Täglich werden in der Organtransplantation-Forschung riesige Fortschritte erzielt. Derzeit wird ein neues Experiment vorbereitet, das Gebärmuttertransplantationen möglich macht.
Zum ersten Mal erhalten 10 Frauen in den USA mittels einer bahnbrechenden Operation eine Gebärmutter von verstorbenen Spenderinnen. Die Gebärmuttertransplantation soll es Frauen, die vorher nicht empfängnisfähig waren, ermöglichen, schwanger zu werden und ein gesundes Kind zur Welt zu bringen.
Kann eine Gebärmutterspende die Unfruchtbarkeit also beheben? Obwohl es die Lösung für die Probleme vieler Frauen zu sein scheint, die mit Infertilität kämpfen, ist dieser experimentelle Eingriff zunächst nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung gedacht, der derzeit keinen Uterus hat. Außerdem birgt der Eingriff Gefahren und ist aufwändig. Dennoch weitet diese innovative Operation die Grenzen dessen, was wir für möglich hielten.
Die Unterschiede zwischen Gebärmuttertransplantationen
Ein ähnliches Experiment zur Uterusverpflanzung wurde vor kurzem in Schweden durchgeführt. Das Verfahren unterschied sich in mehreren Schlüsselelementen, weshalb sich die derzeitige Studie an der Cleveland Clinic als bahnbrechend und einmalig hervorhebt. Der Hauptunterschied zwischen beiden Experimenten besteht in der Quelle der Gebärmutterspende. In der schwedischen Studie erhielten die Frauen die Gebärmutter von einer lebenden Verwandten. Damit sank die Wahrscheinlichkeit, dass das Organ abgestoßen würde.
In der aktuellen Studie der Cleveland Clinic stammt die Gebärmutter von verstorbenen Spenderinnen. Die Ärzte, die an der Studie teilnehmen, sind zuversichtlich, dass ein Eingriff bei dieser Spenderquelle weniger kompliziert und traumatisch ist, da keine Gefäßschäden und Blutverluste bei der Spenderin befürchtet werden müssen. Trotz des Unterschiedes lassen die Ergebnisse der schwedischen Studie Gutes erwarten. Von neun Frauen, denen ein Uterus eingesetzt wurde, wurden fünf schwanger und vier brachten erfolgreich ein Kind zur Welt.
Teilnahmekriterien der Studie
Um an der aktuellen Studie teilzunehmen, mussten die Frauen zwischen 21 und 45 Jahre alt sein. Ihre Gebärmutter musste vorher durch eine Hysterektomie entfernt worden sein oder sie durften von Geburt an keine Gebärmutter haben, ein Krankheitsbild, das Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser Syndrom genannt wird. Die Frauen mussten Embryonen gebildet und eingefroren haben, bevor sie das Alter von 39 Jahren erreicht hatten. Nach der Transplantation war es wichtig, dass sie ein Jahr warteten, bevor sie schwanger wurden, um eine Überbelastung des neuen Uterus zu vermeiden und dem Körper Zeit zu geben, ausreichend zu heilen. Im Verlauf dieses Jahres werden monatliche Biopsien durchgeführt, um den Erfolg der Transplantation zu bestimmen.
Schwangerschaft
Nach einer Gebärmuttertransplantation kann eine Schwangerschaft nur durch eine In-Vitro-Fertilisation erreicht werden. Bei diesem Verfahren werden der Frau Eizellen aus dem Eierstock entnommen und in einer Petrischale befruchtet, um einen Embryo zu schaffen, der dann eingefroren und erhalten wird, bis er schließlich in den Uterus eingesetzt wird. Mit einem Transplantat können Frauen nicht durch Geschlechtsverkehr schwanger werden, da die Eileiter, in denen normalerweise die Befruchtung stattfindet, nicht mit der eingesetzten Gebärmutter verbunden sind. Nach einer erfolgreichen Schwangerschaft wird das Baby durch einen Kaiserschnitt zur Welt gebracht, um die Gebärmutter nicht unnötiger Belastung auszusetzen. Auf diese Weise kann eine Frau zwei Kinder bekommen, danach muss die eingesetzte Gebärmutter wieder entfernt werden.
Risiken
Wie bei jeder Organspendeoperation zählen auch Gebärmuttertransplantationen zu den schwerwiegenden Eingriffen und keine Operation dieses Umfangs ist frei von Risiken. Zusätzlich zur Operation ist am Ende der Schwangerschaft ein Kaiserschnitt nötig, was einen weiteren operativen Eingriff bedeutet. Zudem ist es möglich, dass die Gesundheit der verstorbenen Spenderin nicht die Beste war, weshalb der gespendete Uterus zum Zeitpunkt der Transplantation möglicherweise nicht ganz gesund ist. Da diese Operation noch nicht durchgeführt wurde, können ohne weitere Forschungen keine Angaben zu den Risikofaktoren gemacht werden.
Zudem besteht immer das Risiko, dass das Organ vom Körper der Frau als Fremdkörper abgestoßen wird. Um dem entgegenzuwirken, muss sie starke immununterdrückende Medikamente einnehmen, solange sie den Uterus in sich hat. Studien, die an Frauen durchgeführt wurden, die eine Nierentransplantation erhalten hatten, während sie schwanger waren, zeigen keine negativen Auswirkungen der Medikamente auf den Fötus, aber die Einnahme dieser immununterdrückenden Arzneien erhöht das Risiko einer Infektion, und kann außerdem auf lange Sicht die weibliche Gesundheit gefährden.
Trotz der Risiken und bislang unbekannten Komplikationen, die entstehen könnten, ist diese Forschung und Entwicklung ein Meilenstein in der medizinischen Geschichte. Wenn die Bestrebungen in den nächsten Jahren fortgesetzt und weiter erforscht werden, können sie einen Lichtblick für Frauen auf der ganzen Welt darstellen, die alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft haben, um schwanger zu werden.