündliche Chemikalien aus, die andere Risikofaktoren für einen Herzinfarkt mit sich bringen können.
Fehlgeburtsrisiko bei einer In-vitro-Fertilisation reduzieren
Die Boston-Studie fand kein erhöhtes Risiko bei Frauen, die noch nie einen Abort erlitten hatten, diese müssen sich keine Sorgen über den Zeitpunkt des Embryotransers machen. Frauen, die bereits eine Fehlgeburt erlebten, könnten Geschlechtshormone aufweisen, die leichter ins Ungleichgewicht geraten. Solange weitere Studien die Resultate nicht bestätigen oder widerlegen, sollte eine IVF nicht in den ersten drei Wochen nach Beginn der Sommerzeit erfolgen.
Der Körper macht ähnlichen Stress durch, wenn er Zeitzonen schnell überquert, ein Phänomen, das auch als Jetlag bekannt ist. Zeit geht verloren, wenn man nach Osten reist, genau wie bei der Umstellung auf die Sommerzeit. Obwohl noch keine veröffentlichten Studien die Wirkung von Jetlag auf die weibliche Fertilität untersuchten, sollten Frauen, die eine In-vitro-Befruchtung planen, eine Klinik wählen, die sich in ihrer Zeitzone befindet, und es vermeiden, rund um den Zeitpunkt der IVF, von Westen nach Osten zu reisen.