Fruchtbarkeitsbehandlungen können oft erfolgsversprechend sein; wie bei vielen anderen medizinischen Verfahren ergeben sich in einigen Fällen jedoch auch unerwünschte Nebenwirkungen: Ein möglicher Risikofaktor könnte eine Veränderung der Brustdichte sein.
Schwedische Studie
Forscher des Karolinka Instituts in Schweden führten eine umfassende Studie mit über 43.000 Frauen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren durch. Zwischen 2010 und 2013 unterzogen sich die Teilnehmerinnen Mammographien, um eine Risikoprognose für Brustkrebs treffen zu können. Außerdem bekamen sie einen Fragebogen, in dem sie Angaben über Alter, Größe, Gewicht, Rauch- und Trinkgewohnheiten, Fruchtbarkeitsgeschichte sowie das Auftreten von familiären Brustkrebs machen sollten. Um einen Zusammenhang zwischen Infertilität, hormoneller Fruchtbarkeitsbehandlung und mammografischer Dichte zu finden, verglichen die Forscher zuerst das Ausamaß der mammografischen Dichte zwischen fruchtbaren und unfruchtbaren Frauen. Anschließend verglichen sie jene unfruchtbaren Frauen, die sich niemals einer hormonellen Fertilitätstherapie unterzogen hatten mit denen, die dies getan hatten. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Frauen, die eine kontrollierte ovarielle Stimulation im Rahmen einer Fruchtbarkeitsbehandlung durchlaufen hatten, eher dazu neigten, eine veränderte Brustdichte zu bekommen. Laut der Studienleiterin, Dr. Frida Lundberg würden die Ergebnisse der Forschung zeigen, dass bei Frauen, die sich einer kontrollierten ovariellen Stimulation unterziehen, ein höheres Brustkrebsrisiko bestehen könnte.
Brustdichte und Krebs
Brüste setzen sich hauptsächlich aus zwei Gewebearten zusammen; zum einen aus dem dichten Drüsengewebe, zum anderen aus Fettgewebe. Eine gesunde Brust besteht aus beiden Gewebsarten zu gleichen Teilen. Unter mammografischer Brustdichte versteht man den Anteil dichter Regionen an der Fläche der ganzen Brust. Eine hohe Brustdichte steht für ein gesteigertes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.
Forscher und Mediziner wissen seit langem, dass ein Zusammenhang zwischen der Brustdichte und einer erhöhten Krebsrate besteht. Daher rücken Fruchtbarkeitsbehandlungen, die die Brustdichte verändern oder erhöhen, in den Fokus, wenn es um die Krebsvorsorge geht.
Bereits frühere Studien haben gezeigt, dass Frauen mit einer höheren Brustdichte ein vier- bis sechsmal höheres Risiko aufweisen, an Krebs zu erkranken als Frauen mit einer geringeren Brustdichte. Dies unterstreicht die Wichtigkeit, die Brustdichte im Auge zu behalten, wenn bei einer Fertilitätstherapie Hormone zur ovariellen Stimulation eingesetzt werden.
Hormonersatztherapie
Bestimmte Hormonersatztherapien werden für eine erhöhte Brustdichte und ein gesteigertes Krebsrisiko verantwortlich gemacht, darunter auch Hormontherapien, die zu einer kontrollierten ovariellen Stimulation führen. Bei dieser Art von Behandlung werden die Östrogen- und Progesteronspiegel im weiblichen Körper angehoben, was in einigen Fällen zu einer erhöhten Brustdichte führt.
Dies ist die erste bevölkerungsbasierte Studie, die die Auswirkungen von Unfruchtbarkeit und hormoneller Stimulation auf die mammografische Dichte untersucht, die ein nützlicher Hinweis im Hinblick auf die Auswirkungen von hormonellen Fruchtbarkeitsbehandlungen auf das Brustkrebsrisiko sein könnten, speziell bei Frauen, die noch nicht das Alter erreicht haben, an dem Brustkrebs üblicherweise diagnostiziert wird (50 und älter).
Vorläufige Erkenntnisse
Die Ergebnisse der schwedischen Studie sind dennoch mit Vorsicht zu genießen, da sie noch nicht aussagekräftig genug sind. Augrund der gewählten Forschungsmethode konnte noch kein kausaler Zusammenhang zwischen Fruchtbarkeitsbehandlungen und einer erhöhten Brustdichte festgestellt werden.
Die Studie basiert auf Informationen, die Frauen selbst gemacht haben. Um die Ergebnisse zu bestätigen, werden ausführlichere Forschungen nötig sein, die Frauen untersuchen, die eine Fruchtbarkeitsbehandlung beginnen. Dennoch deuten die Daten bereits darauf hin, dass in einigen Fällen ein Zusammenhang zwischen Fertilitätstherapien und Brustdichte besteht, weshalb eine Überwachung vor, während und nach einer Fruchtbarkeitsbehandlung schon zum jetzigen Zeitpunkt eine ratsame Maßnahme ist.
Als Nebenergebnis der Studie wurde festgestellt, dass einige unfruchtbare Frauen eine ohnehin höhere Brustdichte aufweisen als fruchtbare. Es besteht also die Möglichkeit, dass Infertilität bei einigen Frauen zu einer höheren Brustdichte führt, auch wenn sie sich keiner Hormonbehandlung unterziehen.
Wenn sich eine Frau über ihre Brustdichte und das erhöhte Brustkrebsrisiko sorgt, sollte sie sich nach Alternativen bei einer Fruchtbarkeitsbehandlung erkundigen. Zusammen mit einem Spezialisten können mögliche Optionen diskutiert werden, vor allem, wenn bereits eine erhöhte Brustdichte vorliegt.