Viele Frauen fragen sich, wie sie die Zeit für die Kinderwunschbehandlung mit ihrem Job vereinbaren können. Gerade wenn sie beruflich auf ihrem Höhepunkt sind, lässt oft das ersehnte Baby auf sich warten. Das kann zu Stress führen, was nicht nur das Privat- sondern auch das Arbeitsleben mitunter beeinflusst.
Fruchtbarkeit unter Kolleginnen scheinbar verknüpft
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die darüber entscheiden , warum Paare künstliche Befruchtungsmaßnahmen in Anspruch nehmen. Eine 2013 durchgeführte Studie untersuchte die Auswirkungen von Fruchtbarkeit und Geburten unter Frauen, die am selben Arbeitsplatz tätig waren. Interessanterweise zeigte sich, dass, wenn eine Frau ein Kind gebar, sich die Erstschwangerschaftsraten unter ihren Kolleginnen verdoppelten. Die Studie legt nahe, dass die Fertilität unter Kolleginnen durch soziale Lernprozesse direkten Einfluss auf andere im Job hat.
Ein weiteres verblüffendes Phänomen ist, dass bei Frauen, die sich nahe stehen, häufig auch die Menstruationszyklen synchron verlaufen. In dieser Studie konnte festgestellt werden, dass Frauen, die viele Stunden pro Jahr am gleichen Arbeitsplatz verbringen, deutliche Ähnlichkeiten in puncto Fruchtbarkeit und Geburten zeigen. Es liegt daher nahe, dass es oft eine Art Kettenreaktion an Geburten und Schwangerschaften im Job gibt.
Kinderwunsch und Arbeitsplatz
Immer mehr Paare kämpfen mit Unfruchtbarkeit. Diese liegt vor, wenn nach einem Jahr trotz ungeschützem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft eintritt. Bei Frauen, die unter 35 sind, verkürzt sich dieser Zeitraum auf sechs Monate.
Künstliche Befruchtungsmaßnahmen können eine ganze Reihe von Hormontherapien umfassen, wie beispielsweise Injektionen für den Hausgebrauch, Medikamente wie Clomifen, regelmäßige Blutuntersuchungen, um die Hormonwerte zu checken, Ultraschalluntersuchungen und sogar chirurgische Eingriffe.
Ein häufiges Vorurteil ist, das Unfruchtbarkeit Frauensache sei. Tatsächlich ist jedoch in etwa 35 Prozent aller Fälle der Mann für die Fruchtbarkeitsprobleme verantwortlich.
Manche Frauen nehmen erst mit 40 0der später die Familienplanung in Angriff. Dafür gibt es sämtliche Gründe, doch es sollte bedacht werden, dass die weibliche Fruchtbarkeit ab 35 drastisch abnimmt. In vielen Fällen stellt sich dann keine Schwangerschaft mehr auf natürlichem Weg ein, weswegen betroffene Paare assistierte Reproduktionstechniken in Anspruch nehmen müssen, welche mitunter kostspielig sind.
Das Stigma der Unfruchtbarkeit
Fruchtbarkeitsprobleme haben oft tiefgreifende Auswirkungen auf die Betroffenen. Das gilt insbesondere für Frauen, wenn sie ihre Probleme für sich behalten. Entsprechend fehlt ihnen dann der dringend benötigte Beistand in dieser schweren Zeit.
Traurigerweise ist Unfruchtbarkeit oft von einer Mauer des Schweigens umgeben und mit einem Stigma behaftet. Männer geben ihre Emotionen nicht preis, aus Angst davor, nicht als „ganzer Mann“ zu gelten. Frauen wiederum scheuen sich ebenfalls, das Problem am Arbeitsplatz zu besprechen. Oft treten bei Frauen die ersten beruflichen Benachteiligungen auf, sobald sie ihre Schwangerschaft bekanntgeben. Frauen, die aufgrund von Unfruchtbarkeit in Behandlung sind, müssen sich häufiger Urlaub nehmen, was nicht immer positiv angenommen wird.
Obwohl es kein reines Frauenproblem ist, wird Sterilität meist mit dem weiblichen Geschlecht verbunden. Betroffene Frauen haben häufig Schwierigkeiten, ihren Job und Behandlungstermine unter einen Hut zu bringen, vor allem, wenn niemand über die Probleme Bescheid weiß.
Wie Sie ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Fruchtbarkeitsbehandlungen schaffen
Leider ist es nicht immer möglich, Behandlungstermine so zu legen, dass die Arbeitszeit nicht darunter leidet. Hier ist vor allem ein Entgegenkommen des Arbeitgebers wichtig. Viele Frauen müssen sich darauf einstellen, dass sich ihr üblicher Tagesablauf ändern wird.
Der Terminplan für etwaige Behandlungen ist von bestimmten Faktoren abhängig, u.a. von Ihrem gesundheitlichen Zustand, und wie Sie auf Medikamente sowie die durchgeführten Behandlungen reagieren. Zu den häufigsten Therapien zählen die intrauterine Besamung bzw. IUI und die IVF. Bei der IUI wird Sperma während des Eisprungs in die Gebärmutter injiziert. Bei einer IVF handelt es sich um eine komplexere Behandlung, bei der verschiedene Medikamente eingenommen werden müssen, Eizellen entnommen und schließlich die entstandenen Embryos in die Gebärmutter implantiert werden. Beide Behandlungsformen erfordern regelmäßige Blut- und Ultraschalluntersuchungen. Diese können mehrmals pro Woche stattfinden.
Meist werden Hormoninjektionen, wenn diese erforderlich sind, abends oder morgens und täglich zur selben Uhrzeit durchgeführt. Es kann auch nötig sind, alle Tätigkeiten zu unterbrechen, um sich Zeit für die Medikamente zu nehmen oder ein Hormonpflaster zu wechseln.
Leider haben Fruchtbarkeitsbehandlungen häufig auch unerwünschte Nebenwirkungen. Diese können den Alltag mitunter stark einschränken, das Wohlbefinden verschlechtern, und auch den Umgang mit Ihren Mitmenschen betreffen. Viele Frauen fühlen sich müde und abgeschlagen. In diesem Fall ist es wichtig, sich Auszeiten zu nehmen, wann immer es möglich ist. Bei vielen Frauen im Berufsleben erweist sich Gleitzeit als hilfreiche Maßnahme. Auch regelmäßige kurze Pausen während der Arbeit können das Wohlbefinden steigern.
Auch wenn es nicht leicht ist, Kinderwunschbehandlungen in Anspruch zu nehmen und gleichzeitig weiterhin beruflich aktiv zu sein, es gibt Möglichkeiten, beides unter einen Hut zu bringen.