Wann sollten Sie Ihre Fruchtbarkeit testen lassen?
Es ist normal, dass es oft einige Monate dauert, bis eine Schwangerschaft eintritt. Irgendwann ist jedoch der Punkt erreicht, an dem ein Gynäkologe und gegebenenfalls auch ein Fruchtbarkeitsspezialist zur Rate gezogen werden sollte.
Dies gilt insbesondere, wenn einer oder mehrerer der folgenden Punkte auf Sie zutrifft:
- Sie jünger als 35 Jahre sind und über ein Jahr erfolglos versucht haben, schwanger zu werden
- Sie älter als 35 Jahre sind und sechs Monate erfolglos versucht haben, schwanger zu werden
- Es ein körperliches Problem gibt, wie z.B. Ejakulations probleme oder Erkrankungen der Frau vorliegen wie PCOS oder Endometriose
- Sie drei oder mehr Fehlgeburten erlebt haben
- In Ihrer Familie eine Krankheitsgeschichte existiert, die das Risiko für eine frühe Eierstockinsuffizienz erhöht
Unfruchtbarkeit kann entweder auf den Mann oder die Frau zurückzuführen sein, oder auch beide betreffen. Bevor Sie sich für Untersuchungen der weiblichen oder männlichen Fortpflanzungsorgane entschließen, sprechen Sie mit Ihrem Partner über die weitere Vorgangsweise. Einige Untersuchungen sind mitunter belastend und unangenehm und nicht immer kommt es danach zu einer erfolgreichen Empfängnis.
Zu Beginn
Um etwaige Fruchtbarkeitsprobleme abzuklären, erfolgt zu Beginn eine ausführliche Amnese sowie eine körperliche Untersuchung durch den Gynäkologen. Dabei werden u.a. aktuelle Verhütungsmethoden, mögliche Sexualerkrankungen und die Geschlechtsverkehr-Häufigkeit erfragt. Auch anderen Faktoren, wie der Konsum von Alkohol und Nikotin sowie die Einnahme jeglicher Medikamente, Kräuter oder Ergänzungsmittel können eine Rolle spielen. Der Arzt wird sich auch nach Ihrem Menstruationszyklus erkundigen. Bei der Frau erfolgt in der Regel eine gynäkologische Untersuchung, bei der auch ein Abstrich gemacht wird. Sie werden womöglich auch gebeten, ein Zyklus-Tagebuch zu führen, um Ihren Eisprung genau verfolgen zu können. Dafür stehen einige Möglichkeiten zur Verfügung: rezeptfreie Ovulationstests oder das Beobachten der Basaltemperatur und des Zervixschleims. Dies soll dabei hilfen, die fruchtbaren Tage zu identifizieren.
Für den Mann ist ein Besuch bei einem Urologen oder Andrologen wichtig. Neben Krankheitsgeschichte, Lebensstilfaktoren und Sexualverhalten, kann auch eine Tastuntersuchung der Hoden, Nebenhoden und Samenleiter sowie ein Ultraschall der Prostata und Harnwege erfolgen.
Blut- und Urintests
Weitere Anhaltspunkte können Urin-und Bluttests liefern. Im Harn können sich Bakterien befinden, die für eine verminderte Fruchtbarkeit verantwortlich sind. Mithilfe von Harn- und Bluttests lassen sich auch sexuell übertragbare Krankheiten feststellen und Hormonspiegel bestimmen. Im Laufe eines Zyklus wird die Herstellung verschiedener Hormone gemessen, die wichtig für die Fortpflanzung sind. Das besondere Augenmerk liegt dabei auf den follikelstimulierenden und eisprungauslösenden Hormonen LH und FSH, die auf hormonelle Störungen hindeuten können. Wenn sich Schwierigkeiten im Zussammenhang mit der Ovulation ergeben, kann auch auf Prolaktin getestet werden. Ein Übermaß an männlichen Hormonen oder ein erhöhter Prolaktinspiegel können zudem auf eine PCO-Erkrankung hindeuten. Auch Schilddrüsenhormone werden meist überprüft, da eine Über- oder Unterfunktion den Eisprung verhindern kann.
