Koffein wirkt sich negativ auf die männliche und weibliche Fruchtbarkeit aus, aber ein geringer Konsum und die Einnahme eines ergänzendes Vitaminpräparats können die Risiken reduzieren. Zahlreiche Studien zeigen, wie die Probleme, die durch hohen Koffeinkonsum verursacht werden, schon vor der Empfängnis beginnen. Die Folge sind eine größere Gefahr, eine Fehlgeburt zu erleiden und Schwierigkeiten, überhaupt schwanger zu werden. Eine Empfängnis findet eher statt und die Schwangerschaft verläuft gesünder, wenn der Koffeinkonsum eingeschränkt wird und zusätzlich entsprechende Vitamine eingenommen werden.
Neue Studie über Koffein und Fruchtbarkeit
Eine aktuelle Studie des National Institute of Child Health and Human Development (Nationales Institut für Kindergesundheit und menschliche Entwicklung) unterstreicht den Zusammenhang zwischen hohem Koffeinspiegel, Fehlgeburten und Empfängnisproblemen. Diese Studie ist nicht die erste, die diese Aussage trifft, aber sie ist eine der ersten Prospektivstudien, die mit Paaren im fortpflanzungsfähigen Alter arbeitet.
Insgesamt nahmen 344 Paare aus den Staaten Michigan und Texas an der Studie teil, die in der Fachzeitschrift Fertility and Sterility veröffentlicht wurde. All diese Paare versuchten eine Schwangerschaft zu erreichen. Bei jedem der Teilnehmer wurde der tägliche Konsum von Koffein in jeglicher Form sowie jener von Fisch und Alkohol gemessen. Der Verzehr von bestimmten Fischsorten und Alkohol führte ebenso zu Problemen in der Schwangerschaft, dennoch soll hier ausschließlich auf die Auswirkungen von Koffein auf die Fruchtbarkeit eingegangen werden.
Regelmäßig wurden Blut, Speichel, Samen und Urin der Probanden untersucht; auch Gewicht und allgemeiner Gesundheitszustand wurden aufgezeichnet. Die weiblichen Teilnehmer führten immer wieder Schwangerschaftstests durch. Am Ende der Untersuchung hatten 28% der Paare eine Fehlgeburt erlitten. Bei Frauen über 35 war diese Quote doppelt so hoch. Ein höheres Fehlgeburtsrisiko bei älteren Frauen ist in der Forschung länger bekannt – dieses Ergebnis überraschte daher nicht.
Womit man allerdings nicht gerechnet hatte, war der enge Zusammenhang zwischen Fruchtbarkeit und Koffeinkonsum und die Tatsache, dass sich dieser sowohl auf Männer als auch auf Frauen auswirkte.
In der Studie wurden alle Arten von Koffein (Kaffee, Tee, Limonaden, Schokolade und Energydrinks) beleuchtet. Der Genuss von drei oder mehr koffeinhaltigen Getränken oder Nahrungsmitteln pro Tag führte zu einer Fehlgeburtenrate von 74%. Diese Rate wurde auch dann erreicht, wenn der Koffeinkonsum noch vor der Empfängnis stattgefunden hatte. Die Ergebnisse zeigten sich bei Männern als auch bei Frauen.
Wie Koffein die Fruchtbarkeit beeinträchtigt
In anderen Studien wird beschrieben, dass Frauen, die eine Tasse Kaffee pro Tag trinken, nur halb so oft schwanger werden wie Frauen, die weniger oder gar kein Koffein zu sich nehmen. In einer Studie über In-Vitro-Fertilisation hatten Patientinnen, die nur 50 mg Koffein pro Tag konsumierten, statistisch gesehen deutlich geringere Geburtenraten.
Viele Ärzte und Forscher haben bemerkt, dass schwangere Frauen oft eine Aversion gegen Koffein entwickeln. Auch das erhärtet die Schlussfolgerung, dass Koffein etwas enthält, das wirklich nicht gut für die Schwangerschaft ist.
Tierstudien zeigen, dass der negative Effekt, den Koffein auf die Empfängnis und Schwangerschaft hat, die Entwicklung der Eizelle betrifft, obwohl die genauen Mechanismen noch nicht identifiziert werden konnten. Vorläufige Studien deuten aber darauf hin, dass Koffein die Reifung der Oozyte verhindert. Derzeit ist noch kein Koffeinwert etabliert worden, der als sicher gilt, daher raten zahlreiche Ärzte, auf Koffein während der Schwangerschaft, wenn möglich ganz zu verzichten.
Andere Mediziner sind wiederum der Ansicht, dass kleine Koffeinmengen besser sind als die Konsequenzen eines vollständigen Koffeinentzugs. Dr. Lev Williams, Sprecher des Amerikanischen Verbandes der Geburtshelfer und Gynäkologen, warnt vor den Entzugserscheinungen.
“Ich habe oft beobachtet, dass Frauen, die kein Koffein mehr zu sich nehmen, Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen bekommen und dann zu Kopfwehtabletten greifen. Diese Medikamente können genauso schädlich sein wie Koffein.“
An der Studie beteiligte Forscher fanden zudem heraus, dass Frauen, die spezielle pränatale Ergänzungen wie Vitamin B, insbesondere Folsäure, zu sich nahmen, 50% weniger risikogefährdet waren, eine Fehlgeburt zu erleiden als jene, die diese Präparate nicht einsetzen.
Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen, dass Männer und Frauen, die versuchen, ein Kind zu bekommen, ihren Koffeinkonsum reduzieren oder ganz einstellen und dass Frauen pränatale Vitamin-Präparate einnehmen sollten, um die Aussichten auf eine gesunde Schwangerschaft zu erhöhen.