Fertilitätsstörungen sind häufiger, als Sie vielleicht annehmen. Es wird geschätzt, dass mehr als eines von acht Paaren Empfängnisschwierigkeiten hat. Diese Probleme können auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen sein, darunter auch die Genetik.
Wie sich der genetische Einfluss auf die Fertilität je nach Geschlecht unterscheidet
Die genetische Struktur kann die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen in unterschiedlicher Weise beeinflussen. Genetische Störungen können auch Auswirkungen auf den Embryo haben. Neue Forschungen haben gezeigt, dass chromosomale Störungen mit einer erstaunlich hohen Anzahl an frühen Fehlgeburten zusammenhängen.
Wie sich genetische Faktoren auf Männer auswirken
Oft gibt es einen genetischen Grund dafür, warum Männer eine niedrige Spermienanzahl haben. Ein Beispiel hierfür ist die enge Korrelation zwischen einer Störung, die als chromosomale Translokation bekannt ist, und Fehlgeburten bzw. Unfruchtbarkeit. Bei rund 10 Prozent aller Paare, die mehrere Fehlgeburten erleben, ist eine Veränderung im Chromosomensatz eines Partners (balancierte Translokation) verantwortlich dafür, dass der Embryo stirbt. Bei einer Chromosomen-Translokation kommt es zu einer Verschiebung der Gene innerhalb der Chromosomenpaare. Infolgedessen besitzt ein Chromosom mehr Gene als normal und beim Partner-Chromosom sind diese entsprechenden Gene nicht vorhanden. In diesem Fall sollte sich das Paar einer Chromosomenanalyse unterziehen.
Wie sich genetische Faktoren auf Frauen auswirken
Bei Frauen spielt die genetische Struktur eine äußerst wichtige Rolle für die Fruchtbarkeit. Ein verbreitetes Fertilitätsproblem ist beispielsweise eine vorzeitige Ovarialinsuffizienz, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Wechseljahre bereits vor dem 35. Lebensjahr einsetzen. 1 bis 4 Prozent aller Frauen sind davon betroffen. Obwohl die genaue Ursache für diese Erkrankung weitgehend unbekannt ist, gelten genetische und chromosomale Störungen als eine der Hauptursachen. Anomalien der X-Chromosomen sind dabei die häufigsten genetischen Gründe. Schätzungen zufolge, haben 20 bis 50 Prozent aller Fehlgeburten eine genetische Ursache.
Was kann getan werden?
Auch wenn die genetische Struktur jedes Einzelnen eine Rolle bei der Fortpflanzungsfähigkeit spielt, ist sie bei Weitem nicht der einzige ausschlaggebende Faktor.
Paare, die eine Empfängnis anstreben, haben heutzutage eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie etwa eine In-Vitro-Fertilisation. Bevor jedoch medizinische Maßnahmen ergriffen werden, kann es ratsam sein, einige Veränderungen vorzunehmen, die die Fruchtbarkeit positiv beeinflussen.
Sport und richtige Ernährung
Eine Ernährungsumstellung fällt manchmal schwer, vor allem, wenn man nicht viel Zeit hat. Eine entsprechende Umstellung kann Ihre Fruchtbarkeit jedoch spürbar verbessern. Jeden Tag die empfohlene Menge an Gemüse zu sich zu nehmen, kann Sie in dieser Hinsicht voranbringen.
Nährstoffe wie Vitamin D und Folsäure sind sowohl für die Gesundheit der Mutter als auch die des Babys wichtig. Der Zusammenhang zwischen Folatnutrigenomik und DNA-Schäden bei einer Schwangerschaft ist erstaunlich.
„Die Nutrigenomik beschreibt das Verhältnis zwischen Ihren Genen, Ihrer Ernährung und wie dadurch Ihre Gesundheit beeinträchtigt wird“ erklärt Denise Furness, eine Molekulargenetikern.
Ernährung, Nährstoffaufnahme und genetische Veranlagung spielen eine Rolle bei den zugrundeliegenden Faktoren, die Einfluss auf Ihre Fertilität haben können.
Auch ein bewegungsarmer Lebensstil ist nicht von Vorteil. Sport und eine ausgewogene Ernährung sollten Hand in Hand gehen, wenn Sie Ihre Fruchtbarkeit verbessern möchten. Es mag zwar anstrengend sein, dreimal pro Woche zwanzig Minuten Sport zu treiben, dennoch sollten Sie nach Möglichkeiten suchen, um etwas Bewegung in Ihren Alltag zu integrieren. So könnten Sie zum Beispiel die Treppe hinauflaufen, anstatt den Fahrstuhl zu benutzen (ohne es zu übertreiben) oder Yoga praktizieren.
Nahrungsergänzung
Auch wenn Sie sich gesund ernähren, kann es schwer sein, die empfohlene Tagesmenge an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen alleine aus Ihren Mahlzeiten zu beziehen. Hier kommen Nahrungsergänzungen ins Spiel.
Wenn Sie eine genetische Prädisposition für einen Folatmangel haben, benötigen Sie auf jeden Fall eine entsprechende Ergänzung. Unabhängig von einer gesunden Ernährung, ist es für Schwangere empfehlenswert, sowohl pränatale Vitamine als auch Folsäure einzunehmen. (Sie sollten aber in jedem Fall Ihren Arzt konsultieren, bevor Sie mit der Einnahme eines Präparates beginnen.)
Genetische Beratung
Wenn andere Methoden bereits gescheitert sind, besteht die Option einer genetischen Beratung. Dabei wird Ihre Krankheitsgeschichte sowie eine Familienamnese erhoben, um die Ursachen für bestehende Fruchtbarkeitsprobleme aufzuspüren.
Es ist jedoch wichtig, anzumerken, dass sich Behandlungen nur dann lohnen, wenn Sie bereit sind, Ihre Ernährung umzustellen und Ihren Lebensstil zu verändern. Wenn Sie zum Beispiel rauchen, schädigen Sie Ihre DNA mehr, als dass Sie womöglich von einer Behandlung profitieren können.
Auf Fortpflanzung spezialisierte Endokrinologen
Patientinnen, die mehrere Fehlgeburten erlitten haben oder mehrere Monate lang erfolglos versucht haben, schwanger zu werden, sollten einen auf Fortpflanzung spezialisierten Endokrinologen zu Rate ziehen. Wenn der Hormonhaushalt gestört ist, kommt es oft nicht zu der gewünschten Schwangerschaft. Endokrinologen können eine entsprechende Hormonbehandlung veranlassen, um den weiblichen Zyklus wieder zu stabilisieren. Dabei wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, der Ihre persönlichen Bedürfnisse berücksichtigt.
Fazit
Obwohl genetische Faktoren die Fertilität beeinflussen, stellen sie nicht den einzigen Grund für Empfängnisschwierigkeiten dar. Persönliche Lebensentscheidungen und Ernährungsgewohnheiten spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Mit den richtigen Informationen und einem entsprechenden Behandlungsplan ist es heute wahrscheinlicher denn je, dass viele kinderlose Paare mithilfe der modernen Medizin den Traum vom eigenen Nachwuchs realisieren können.