Die Fruchtbarkeit der Frau wird von vielen verschiedenen Faktoren bestimmt. Neben der genetischen Veranlagung spielen diverse Erkrankungen, Lebesstilfaktoren und das Alter der Frau eine wesentliche Rolle. Könnte auch ein bestimmtes Molekül namens NADH die weibliche Fortpflanzungsfähigkeit beeinflussen?
Abnahme von NADH mit Rückgang der Eizellen verbunden
Normalerweise lässt die Fruchtbarkeit einer Frau gegen Ende 30 nach, wobei die Fortpflanzungsfähigkeit in den Wechseljahren schließlich zum Erliegen kommt. Es ist bekannt, dass ein kleines Molekül namens Nicotinamidadenindinukleotid (NAD+) eine entscheidende Rolle bei diesem Rückgang spielt. Wissenschaftler vom Buck Institute for Research on Aging haben aufgeklärt, wie dies geschieht, und potenzielle neue Ansätze zur Verbesserung der reproduktiven Langlebigkeit identifiziert.
Die Forscher wollten jene Prozesse verstehen, die zu einer verminderten Fruchtbarkeit führen, welche mit der Menopause und damit auch mit der gesamten Lebenserwartung und Gesundheitsspanne von Frauen verbunden sind. NADH ist eine biologische Substanz, die in allen lebenden Zellen vorkommt und dementsprechend auch in pflanzlichen und tierischen Lebensmitten zu finden ist. NADH ist mit Vitamin B3 verwandt, das in allen Zellen vorkommt und an der s.g. mitochondrialen Atmungskette beteiligt ist. Seine wichtigsten Aufgaben bestehen darin, den Energiehaushalt in den Zellen zu regulieren. NAD beginnt mit zunehmendem Alter abzunehmen, und die Aufrechterhaltung optimaler Werte ist für wichtige Zellfunktionen und ein gesundes Altern von entscheidender Bedeutung. Kürzlich wurde deutlich, dass derselbe Rückgang auch in den Eierstöcken zu verzeichnen war, was zu einem natürlichen Rückgang der Eizellzahl im Laufe der Zeit in Verbindung mit einer verringerten Eizellqualität beitrug, Faktoren; die einer verminderten weiblichen Fruchtbarkeit führen können. Die Forscher wussten, dass NAD wichtig für die Förderung der Eierstockfunktion ist, jedoch nicht, warum es zu einer Abnahme dieser Substanz kommt.
Um die molekularen Mechanismen aufzudecken, die den NAD+-Verlust in den Eierstöcken regulieren, fügten die Forscher zunächst ein weiteres Puzzleteil hinzu: CD38, ein Enzym, von dem bekannt ist, dass es einer der Hauptverursacher des NAD+-Abbaus ist. Während des Alterungsprozesses wird mehr CD38 exprimiert, was zu einem stärkeren Abbau von NAD+ führt, wodurch der Alterungsprozess beschleunigt wird. Die Rolle von CD38 bei der weiblichen Fortpflanzungsfunktion wurde jedoch nicht nachgewiesen. Das Forscher-Team fand heraus, dass CD38 hauptsächlich in den Immunzellen der Eierstöcke vorkommt, und sich in bestimmten Strukturen außerhalb der Eierstockfollikel befindet. Zudem konnten die Experten feststellen, dass CD38 mit dem Alter in den Ovarien zunahm. Sie stellten auch fest, dass je mehr CD38 vorhanden war, desto weniger NAD+ existierte.
Behandlung des Moleküs könnte bessere Fruchtbarkeit versprechen
Darüber hinaus untersuchte das Team einen Maustyp, dem CD38 völlig fehlte, und kam zu dem Schluss, dass Mäuse ohne CD38 mehr „Urfollikel“ besitzen, die schließlich reifen, um eine Eizelle freizusetzen. Frauen werden mit einer begrenzten Anzahl solcher Follikel geboren, die die Länge der Eierstocklebensdauer und damit die Fruchtbarkeit der Frau bestimmen.
Laut den Forschern ist es möglich, NAD+ zu modulieren, um die Fruchtbarkeit positiv zu beeinflussen. Der Nachweis, dass CD38 die Funktion und Fruchtbarkeit der Eierstöcke durch den NAD+-Metabolismus reguliert, bedeutet, dass die gezielte Behandlung dieses Moleküls neue Ansätze zur Verbesserung der reproduktiven Langlebigkeit bieten könnte.