Eine Fehlgeburt zu erleiden, zählt zu den größten Ängsten werdender Eltern, weswegen sie alles versuchen, damit es nicht dazu kommt. Medizinern ist schon seit geraumer Zeit bekannt, dass Fehlgeburten mit Hormonstörungen, dem Alter und der Lebensweise zusammenhängen. Viele Fälle bleiben aber dennoch ungeklärt. Vor Kurzem haben Forscher eine signifikante Verbindung zwischen Insulinwerten und Fehlgeburten entdeckt.
Was ist Insulin?
Bei Insulin handelt es sich um ein Hormon, das von bestimmten Zellen in der Bauchspeicheldrüse hergestellt und in Reaktion auf Veränderungen im akuten Glukosebedarf des Körpers ausgeschüttet wird. Sobald es freigesetzt ist, gelangt das Insulin in die Blutbahn und sorgt dafür, dass die Zellen Glukose aus dem Blut aufnehmen, was wiederum die Blutzuckerwerte senkt. Die Zellen verwenden dann die Glukose, um Energie zu gewinnen, oder sie wird als Glykogen zur späteren Verwendung aufbewahrt. Glykogen wird dabei hauptsächlich in der Leber gespeichert. Probleme im Insulinhaushalt sind die Ursache für verschiedene Formen von Diabetes Mellitus.
Ist ein Mensch insulinresistent, reagieren die Zellen nicht mehr richtig auf das Insulin, und können die Glukose nur schwer aus der Blutbahn entfernen. Insulinresistenz zeigt anfangs oft überhaupt keine Symptome, erhöht aber das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Um diese Resistenz auszugleichen, produziert die Bauchspeicheldrüse noch mehr Insulin, was wiederum die Insulinwerte und damit auch die Blutzuckerwerte drastisch verändert. Letztendlich führt diese Insulinresistenz zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel.
Fehlgeburten und Insulin
Wie bereits erwähnt, bleiben die Ursachen der meisten Fehlgeburten ungeklärt, auch wenn es sich dabei um die häufigste Komplikation handelt, die in einer Schwangerschaft auftreten kann. Eine kürzlich veröffentlichte Studie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Insulinresistenz nicht nur mit Fehlgeburten verbunden ist, sondern die Plazentazellen durch Insulin sogar schwer geschädigt werden können. Bei der Plazenta bzw. dem Mutterkuchen handelt es sich um ein für die Schwangerschaft lebenswichtiges Organ, vor allem in der Frühphase. Sie ist dafür zuständig, den Fötus mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, und von Stoffwechselabfallprodukten zu befreien. Ohne sie kann der Fötus schlicht nicht überleben.
Die Forscher entdeckten diese Wirkung dadurch, dass sie Plazenta- und Kontrollzellen isolierten. Anschließend gaben sie in diese Zellumgebungen Insulin in jenen Konzentrationen, wie sie auch bei Insulinresistenten vorkommen, um das Experiment so realistisch wie möglich durchzuführen. Bei der Beobachtung der Zellen stellen die Forscher deutlich größere Schäden an den Plazentazellen fest, als an den Kontrollzellen. Leider gab das Experiment nicht genügend Aufschluss über die Frage, wie Insulin die Plazentazellen genau schädigt.
Dem Experiment wurde eine weitere Kontrollgruppe hinzugefügt. Die Wissenschaftler setzten die Plazentazellen dabei einer Mischung aus Insulin und dem Medikament Metformin aus. Metformin wird häufig zur Behandlung von Diabetes und der Senkung des Insulin- und Blutzuckerspiegels eingesetzt. Die Forscher stellten fest, dass die Plazentazellen von der Mischung aus Insulin und Metformin keine Schäden davontrugen. Das bestätigte weiterhin die Annahme, dass Insulin einen bedeutenden Faktor bei vielen Fehlgeburten darstellt.
Natürlich wurde diese Studie nur an Zellen in der Petrischale durchgeführt, was von der Wirklichkeit weit entfernt ist. Das bedeutet aber nur, dass die Ergebnisse an menschlichen Probandinnen wiederholt werden müssen. Vom ethischen Standpunkt aus betrachtet, sollten Forscher aber angesichts der bestehenden Sachlage die Insulinwerte bei Frauen nicht künstlich erhöhen, da dies Mutter und Kind gleichermaßen schaden würde. Dafür könnten die Insulinwerte vor und während der Schwangerschaft gemessen werden, um festzustellen, ob ein Zusammenhang mit der Fehlgeburtenrate besteht. Eine solches Vorgehensweise wird derzeit in klinischen Versuchen angewendet. Diese Studie bleibt ein guter Ausgangspunkt, und kann den Umgang der Gesellschaft und der Ärzte mit Frauen verändern, die mehrere Fehlgeburten erleiden.
Fazit
Derzeit gibt es keine wirksamen medizinischen Behandlungsmethoden bei insulinbedingten Fehlgeburten. Metformin ist laut der Studie ein Medikament, das zur Steigerung der Fortpflanzungsfähigkeit bei PCOS-erkrankten Frauen eingesetzt wird, einer Hormonstörung, die zu Unfruchtbarkeit führen kann. Weitere Untersuchungen sind immer noch im Gange, um herauszufinden, ob und inwiefern Insulin spontane Fehlgeburten verursacht, wobei Forschungen zu Behandlungsmethoden umso erfolgversprechender werden, je mehr die Wissenschaft auf diesem Gebiet weiß.
Die Ursachen der meisten Fehlgeburten sind unbekannt, und Betroffene haben meist nur wenige Möglichkeiten. Vor Kurzem haben Wissenschaftler herausgefunden, dass sich Insulin verheerend auf die Zellen der Plazenta auswirkt, einem für die Schwangerschaft lebenswichtigen Organ, was einen erkennbaren Zusammenhang mit wiederholten und spontanen Fehlgeburten zeigt. Weitere Studien werden mehr Antworten und Behandlungsmöglichkeiten liefern, von denen viele Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch profitieren.