Männer mit einer geringen Spermienanzahl erkranken im Laufe ihres Lebens mit höherer Wahrscheinlichkeit an Stoffwechselerkrankungen wie beispielsweise Osteoporose. Zu diesen Erkenntnissen kam ein schwedisches Forscherteam. Veröffentlicht wurde die Studie im Magazin Clinical Endocrinology.
Sie stellt ein wichtiges Frühwarninstrument für potentiell lebensgefährliche Krankheiten dar und kann die Art und Weise verbessern, wie Urologen und Fruchtbarkeitsspezialisten mit männlicher Infertilität umgehen. Etwa 15 % aller Paare erleben Fortpflanzungsschwierigkeiten, mindestens ein Drittel aller Fälle ist auf männliche Unfruchtbarkeit zurückzuführen.
Verbindung zwischen geringen Testosteronwerten und Stoffwechselerkrankungen
Das schwedische Forscherteam testete 192 unfruchtbare Männer und eine Kontrollgruppe von 199 ganz normal fruchtbaren. Die Wissenschaftler stellten fest, dass ein Drittel aller unfruchtbaren Männer (alle unter 50) an Hypogonadismus oder auch an geringen Testosteronwerten litten. In der Vergangenheit wurde bereits häufiger eine Verbindung zwischen Hypogonadismus und Infertilität hergestellt. Diese Männer wiesen jedoch auch eine geringere Knochenmineraldichte auf. Das heißt, dass ihre Knochen zerbrechlicher waren als normal.
Im Laufe des Lebens sinkt bei allen Männern der Testosteronspiegel und die Knochenmasse nimmt ab, da sich der Körper im Alter nicht mehr so einfach erneuern kann. Männer wie in dieser Studie, die bereits mit geringten Testosteronwerten und zerbrechlichen Knochen starten, entwickeln deshalb mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ernsthafte Komplikationen, da sie weniger gut mit diesen Rückgängen umgehen können. Die gleiche Gruppe von Männern wies außerdem Insulinresistenzen und hohe Blutzuckerwerte auf, sodass auch das Risiko, an Altersdiabetes zu erkranken, bei ihnen höher lag. Tatsächlich weisen diese Forschugnen auf eine Verbindung zwischen Hypogonadismus, Unfruchtbarkeit und Stoffwechselerkrankungen hin.
Vergangene Studien haben bereits gezeigt, dass unfruchtbare Männer oft eine kürzere Lebensdauer haben. Ärzte konnten den Mechanismus zwischen Infertilität und einer geringeren Lebenserwartung jedoch bisher nicht erklären. Diese Studie deckt einen möglichen Grund auf, da Stoffwechselerkrankungen sowohl die Lebensqualität als auch die Lebensdauer reduzieren. Eine geringere Knochenmasse kann zu häufigeren Knochenbrüchen, Mobilitätsverlust, Rückenschmerzen und anderen Begleiterscheinungen führen.
Hormontests als Frühwarnung für Osteoporose
Der Hauptautor der Studie, Dr. Alexander Giwercman vom Skane Universitätskrankenhaus in Malmö, Schweden, schlug in Bezug auf die Forschungsergebnisse vor, dass Männer, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen, auch auf Hypogonadismus getestet werden sollten. So könnten sie feststellen, ob sie ein erhöhtes Risiko für eine potentiell gefährliche Stoffwechselerkrankung im späteren Leben hätten, und sich dementsprechend darauf vorbereiten.
Zwar ist diese Krankheit nicht heilbar; ein Patient, der sein Risiko kennt, kann dieses jedoch durch seinen Lebenswandel senken. Eine gesündere Ernährungsweise, Gewichtsverlust und regelmäßige sportliche Betätigung sind Maßnhamen, die präventiv gegen Stoffwechselerkrankungen wirken. Zudem können bestimmte Medikamente den Verlust der Knochenmasse hemmen, und die Blutzuckerwerte normalisieren.
Testosteronergänzende Mittel sind keine Lösung
Dr. Giwercman warnte unfruchtbare Männer jedoch gleichzeitig vor der Einnahme testosteronfördernder Ergänzungsmittel. Zusätzliches Testosteron könne die Spermienproduktion weiter verringern, zudem gebe es keine Beweise dafür, dass Testosteronbehandlungen Langzeitwirkungen auf die Knochenmineralien oder andere Faktoren in Bezug auf den Stoffwechsel hätten.