Die Ergebnisse einer neuen wissenschaftlichen Studie legen nahe, dass Epilepsie die Fähigkeit einer Frau, schwanger zu werden, möglicherweise NICHT beeinträchtigt.
Der folgende Artikel bietet eine kurze Einführung in diese neurologische Krankheit und beleuchtet, wie und warum sie mit weiblicher Infertilität assoziiert wird. Es wird zudem erläutert, ob Frauen mit Epilepsie ein höheres Risiko für Fruchtbarkeitsstörungen aufweisen.
Was ist Epilepsie?
Diese Erkrankung tritt auf, wenn bestimmte Gehirnwellenmuster gestört sind. Dies führt häufig dazu, dass eine Person unwillkürliche Muskelkrämpfe, ungewöhnliche Empfindungen und in ernsteren Fällen Krampfanfälle bekommt und das Bewusstsein verliert. Die Krankheit kann durch Ereignisse ausgelöst werden, welche die normale Gehirntätigkeit verändern, darunter verschiedene Krankheiten, neurologische Schäden und angeborene Hirndefekte.
Besteht ein Zusammenhang zwischen Epilepsie und weiblicher Infertilität?
Medizinische Forschungen, die in der Vergangenheit durchgeführt wurden, legen nahe, dass Frauen mit dieser neurologischen Störung weniger Kinder bekommen und eine um ein Viertel bis zu einem Drittel verringerte Fertilitätsrate im Vergleich zu nicht betroffenen Frauen haben. Forscher warnen jedoch, dass diese Statistiken dadurch verzerrt werden, dass manche Frauen mit Epilepsie sich dafür entschieden oder sich dem gesellschaftlichen Druck gebeugt haben, keine Kinder zu bekommen.
Nichtsdestotrotz kommen die Forscher auch zu dem Schluss, dass bei epileptischen Frauen häufiger Menstruationsstörungen, Eierstockerkrankungen und andere Fortpflanzungsprobleme auftreten, die mit einem hormonellen Ungleichgewicht zusammenhängen. Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass diese Fertilitätsstörungen in vielen Fällen therapierbar sind. Außerdem haben sie herausgefunden, dass Frauen, denen eine bestimmte Behandlung bei Epilepsie verschrieben wird, Fortpflanzungsschwierigkeiten haben, da einige Medikamente die Reproduktion behindern oder das Auftreten von Anfällen verschlimmern können.
Die Ergebnisse einer neuen Studie könnten andere Hinweise liefern
Ein Team von Forscherinnen führte eine Studie durch, die als WEPOD bekannt wurde (Die Aussicht auf eine Schwangerschaft bei Frauen mit Epilepsie und Kinderwunsch) und den Mitgliedern der American Academy of Neurology bei einer Versammlung im April 2016 vorgestellt wurde. Die Erkenntnisse legen nahe, dass die Schlussfolgerungen vorangegangener Studien womöglich nicht völlig korrekt sind.
Im Rahmen der Studie wurden 197 Frauen untersucht, die schwanger werden wollten. Bei 88 von ihnen war eine Epilepsie diagnostiziert worden, bei den anderen 109 Frauen nicht. Das Alter der Probandinnen lag zwischen 18 und 41 Jahren. Die Forscher maßen die Zeit, die Frauen in jeder Kontrollgruppe benötigten, um schwanger zu werden, nachdem sie die Verhütungsmittel abgesetzt hatten. Zudem untersuchten sie jene Frauen, die in Folge schwanger wurden. Die Forscher berücksichtigten bei allen Probandinnen Rasse, Body-Maß-Index (BMI) und frühere Schwangerschaften. Die Ergebnisse zeigen keinen signifikanten Unterschied im Hinblick auf die Empfängnisfähigkeit beider Gruppen. Die Wissenschaftler kamen außerdem zu dem Schluss, dass epileptische Frauen nicht länger brauchten, um schwanger zu werden, und dass sie ähnliche Ergebnisse erzielten (eine proportionale Anzahl von Lebendgeburten und Fehlgeburten im Vergleich zu den Frauen ohne Erkrankung).
Welche generellen Schlussfolgerungen können gezogen werden?
Obwohl Epilepsie Fertilitätsstörungen zur Folge haben kann, können diese mithilfe der richtigen Behandlung bekämpft werden. Epileptische Frauen dürfen zuversichtlich sein, da 90 Prozent der Babys, die von Müttern mit dieser Krankheit zur Welt gebracht werden, vollkommen gesund sind. Ärzte empfehlen Frauen, die eine Schwangerschaft planen und unter Epilepsie leiden, im Vorfeld mit einem Neurologen und Gynäkologen, der auf Risikoschwangerschaften spezialisiert ist, zu sprechen, um sich über etwaige Risiken zu informieren und die Schwangerschaft von erfahrenen Medizinern begleiten zu lassen.