Eine neue Studie zeigt, dass Frauen, die an PCOS erkrankt sind, ein erhöhtes Risiko haben, eine bipolare Störung zu entwickeln. Warum ist das Risiko erhöht, und was kann dagegen unternommen werden?
Beim polyzystischen Ovarsyndrom handelt es sich um eine Krankheit, von der eine von zehn Frauen betroffen ist. Sie tritt meistens im gebärfähigen Alter auf, und verursacht Hormonschwankungen, die den Stoffwechsel und das Körpergewicht beeinflussen. Sie ist auch Ursache Nummer eins für Unfruchtbarkeit. Frauen, die an PCOS leiden, sind die Folgen nur allzu gut bekannt. Entsprechend zeigt auch eine neuere Studie des Journal of Affective Disorder, dass diese Frauen zu allem Überfluss auch noch ein erhöhtes Risiko haben, bipolar zu werden. Stecken möglicherweise Hormonschwankungen hinter diesen psychischen Erkrankungen? Die Forschung geht jedenfalls davon aus, dass das Risiko durchaus real ist.
Bipolare Störung verstehen
Bei einer bipolaren Störung handelt es sich um eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene starke Stimmungs- und Antriebsschwankungen erleben. Die Stimmung kann dabei alle 30 Tage, alle zwei Wochen oder noch schneller umschlagen. Alles hängt von der jeweiligen Person und dem Schweregrad der Krankheit ab. Charakteristisch für eine bipolare Störung sind manische Phasen, in denen die Personen zu unbedachten Handlungen neigen oder sich für unbesiegbar halten. Die euphorischen Hochs halten jedoch nicht so lange an, wie die andere Seite dieser Krankheit, nämlich extreme Depressionen.
Es wird geschätzt, dass über 46 Millionen Menschen weltweit von einer bipolaren Störung betroffen sind, wobei 48 Prozent davon Frauen sind. Überall auf der Welt haben Frauen ein höheres Risiko, psychische Erkrankungen zu entwickeln, als Männer. Kommt dann noch PCOS ins Spiel, können die Risiken leicht überhandnehmen.
Die schockierende Studie
Zwischen 2000 und 2012 stellte das National Health Insurance Program eine Studie zusammen. Dabei wurden die Daten von über 7.100 an PCOS erkrankten Frauen untersucht. Die Daten wurden mit denen von 28.000 nicht-erkrankten Probandinnen verglichen. Jede Probandin erhielt auch eine Punktezahl gemäß dem Charlson-Komorbiditäts-Index (CCI). Das Alter der Teilnehmerinnen wurde ebenfalls berücksichtigt.
Um die Untersuchungen weiter einzugrenzen, wurden die Patientinnen je nach erfolgter Behandlung in drei gesonderte Kategorien eingeordnet:
- Patientinnen mit erfolgter Metforminbehandlung
- Patientinnen mit erfolgter Hormontherapie
- Patientinnen ohne erfolgter Behandlung
Die Frauen in der Testgruppe der an PCOS Erkrankten wiesen ein erhöhtes Risiko auf, psychische Erkrankungen zu entwickeln, als die Testgruppe der Nichterkrankten. Bei der Analyse der Daten von Patientinnen, die mit Metformin behandelt wurden, mit einer Hormontherapie bzw. gar nicht, stellte sich heraus, dass erstere Grupper besser abschnitt. Bei den Frauen, die sich einer Hormontherapie unterzogen hatten, zeigte sich ein leicht gesenktes Risiko, das aber nicht nennenswert genug war, um die Therapie zu einer möglichen Vorsorgemaßnahme zu machen.
Kann Metformin bei psychischen Erkrankungen helfen?
Bei Metformin handelt es sich um ein verschreibungspflichtiges Medikament, das meist zur Behandlung von Diabetes eingesetzt wird. Es wird oft auch PCOS-Erkrankten verschrieben, da diese glukoseintolerant sind. Das heißt, dass sie sich in einem vordiabetischen Zustand befinden, der leicht in einen voll ausgeprägten Diabetes umschlagen kann. Bekannt ist, dass das Medikament hilft, die Hormone wieder ins Gleichgewicht zu bringen, die hinter der Glukoseüberproduktion stecken. Forscher haben nun wiederum entdeckt, dass Metformin mit der Hemmung dieser Hormone weit mehr tut, als bloß Diabetes in Schach zu halten.
Es ist nicht selten, dass Ärzte bei bestimmten Krankheiten Medikamente verschreiben, die eigentlich gar nicht für die Behandlung vorgesehen sind. Ein Beispiel ist Schizophrenie. Die Symptome der Erkrankung können durch die Einnahme von Blutdrucksenkern und Statinen zur Cholsesterinwertsenkung gelindert werden. Viele Ärzte wagen sich deshalb in unbekannte Gewässer, wenn sie psychisch kranken Menschen Metformin verschreiben. Die permanenten Stimmungsschwankungen, die Betroffene „himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt“ machen, sind äußerst belastend. Man fand allerdings heraus, dass Betroffene bei der Einnahme des genannten Präparats weniger zu selbstmörderischem oder selbstverletzendem Verhalten neigten.
PCOS-bedingte bipolare Störung richtig angehen
Frauen, die an einer PCOS-bedingten bipolaren Störung leiden, müssen mit ihrem Therapeuten zusammenarbeiten. Metformin kann bei täglicher Einnahme die Symptome lindern. Wird das Präparat bereits eingenommen, kann eine Erhöhung der Dosis angezeigt sein. Es gibt auch andere Arzneien sowie ganzheitliche Behandlungsmethoden, die dabei helfen, die emotionalen Achterbahnfarten abzuschwächen, die eine bipolare Störung mit sich bringt.
Man sollte jedoch nicht vergessen, dass die besten Verbündeten im Kampf gegen PCOS immer noch gesunde Ernährung und Sport heißen. Sind die Hormone wieder im Gleichgewicht, bemerken Betroffene meist auch eine zunehmende geistige Klarheit.