Immer mehr Männer entscheiden sich für eine Testosteronersatztherapie, um Probleme zu behandeln, die in Zusammenhang mit dem Sexualtrieb, einer möglichen Gewichtszunahme und Müdigkeit stehen. Viele von ihnen kennen die Werbung, die diese Art von Behandlung als Jungbrunnen darstellt, um die Kraft und Fitness eines 20-jährigen zu bewahren. Eine Nebenwirkung der künstlichen Steigerung von Testosteron kann allerdings eine geringere Spermienzahl sein, was als direkte Ursache für Fruchtbarkeitsprobleme gilt. Viele Männer sind sich dieser möglichen Nebenwirkungen überhaupt nicht bewusst, und nicht immer informieren die behandelnden Ärzte ihre Patienten darüber.
Was versteht man unter Testosteronersatztherapie?
Testosteron ist ein Hormon, das sowohl bei Männern als auch bei Frauen natürlich produziert wird, wobei Männer mehr davon besitzen. Mit zunehmendem Alter fällt der Testosteronspiegel in unserem Körper auf natürliche Weise. Manchmal empfehlen Ärzte eine Testosteronersatztherapie (TRT), um Symptomen wie Müdigkeit und einem schwachen Sexualtrieb entgegenzuwirken. Viele Männer berichten von großartigen Ergebnissen und davon, dass sie sich besser konzentrieren können, einen stärkeren Geschlechtstrieb haben, beim Muskelaufbau keine Probleme mehr haben, und dass ihre Libido gestiegen ist. Für diese Männer kann die Behandlung als Erfolg verbucht werden.
Warum beeinträchtigt Testosteron die Fruchtbarkeit?
Wie alle medizinischen Behandlungen, kann auch die Hormonersatzbehandlung gewisse Nebenwirkungen haben. Im Falle einer Testosteronersatztherapie können diese Nebenwirkungen bei Männern mit Blutgerinnseln, vermehrtem Brustgewebe und einer niedrigeren Spermienzahl assoziiert werden. Klinische Studien haben eine Verbindung zwischen dieser Art von Therapie und einer reduzierten Spermienzahl nachgewiesen. Aus diesem Grund sollten Männer, die noch keine eigenen Kinder haben, genauestens abwägen, ob sie davon Gebrauch machen möchten. Leider wird oft vergessen, davor zu warnen, dass ein Testosteronersatz mit Fortpflanzungsschwierigkeiten in Verbindung stehen könnte. Andere Männer wiederum vertrauen auf freiverkäufliche Testosteronpräparate, und lassen sich überhaupt nicht medizinisch beraten.
Es scheint nicht logisch, dass eine Testosteronersatztherapie negative Auswirkungen auf die Fertilität hat. Immerhin soll sich dadurch die Libido und der Sexualtrieb erhöhen. Es scheint zwar klar zu sein, dass Männer gesunde Testosteronspiegel benötigen, um gesunde und leistungsfähige Spermien zu produzieren, Testosteron jedoch von den Hoden selbst produziert werden muss, um den richtigen Effekt auf die Spermienzahl zu haben.
GnRH entscheidend
Der menschliche Körper verwendet komplizierte Feedbackschleifen, um die Hormonproduktion zu bestimmen, und die Geschlechtsorgane zu regulieren. Im Falle der Spermienproduktion sollten wir uns insbesondere die Feedbackschleife des Hormons Gonadoliberin bzw. GnRH ansehen. GnRHs werden freigesetzt, um die Hoden zu informieren, dass sie mehr Spermien produzieren sollen. Die GnRH-Produktion wird gesteigert, wenn der Testosteronspiegel im Blutkreislauf sinkt. Wenn Sie also mit Injektionen, Pflastern oder oral verabreichten Mitteln künstlich den Testosteronspiegel im Blutkreislauf steigern, stellt der Körper nicht mehr so viel GnRH her. Ohne GnRH wird den Testikel nicht mehr das Signal gegeben, die Spermienproduktion anzukurbeln, und die Spermienzahl geht zurück.
Sind Fruchtbarkeitsprobleme, die von einer Testosteronersatztherapie herrühren, dauerhaft?
In vielen Fällen ist eine reduzierte Spermienzahl als Resultat einer Testosteronersatzherapie nicht dauerhaft. In von Kinderwunschklinken durchgeführten Studien konnten Patienten mit einer niedrigen Anzahl von Samenzellen diese Befunde rückgängig machen, nachdem keine Testosteronersatztherapie mehr erfolgte. In anderen Studien wiederum wies ein Anteil von Männern keinen Anstieg der Spermienzahl auf, nachdem die Therapie ausgesetzt wurde. In diesen Studien war allerdings nicht ersichtlich, ob der fortbestehende Mangel der Spermienproduktion direkt mit den Präparaten zusammenhing, oder ob noch andere Faktoren dazu beitrugen.
Was können Patienten tun, um die Fruchtbarkeit zu erhalten?
Reproduktionsmediziner empfehlen unter anderem, dass Männer nicht mit einer Testosteronersatztherapie beginnen sollten, bevor sie eigenen Nachwuchs haben. In Fällen, in denen dies nicht möglich ist, wird den Patienten häufig geraten, ihre Spermien in einer Samenbank aufzubewahren, um sicherzugehen, dass sie später eingesetzt werden können. Neben der Testosteronersatztherapie gibt es alternative Hormontherapien, die auf ähnliche Probleme abzielen, ohne dass die Hormonfeedbackschleife die Fruchtbarkeit beeinträchtigt, wie z.B. Injektionen, die den Körper dazu anregen, sein eigenes Testosteron zu produzieren, was die gleichen Vorteile wie die Einnahme eines Testosteronersatzes hat. Wie immer, ist es am besten, sich mit Ihrem Arzt über alle verfügbaren Optionen zu beraten, bevor Sie eine Entscheidung treffen.