Auch der Mann kann auf verschiedene Hormone getestet werden. Die Spermienproduktion ist abhängig von der Herstellung und Freisetztung bestimmter Hormone wie FSH, LH und Testosteron, die eine niedrige Spermienanzahl beeinflussen können. Die Untersuchung kann einen Hinweis auf eine gestörte hormonelle Steuerung der Hodenfunktion liefern. Eine erhöhte Prolaktin-Konzentration kann sich ebenfalls negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken.
Für beide Partner können auch genetische Tests in Betracht gezogen werden, um genetische Ursachen auszuschließen, die für die Unfruchtbarkeit verantwortlich sein könnten.
Fruchtbarkeitstests für Männer
Eine genaue Samenanalyse ist wichtig, um die Zeugungsfähigkeit des Mannes zu überprüfen. Dazu gibt der Mann eine Spermaprobe ab, die auf Menge, Aussehen, Form, Beweglichkeit und andere Eigenschaften untersucht wird. Ergibt das Spermiogramm abweichende Werte, erfolgt eine zweite Untersuchung meist acht bis zwölf Wochen später. Werden die Werte bestätigt, folgen in der Regel weitere Tests. Auch eine Tastuntersuchung der Hoden und Prostata auf Auffälligkeiten und ein Ultraschall dieser Organe können Hinweise auf eine Störung geben. Eine Urinanalyse, die auf weiße Blutkörperchen untersucht, kann eine Infektion oder Sperma im Urin anzeigen, was wiederum auf ein Ejakulationsproblem hindeutet. Bei einer geringen Spermienanzahl kann eine Blutprobe Aufschluss über genetische Auffälligkeiten geben.
Ein anderer möglicher Test, der anzeigt, ob nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr ausreichend Spermien durch den Gebärmutterhals in Richtung Uterus und Eileiter wandern, ist der Postkoitaltest. Dadurch kann festgestellt werden, ob das weibliche Immunsystem Antikörper gegenüber den Samenzellen des Partners entwickelt, weswegen diese nicht in den Uterus eindringen können. Mithilfe einer Hodenbiopsie lässt sich herausfinden, ob die Testikel fähig sind, Spermien herzustellen. Wenn dies der Fall ist, können die Samenzellen tiefgefroren und für andere Verfahren wie eine IVF herangezogen werden.
Fruchtbarkeitstests für Frauen
Mithilfe eines transvaginalen Ultraschalls können weibliche Fortpflanzungsorgane wie Eierstöcke und Gebärmutter überprüft werden und etwaige Erkrankunen wie Zysten, Myome oder Schleimhautpolypen festgestellt werden. Neben dem Vaginalultraschall stehen noch andere spezielle Methoden zur Verfügung. Ein häufiges Verfahren stellt die Hysterosalpingo-Kontrastsonografie (HSKS) dar. Durch Spritzung eines Kontrastmittels vor der Untersuchung können die Strukturen und die Durchgängigkeit des Uterus und der Eileiter gut erkannt und Veränderungen sichtbar werden. Auch die Hysterosalpingographie ist ein spezielles Röntgenverfahren, mit dem Gebärmutterhöhle und Eileiter auf Auffälligkeiten untersucht werden und festgestellt werden kann, ob die Eileiter verschlossen sind. Ist dies der Fall, wird meist eine Bauchspiegelung vorgenommen.
Diese Untersuchung, bei der ein röhrenförmiges Instrument in die Bauchhöhle durch einen kleinen Schnitt eingeführt wird, erfolgt unter Narkose. Mithilfe der Laproskopie können die inneren Fortpflanzungsorgane genau begutachtet werden und gleichzeitig Zysten, Myome und Verwachsungen in einer kleinen Operation entfernt werden. Eine andere Untersuchungsmöglichkeit bietet die Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie), die keine Operation erfordert, sondern ambulant durchgeführt werden kann. Dabei wird ein Röhrchen mit einem Hysteroskop über die Scheide in den Uterus eingeführt. Dadurch lassen sich Verwachsungen, Fehlbildungen, Myome und andere Veränderungen in der Gebärmutter feststellen. Der Arzt kann auch Proben für eine Biopsie nehmen, Zysten entfernen oder blockierte Eileiter mit dem Laparoskop frei machen.
Abhängig von den Ergebnissen, können weitere entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.